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Hosenkauf

Christian
Ruch
09.12.17 - 10:00 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Die zweifelhafte Berühmtheit, die mir diese Kolumne beschert, bringt es mit sich, dass ich gewisse Handlungen vor der hiesigen Öffentlichkeit lieber verberge. Den Hosenkauf beispielsweise. Nichts wäre schlimmer, als wenn Sie mich dabei beobachten könnten, wie mich Eitelkeit und Ego in etwas mit der Grösse XL zwängen, wo allein noch XXL vertretbar ist.

Also nutzte ich einen Ausflug nach München, um mir in der Anonymität eines grossen Kaufhauses drei neue Hosen zu kaufen. Für Soziologen wie mich ein hochspannendes Beobachtungsfeld! Da war zum einen eine migrationshintergründige Familie: Er probierte mit grossem Ernst und ehrfurchtgebietender Würde Hose um Hose, während sie Mohammed und Mustafa daran hinderte, die Vorhänge der anderen Umkleidekabinen wegzuziehen. Die Hosenauswahl des Gemahls liess sie völlig unkommentiert. Ganz anders ein bayrisches Ehepaar: Sie zerrte ihn in einer Art in die Herrenabteilung, die knapp am Straftatbestand der Nötigung vorbeischrammte. Sein schüchterner Hinweis, dass es dort drüben Hosen im Sonderangebot gebe, wurde mit einem «Es muss fei net billig sei, poss‘n muss es!» quittiert. Da die bayrische Braukunst aber bereits barocke Wölbungen hervorgerufen hatte, wollte partout keine Hose passen. Also wurde eine Verkäuferin zu Rate gezogen. Die warf einen ebenso mitleidigen wie leicht verächtlichen Blick auf den Bajuwaren und meinte: «Oiso, so a Hosn kennen‘S nur trogn, wenn’S an Hosnträger ham!» Was die Gattin zu einem triumphalen «Sixt es, wos i immer sog!» ermunterte. Und zur Verkäuferin: «Wissen’S, i sog eahm des olleweil, oba er wui ja net hern!» In diesem Moment begriff ich, dass Deutschland gar keine neue Regierung unter Muttis Führung braucht, weil in Tat und Wahrheit längst Millionen Muttis die Herrschaft übernommen haben.

Zurück in der Schweiz las ich, dass Graubündens kommender Regierung keine Frau angehören wird. Hier haben halt noch die Männer die Hosen an, dachte da der Macho in mir. Fragt sich nur, wer sie ihnen ausgesucht hat …

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