Absprachen

Wenn Sie mich jetzt sehen könnten, sähen Sie mich immer noch vom Bündner Bauskandal erschüttert. Denn die Sache ist ja noch lange nicht ausgestanden und zieht immer neue Kreise. Erst letzten Montag forderte der Skandal ein weiteres Opfer, denn da bekam Sam aus Chur von der Bachelorette keine Rose. Nun ist Sam irgendwie aus Syrien und auch aus Deutschland, also kein Reto Normalbündner, doch nur schon die Tatsache, dass er in Chur studiert, reichte aus, ihn ins nächste Flugzeug zu setzen. So weit ist es schon!

Der Bachelorette kann ich das nicht einmal übel nehmen. Denn der Skandal von wegen Preisabsprachen betrifft längst nicht nur die Baubranche, wie ich zu meinem Schrecken entdeckt habe. Wir haben beispielsweise in Chur zwei McDonald’s. Und wenn Sie beide besuchen, werden Sie bemerken, dass der Big Mac exakt dasselbe kostet. Sie, das ist doch eine knallharte Preisabsprache! Ähnliches beim Aldi: Im Aldi Chur und im Aldi Samedan finden Sie zur gleichen Zeit die gleichen Sonderangebote. Beide Beispiele belegen, dass mittlerweile selbst ausländische Konzerne im Bündner Sumpf der Korruption versinken. Und da wundern Sie sich noch, dass Graubünden in ein schiefes Licht gerät? Ich nicht.

Nun könnte man sich damit trösten, dass man halt in der Privatwirtschaft es bitzeli Mafia spielt, aber sonst noch alles in Ordnung ist. Doch weit gefehlt! Auch in staatsnahen Betrieben geht es nicht mehr mit rechten Dingen zu. Beweis: Wenn Sie ein Ticket von Chur nach Landquart lösen, ist es völlig wurscht, ob Sie nun die SBB oder die RhB benutzen. Das wiederum beweist, dass es zu Preisabsprachen und einer Marktaufteilung gekommen sein muss. Doch das betrifft nicht nur die Finanzen: Wenn Sie mal das Kursbuch studieren, werden Sie feststellen, dass es in Chur und Landquart andauernd Anschlüsse zwischen SBB und RhB gibt – man spricht sich also mittlerweile selbst beim Fahrplan ab! Und die Fahrgäste lassen sich auch noch von diesem korrupten System umgarnen und nutzen es zum Umsteigen! Ist das nicht unfassbar!?