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Badragaxit

Christian
Ruch
24.06.17 - 18:03 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Echt herzig, wie sich letzten Sonntag die Leute in Moutier gefreut haben, dass ihre Stadt in den Kanton Jura darf. So ein Jubel fehlt bei uns – dabei wüsste ich einen Übertrittskandidaten: Bad Ragaz. Der beschauliche Kurort wäre in Graubünden viel besser aufgehoben, sind es doch bis Chur nur 21 Kilometer, aber nach St. Gallen fast vier Mal so viel. Zudem fühlen sich die Badragazzi im Kanton St. Gallen ebenso unwohl wie die bald zu Jurassiern Moutierten im Kanton Bern. «Es ist einfach schrecklich», so eine Bürgerin von Bad Ragaz (Name der Redaktion bekannt). «Wir wünschen uns nichts sehnlicher als Senf zur Bratwurst, aber das haben die St. Galler Behörden ja verboten!» Sie sei deshalb Teil einer Schlepperbande, die nach Einbruch der Dunkelheit immer wieder Bad Ragazer über die Eisenbahnbrücke in die auf Bündner Boden gelegene Raststätte «Heidiland» bringe. Wo man, was jedem Bad Ragazer Tränen in die Augen treibe, völlig problemlos Senf zur Bratwurst bekomme.

Zulauf hat die mit den Schleppern verbündete Separatistenbewegung «Rabatz in Ragaz» wegen der aktuellen Staffel der Doku-Soap «Die Bachelorette» auf 3+, in der sich eine Flawilerin mit dem typischen St. Galler Namen Eli Simic mit diversen Testosteronbolzen herumschlägt. «Wir schämen uns so für diese Sendung», sagt einer der Separatisten, «darum wollen wir endlich in einem Kanton leben, der sich nicht dauernd so blamiert. Elis Dialekt ist doch schon schlimm genug.» Apropos Sprache: Die Bad Ragazer blicken auch deshalb neidvoll zur anderen Rheinseite, weil dort die Kinder als erstes Italienisch lernen. «Jeder Maienfelder kann später mal auf Beach-Partys und sogar alkoholisiert grammatikalisch korrekt ‚Azzurro‘ mitgrölen. Diese Sprachkompetenz wünschen wir auch unseren Kindern.»

Folgt also dem Mouxit der Badragaxit? Ich finde, wir sollten Bad Ragaz in unserem Kanton willkommen heissen. Denn in Graubünden ist man sich zwar nie einig, aber jeder darf zu allem seinen Senf dazugeben. Und das ist doch das Wichtigste, oder?

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