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Sondierungsgespräche

Christian
Ruch
25.11.17 - 10:00 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Auf Weihnachten freue ich mich diesmal null. Sie in der Schweiz haben es gut: Ihnen bringt – kantonal geregelt – entweder das Christkind, Père Noël oder sonst jemand mit Eidg. Schenkbewilligung die Gaben. Nicht so bei uns Deutschen. Wir mussten zwar schon am 24. September unsere Wunschzettel abgeben. Aber weil da so viel draufstand, fand Mutti, dass die Empfänger diesmal zusammenarbeiten sollen: das Christkind, der Weihnachtsmann und Santa. Der ist ein entfernter Verwandter des Weihnachtsmanns und in die USA ausgewandert. Dort hat er den Rentierschlitten durch einen Truck ersetzt, den ihm ein Süssgetränkeproduzent zur Verfügung stellt. Weil aber Christkind, Weihnachtsmann und Santa ganz unterschiedliche Geschenkkonzepte haben, mussten sie erst einmal Sondierungsgespräche führen.

Damit ging der Zirkus los. Das Christkind wollte auch Flüchtlinge beglücken. Ausgeschlossen, so der Weihnachtsmann, sein Rentierschlitten habe eine Obergrenze von 200 000 Geschenken. «Apropos», sagte das Christkind, «deine Rentiere stossen zu viel CO2 aus und gefährden damit die Ziele des Pariser Klima-Abkommens. Und auch Santa sollte seinen Truck bis 2030 mit einem Elektromotor ausrüsten.» Doch weder Santa noch der Weihnachtsmann wollten die eigentlich vernünftigen Bitten des Christkinds erhören. Auch über die Geschenke stritten sie in endlosen Sitzungen. Mutti versuchte zwar zu vermitteln, aber nach vier Wochen stieg Santa einfach in seinen Truck und fuhr davon. «Lieber keine Geschenke als schlechte Geschenke», sagte er zum Abschied.

Mutti will nun Herrn Schulz fragen, ob vielleicht er Geschenke besorgen kann. Herr Schulz ist nämlich Buchhändler. Aber beleidigt, weil sich so wenige am 24. September was von ihm gewünscht haben. Wenn alles nichts hilft, müssen wir im Februar oder so die Wunschzettel neu schreiben. Echt, Sie, von Weihnachten hab ich die Schnauze so was von voll! Nächstes Jahr flieg ich weit weg. Vielleicht nach Jamaika. Da wollte Mutti mit uns eigentlich dieses Jahr schon hin.

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