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Wagner

Christian
Ruch
24.03.18 - 08:00 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Voriges Mal habe ich hier über die Schwierigkeiten berichtet, am Wochenende ein befriedigendes Fernsehprogramm zusammenzustellen. Darum ging ich letzten Samstag auf Nummer sicher und machte mir einen netten DVD-Abend mit der Oper «Parsifal» von Richard Wagner. Für uns Deutsche stand Wagner ja immer für den Höhepunkt des Gesamtkunstwerks, zumindest bis das «Traumschiff» seinen Anker in unsere Herzen warf. Jedenfalls ist Oper auf DVD total supi: Man kann sie sich im Pyji reinziehen, zwischendurch aufs Klo bzw. an den Kühlschrank und – bei Wagner ganz wichtig – vorspulen. In einem Opernhaus können Sie das alles in der Regel nicht.

Aber wissen Sie was? Obwohl Wagner in Luzern und Zürich lebte, gehen seine Opern an einem Schweizer Publikum irgendwie völlig vorbei. Beispiel «Parsifal», 1. Akt: Da spielt ein König mit, der durch eine Speerverletzung schon lange dahinsiecht. Seine Ritter halten es aber nicht für nötig, mal die Suva einzuschalten, um abzuklären, ob es sich hier um einen Berufsunfall nach UVG handelt. Oder der König ein Fall für die IV ist. Er bekommt zwar eine Medizin aus «Arabia», doch hat die natürlich keinerlei Prüfung seitens Swissmedic durchlaufen. Im weiteren Verlauf des 1. Aktes will der König sterben, aber glauben Sie, einer seiner Liri-Ritter käme mal auf die Idee, eine seriöse Sterbehilfeorganisation zu kontaktieren? Dabei würde das die Oper stark verkürzen, so dass man danach noch den Spät-Krimi im ZDF gucken könnte. Ähnlich unbefriedigend sind auch andere Wagner-Opern. So beginnt «Die Walküre» mit der Arie «Wes‘ Herd dies auch sei, hier muss ich rasten». Leider bleibt die Frage unbeantwortet, man erfährt also nicht, ist der Herd jetzt vom Fust oder einem anderen vertrauenswürdigen Anbieter von Elektrotechnik.

Ich höre Wagner übrigens auch beim Posten. Mit dem «Siegfried-Idyll» im Ohr sieht WC-Papier gleich hübscher aus. Sollte ich Sie also mal im Supermarkt mit lautem «Hoiotoho!» begrüssen, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich hab nur Wagner.

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