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Schön schlemmen für Schmetterlinge im Bauch

Auf extravagante Koch-Experimente und ambitionierte Gourmetmenus habe ich in den vergangenen Monaten verzichtet, weil ich in erster Linie für mich alleine gekocht habe – sofern ich die Kochkelle überhaupt geschwungen habe. Nun kommen wieder datingfreundlichere Zeiten auf uns zu. Höchste Zeit also, die eigenen Kochskills etwas auf Vordermann zu bringen.

Single
Bock
04.08.21 - 16:30 Uhr

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Wie ist es Euch eigentlich ernährungstechnisch in den letzten Monaten so ergangen? Wenn ich meinen Insta-Account als Indikator nehme, haben mindestens 68 Prozent der Schweizer Bevölkerung gelernt, wie man Bananenbrot macht und uns das auch in Stories und Posts mitgeteilt. Umfragen in Deutschland haben gezeigt, dass häufiger mit frischen Lebensmitteln gekocht wurde. Ich muss zu meiner Schande gestehen, das einzige Bananenbrot, das ich in den letzten Monaten gegessen habe, kam aus der Küche einer guten Freundin und der Anteil frischer Lebensmittel in meinem Ernährungsplan hat stagniert. Dafür konnten die Lieferservices in Chur und Umgebung regelmässig Geld von meiner Kreditkarte abbuchen.

Ich will nicht behaupten, ein passionierter und ambitionierter Koch zu sein. Versteht mich richtig: Ich kann kochen und gebe auf einer Dating-Plattform auch damit an, ein Gericht auf Niveau «Weltklasse» zubereiten zu können. Auf extravagante Experimente und ambitionierte Gourmetmenus habe ich bisher aber verzichtet. Sicher auch, weil ich in den vergangenen Monaten in erster Linie für mich alleine gekocht habe – sofern ich die Kochkelle überhaupt geschwungen habe.

Nun kommen wieder datingfreundlichere Zeiten auf uns zu. Höchste Zeit also, die eigenen Kochskills etwas auf Vordermann zu bringen. Schliesslich will man ein erstes Date ja auch kulinarisch von sich überzeugen und (Vorsicht Uralt-Weisheit): Liebe geht durch den Magen. Bei einem ersten Date aber eine Berner Schlachtplatte aufzutischen, könnte unter Umständen kontraproduktiv sein. Wahrscheinlich ist was Leichteres zielführender, man will ja schliesslich auch noch Platz für Schmetterlinge im Bauch lassen.

Ich habe also meine First-Date-Essensstrategie optimiert. Nicht bei irgendwem: Küchenchef und Gastroberater Pascal Schmutz hat sich meiner angenommen und mich mit einigen Tipps für ein mögliches erstes Date unterstützt. Der Mann ist mit 16-Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Wir haben uns an einem grauen Nachmittag getroffen – schönes Wetter wäre diesen Sommer ja auch komplett unrealistisch gewesen – und Pascal hat ein Picknick mitgebracht. Ein Picknick zum Niederknien, sage ich Euch. Ich habe innert kürzester Zeit profunde Gefühle entwickelt – also für das Picknick. Es gab Baumnuss-Salsiz aus Schiers, Brie aus Brigels und pochierten Käsekuchen. Danach kurz angebratenes Carpaccio von der Kuh, an Trauben-Honig-Chilimarinade mit Gurke und Frühlingslauch, Speck-Kümmelkuchen und Graved Forelle auf Randenfocaccia mit Sauerrahmsauce.

Nun kann man natürlich sagen, dass es einem Sternekoch leichter fällt, ein atemberaubendes Picknick zu zaubern. Man muss, so lerne ich, aber nicht Spitzenkoch sein, um mehr als ein paar Landjäger und Gala-Käsli zum Picknick oder eine Büchse Ravioli (sofern man sein Date nach Hause einlädt) aufzutischen. Hier nun also die Spitzenkoch-Tipps, die ich mir notiert habe:

Variante Picknick

Macht (oder besorgt) Euch eine Focaccia und nehmt einen Salat mit saisonalem Gemüse mit. Da ist man immer safe, wie Pascal meint. Statt der Standard-Brauseplörre von der Tankstelle organisiert Ihr Euch einen Schweizer Schaumwein (Geheimtipp von Pascal). Wenn Ihr dann noch ein Einmachglas mit etwas Wurst/Käse-Salat (oder für Vegis: Kartoffelsalat) mit dabeihabt, kann eigentlich fast nichts schiefgehen – zumindest was das Essen betrifft. Immer gut: lokale Produkte. Geht zum Dorfkäser oder in die Dorfmetzgerei, um Euch einzudecken.

