Churer Joch

Sommerzeit ist Wanderzeit, und so posten nun wieder alle, die irgendwie aushäusig sind, ihre Eindrücke und Ausblicke, dies in der Hoffnung auf möglichst viele Likes. So auch ein mit uns befreundetes Paar, das uns am Glück seines wunderbaren Blicks auf Chur teilhaben liess. Aufgenommen auf dem sogenannten Churer Joch. Und da begann mein Dilemma: Hätte ich das an sich sehr schöne Foto geliket, hätte ich mich mit der falschen Bergbezeichnung gemein gemacht. Denn das Churer Joch heisst offiziell nur Joch, mögen sich da oben auch noch so viele Churer tummeln. Der Ausweg: Ich habe das Bild geliket, aber auf den korrekten Namen hingewiesen. Worauf mir unterstellt wurde, dass ich bei meiner Verdauung kleine Satzzeichen ausscheiden täte, sprich: ein Tüpflischiiesser sei.

Das also ist der Dank für geografische Korrektheit. Dabei ist die Bezeichnung vieler Schweizer Gipfel ohnehin ein einziger Skandal. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Dass der berühmteste Berg dieses Landes nach dem viel zu früh verstorbenen Berner Liedermacher Mani Matter benannt wurde, geht voll in Ordnung. Dass aber der Pass zwischen Engadin und Puschlav den Namen einer Nähmaschine trägt und ein Sonnenmilch-Hersteller das Bundesamt für Landestopografie dafür bezahlt hat, einen Berg Piz Buin zu nennen, ist genauso unerhört wie das Sponsoring seitens einer Churer Brauerei, das uns den Calanda beschert hat. Immerhin hat die Behörde jetzt eingesehen, dass es so nicht geht und weigert sich zum Glück standhaft, dem Ansinnen einer Westschweizer Warenhauskette Folge zu leisten und den 2376 Meter hohen Vilan in Manor umzutaufen. Abgelehnt wurde übrigens auch die Umbenennung des Walliser Dent Blanche in Elmex.

Ganz schwierig aber ist der Fall Rigi: Heisst es nun der oder die Rigi? In Zeiten von Gender-Debatten und Transsexualität ein echtes Problem. Zudem wollen gerade wir Männer immer schon gern vorher wissen, ob wir jetzt sie oder ihn besteigen. Und das nicht nur beim Wandern, wenn Sie verstehen, was ich meine…