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Schläft JSA?

Christian
Ruch
22.09.18 - 04:30 Uhr
KEYSTONE/PETER SCHNEIDR

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Die derzeitige Gehässigkeit in der Politik erreicht langsam aber sicher auch die Schweiz. Jüngstes Beispiel: das gutmenschelnde Gemäkel daran, dass Schweizer Waffen nun auch in Bürgerkriegsländer geliefert werden sollen. Ja und?! Schliesslich wird ja niemand gezwungen, eine Waffe auch tatsächlich zu verwenden – wenn sich aber ein Land dafür entschieden hat, seiner Bevölkerung mit einem spannenden Bürgerkrieg erstklassige Unterhaltung zu bieten, braucht es dafür natürlich qualitativ hochstehende Waffen. Und wer könnte die zuverlässiger liefern als die Schweiz?

Die Gehässigkeit geht aber noch weiter. Letzten Samstag war in diesem Blatt zu lesen, dass der für Waffenexporte mitverantwortliche Bundesrat, Herr Johann Niklaus Schneider-Ammann (kurz JSA), nicht immer so ganz bei der Sache sei, ja bei Sitzungen sogar ab und zu einschlafe. Als ob das verwerflich und verwunderlich wäre! Schweizer Politik ist nun mal, wie soll ich sagen, bisweilen etwas anästhesierend. Beginnt die «Tagesschau» um halb acht mit Schweizer Politik, entschwinde ich regelmässig in Morpheus‘ Arme und komme meistens erst wieder zu mir, wenn Thomas Bucheli zugibt, dass er sich wettermässig leider geirrt und auch keine Ahnung habe, ob man nächsten Samstag draussen grillieren kann. Doch zurück zu JSA: Wer schläft, sündigt nicht, insofern kann sich unser Bundesrat eines guten Gewissens erfreuen, Waffenexporte hin oder her. Ausserdem: Der britische Premier Winston Churchill hat die wichtigsten Entscheidungen des Zweiten Weltkriegs im Morgenmantel getroffen. Und wen hat er damit besiegt? Den notorisch schlaflosen Hitler. Sehen Sie! Ich stelle mir auch vor, dass so ein Nickerchen, in dem JSA vielleicht von der schönen, aber leider nur einmal getroffenen Ivanka träumt, um einiges angenehmer ist als die unerfreuliche Realität einer Bundesratssitzung.

Also alles halb so wild. Und vielleicht war das sowieso nur ein läppischer Druckfehler. Ich glaube: JSA ist nicht eingenickt, sondern eingeknickt. Vor der Schweizer Waffenlobby nämlich.

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