Variante Daheim

Unser Sternekoch ist auch Fan davon, etwas vorzubereiten, das man in die Mitte des Tischs stellt und von dem sich dann beide bedienen. Ob ein Plättli oder einzelne kleine Dishes. «Bei den kleinen Gerichten muss man auch kein 5-Gänge-Menü bemühen. Wenn man ein paar Rüebli schnibbelt, die mit etwas Sesam und Orangensaft zubereitet und sie dann noch mit ein paar Datteln ergänzt, hat man schon den ersten Bestandteil der Mahlzeit», erklärt Spitzenkoch Pascal.

Getränke

Ein hausgemachter Sirup, zum Beispiel mit Minze und Melisse, ist immer gut. Für die alkoholische Variante schlägt Pascal vor, saisonale Früchte zu nehmen, einen Teil davon zu pürieren und den Rest in kleine Stücke zu schneiden, das Ganze in eine Glaskaraffe zu geben und mit einem Schweizer Schaumwein aufzufüllen.

Zum Schluss hat mir Pascal noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben:

  • «Ich würde ein erstes Date nicht in einem Restaurant machen, wo man sich vis-à-vis gegenübersitzt. Lieber nebeneinander in einer Lounge sitzen und Fingerfood teilen.»
  • «Wenn man nicht ins Restaurant will, geht man idealerweise gemeinsam einkaufen und bereitet das Essen dann auch gemeinsam zu. So beginnt das Date schon beim Einkauf und man bereitet auch nichts vor, dass das Gegenüber dann vielleicht nicht mag. Ausserdem kann man dann auch gleich noch einen Blumenstrauss kaufen.»
  • «Wenn man nicht so gut kochen kann, macht man Lasagne. Das ist einfach, Ihr könnt vieles vorbereiten, die Lasagne dann in den Ofen schieben und Euch auf Euer Date konzentrieren.»
  • «Könnt Ihr überhaupt nicht kochen, holt Euch Tapas.»
  • «Macht kein Risotto. Erstens müsst Ihr beim Risotto immer bei der Pfanne bleiben und zweitens ist die Gefahr zu gross, dass es entweder zu körnig oder dann zu pampig wird.»

Ausgerüstet mit Pascals Tipps bin ich nun, zumindest was die Kulinarik betrifft, bereit für ein nächstes erstes Date, egal ob indoor oder outdoor. Was jetzt noch fehlt, ist das Date. Vielleicht ergänze ich ja mein Tinderprofil mit einem Hint auf meine neuen Erkenntnisse. Ihr werdet an dieser Stelle natürlich auf dem Laufenden gehalten. Und wisst Ihr was? Auch wenn sich in nächster Zeit kein Date ergeben wird: Ich habe Bock auf Tapas und Schweizer Schaumwein bekommen.

In diesem Sinne: An Guata und passt auf Euch auf

Euer Singlebock

P.S. falls Ihr nicht selber Kochen wollt, hätte ich da jetzt euch einen Restaurant-Tipp für Euch: Pascal hat vor Kurzem ein neues Gastro-Konzept für das Piz Buin in Klosters entwickelt.

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Leute, mir scheint, dieser Blog hier entfernt sich immer mehr von seinem Thema. Seine Funktion erfüllen oder auch bloss erfühlen alias anpeilen, davon kann nicht die Rede sein, wenn ich die ernüchternde Realität betrachte.
Die Schmetterlinge stehen auf der Roten Liste. Und Schlemmen macht dick, Ersatzhandlung. Dieser ellenlange Text (inklusive Product Placement für Pascal Schmutz) geht doch komplett am Ding vorbei (wie Rolf Miller zu erwähnen pflegt).
https://www.youtube.com/watch?v=twK1iHcK2ks#t=28s
https://www.youtube.com/watch?v=RCn85Qt7nUY
https://www.youtube.com/watch?v=MAU429F6Mig
Zielführend fände ich geistige ideale und praktische Anleitungen (wie ich sie bereits vorschlug) sowie Bücher im Sinn "Der unberührte Mensch" wie "Heilen mit Liebe" von Kardiologe Dean Ornish.