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In Russland

Christian
Ruch
23.06.18 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Heute möchte ich meine launigen Ausführungen mit einem kleinen Rätsel beginnen: Was haben unser geschätzter, lieber Herr Bischof Vitus Huonder und der deutsche Bundestrainer Joachim Löw gemeinsam? Richtig: Beide haben es mit unzuverlässigen Untergebenen zu tun, die sich gerade in Russland aufhalten. Im Falle von Löw ist die Situation vor dem alles entscheidenden Spiel gegen Schweden so ernst, dass Horst Seehofer – notabene auch deutscher Sportminister – die Anweisung gegeben hat, alle Ausländer an der Strafraumgrenze zurückzuweisen. Oder sie zumindest ins Offside laufen zu lassen, im Schwedischen nicht umsonst als Ballefalle bezeichnet. Ob das alles was nützt, ist zu bezweifeln, denn dass eine deutsche Mannschaft Schwierigkeiten hat, in Russland weiterzukommen, weiss man spätestens seit 1943. Doch das nur nebenbei.

Komplexer ist der Fall für Vitus Huonder. Der hat in Küssnacht am Rigi einen Pfarrer, der dem Glücksspiel frönte und dafür rund 50 Leute anpumpte. Wahrscheinlich fürchtete man im Ordinariat, dass getreu der Weisheit «Pech im Spiel, Glück in der Liebe» noch Ärgeres drohen könnte, jedenfalls eilte unser Herr Bischof höchstpersönlich nach Küssnacht, um den sündigen Seelsorger davon «zu überzeugen, die vom Bistum bereitgestellte Hilfe umgehend anzunehmen». Das Duell zweihändiger Bischof gegen einarmiger Bandit endete aber allenfalls unentschieden, denn besagter Pfarrer habe es – und nun zitiere ich wieder das Bistumscommuniqué – «vorgezogen, diese Angebote vorerst nicht anzunehmen aufgrund einer länger geplanten Reise in Bezug auf die Fussballweltmeisterschaft in Russland.» Die Küssnachter selbst ficht das alles übrigens nicht an, die fordern, dass ihr Pfarrer zurückkehren möge. Also nicht nur aus Russland, sondern auch in die Pfarrei.

Ich würde das begrüssen. Denn wenn ein Priester extra nach Russland zur WM reist, dann sicherlich doch nur, um der Nati seinen Segen und geistlichen Beistand zu gewähren. Nicht dass es für die Schweizer Jungs am Ende noch heisst: «Rien ne va plus!»

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