×

Habemus papam

Christian
Ruch
19.05.18 - 04:30 Uhr
TWITTER/CVP CHUR

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Diese Woche bekam die Liebste ein Couvert «an alle Bündnerinnen und Bündner», das mich als geduldeten Ausländer überhaupt nichts angeht und gerade deshalb brennend interessierte. Darin: ein Prospekt des Regierungsratskandidaten Andreas Felix, BDP (Bürgerlich-Demokratische Partei). Der kandidiert aber gar nicht mehr. Nicht darin: ein Prospekt von Linard Bardill, BDP (Bardills Dankenswerte Politoffensive). Der kandidiert aber. Dafür taucht der Sänger in einem Heftli auf, das uns ebenfalls beglückte und in dem es um Vollmilch, Vollkorn oder so was geht. Ach nee, Vollgeld. Genau.

Auch in diesem Heftli abgebildet: der Papst. Nun frage ich mich, ob der, wenn er im selben Heftli ist wie der Linard Bardill, vielleicht auch kandidiert. Und wenn ja, für welche Partei. Naheliegend wäre die CVP. Doch seitdem die CVP Chur sich auf Twitter damit brüstet, dass ihr grösstes Wahlplakat ausgerechnet an der Wand eines Welschdörfli-Lokals für Erwachsene hängt, frage ich mich, ob Franziskus sich in der CVP so richtig wohlfühlen täte. Gut, vertikale Präsenz im Bereich des horizontalen Gewerbes macht insofern Sinn, als sich gestresste Familienväter – notabene Zielgruppe der CVP – im Welschdörfli von weiblichen und sehr fingerfertigen Fachkräften gerne einmal den Nacken oder sonst was massieren lassen. Doch zurück zum Papst: Angesichts der Ratlosigkeit des Bündner Wahlvolks, wem man eigentlich noch trauen kann, würden einige sicher gern ihn auf den Wahlzettel schreiben. Und unser geschätzter Herr Bischof ist garantiert total begeistert, wenn sein unkonventioneller Chef in unmittelbarer geografischer, wenn auch nur bedingt theologischer Nähe residiert.

Würde Franziskus gewählt – und davon ist bei der derzeitigen Kandidatenlage auszugehen –, könnten die sündhaften Unterengadiner Oberschlaumeier gleich zum Beichten antreten. Betonung liegt auf «könnten» – denn im Unterengadin ist man ja mehrheitlich evangelisch. Egal, wählen Sie den Papst trotzdem! Habemus papam tönt nämlich erfreulicher als Habemus scandalum.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.