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Amur senza fin

Christian
Ruch
29.09.18 - 04:30 Uhr
Amur Senza Fin
PRESSEBILD
PASCAL MORA

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Immer wieder diskutieren Touristiker, wie man die Destination Schweiz noch attraktiver machen kann. Meine Empfehlung: Die Gäste möchten am Leben der Eingeborenen teilhaben und interessieren sich für ihre Sitten und Gebräuche. Der SRF-Film «Amur senza fin» letzten Sonntag zeigte zum Beispiel, dass sich bei den Romanen im Oberland das Männchen mit dem Weibchen gerne paart, indem sie sich an eine Holzbiege im Wald lehnen. Wer aus Ländern mit eher konservativer Sexualmoral wie Saudi-Arabien kommt, wo es noch nicht einmal Holzbiegen gibt, wird einem solchen Treiben mit Interesse beiwohnen. Da stehen dem Tourismus in der Surselva Möglichkeiten offen, die noch gar nicht abzuschätzen sind!

Doch leider gibt es hierzulande immer noch Menschen, die für diese Offenheit so gar keinen Nerv haben. Dazu zählt beispielsweise die Familie Kipfer in Amsoldingen BE. Die Obstbauern störten sich daran, dass Gäste aus dem arabischen Raum durch ihre Plantagen spazierten und auch vor einem Blick in Kipfers Stube nicht Halt machten. Was naheliegend ist, denn seit der Einführung des Burkaverbots im Tessin und neuerdings im Kanton Sankt Gallen ist es doch kein Wunder, dass muslimische Gäste nun im Berner Oberland nach es bitzeli Geborgenheit suchen. Aber nein, Kipfers haben jetzt Schilder auf Arabisch aufgestellt, die das Betreten des Grundstücks verbieten. Ähnlich ungastlich ist man in Norwegen, wo man sich beklagt hat, dass in der Nordkap-Gemeinde Honningsvåg Kreuzfahrt-Touristen eine Abdankung gestört hätten. Ich finde das super! Es ist doch schön, wenn einem statt nur die paar Verwandten, die man eh nicht leiden kann, rund 6000 wildfremde Menschen zeigen, dass man nicht allein ist in seinem Schmerz.

Machen wir es in Graubünden besser! Öffnen wir unsere Badezimmerschränkli, unser Sexualleben, unsere Abdankungen, unseren Keller und Estrich und alles, was uns sonst noch peinlich ist, mutig und selbstbewusst der grossen weiten Welt! Umarmen wir unsere Gäste mit grenzenloser Hingabe und Liebe – eben: Amur senza fin!

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