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Das Coronavirus ist ein mieser Verräter

Single
Bock
01.04.20 - 16:00 Uhr
Der Mittelfinger ist für dich Coronavirus
Der Mittelfinger ist für dich Coronavirus
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Vor zwei Wochen habe hier darüber schwadroniert, was wir Singles alles unternehmen können, während uns das Coronavirus zum Verweilen in den eigenen vier Wänden verdonnert: Hausputz, Steuererklärung, Date-Playlists anpassen und die WC-Papier-Lager bewachen. In der Zwischenzeit habe ich aber erfahren, dass wir Singles nicht die sind, die vom miesen Verräter Coronavirus in Liebesdingen am härtesten getroffen werden. Wir haben uns ans Singleleben gewöhnt. Wir können uns arrangieren. (Die im letzten Artikel erwähnte Füttla-Filmli-Site bietet ihren Premium-Account jetzt auch in der Schweiz an – habe ich gehört).

Jetzt stellt euch aber mal vor, ihr habt die eine Person gefunden, und ein dahergelaufenes Virus zwingt euch dazu, diese Person bis auf Weiteres nicht mehr sehen zu können. So passiert ist das einer Leserin, die sich per Mail gemeldet hat. Sie schreibt:

«Macht doch bitte mal einen Bericht über Paare, die sich nicht sehen dürfen, jetzt, wo sie sich am meisten bräuchten. Vielen geht es wahrscheinlich wie uns. (…) Mein Freund als Nachbarstaats-Bürger kann nicht zu mir in die Schweiz einreisen und wenn das in absehbarer Zeit mal möglich wäre, müsste er danach zwei Wochen in Quarantäne. Ich als Schweizer Staatsbürgerin dürfte mit einem negativen Corona-Testergebnis in sein Land einreisen. Leider möchten die Ärzte aber keine Tests für gesunde Personen machen, da sie diese für Erkrankte dringend brauchen und die Labore so schon überlastet sind. Das verstehe ich sehr gut und könnte das auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ich kranken Personen noch den Test wegnehmen würde!»

Kennengelernt haben sich die beiden – und da schlägt die Ironie des Schicksals gleich nochmal mit der groben Keule zu – über eine Online-Dating-Plattform. Das war vor acht Monaten. Jetzt müssen die beiden ihre Beziehung wieder online leben, statt gemeinsam auf rosaroten Wolken oder über Frühlingswiesen zu hüpfen und dabei die Finger nicht voneinander lassen zu können. Und irgendwo lacht sich ein kleiner mieser Herzbrech-Teufel ins Fäustchen – Arschloch!

Die Leserin und ihr Freund haben wirklich alle verfüg- und erreichbaren Hebel in Bewegung gesetzt, um sich sehen zu können. Sie haben sich beim BAG informiert, eine Nachricht an die Schweizer Botschaft im betreffenden Nachbarland geschickt und sich sogar bei den Grenzwachtkorps beider Länder gemeldet. Dabei sind sie auf viel Verständnis gestossen – geändert hat sich an der Situation aber nichts. Sie führen im Moment eine vom Miesepeter-Virus auferlegte Fernbeziehung und sehen sich lediglich auf den Bildschirmen ihrer Handys oder Computer.

Darum jetzt einen ausgestreckten Mittelfinger für das Coronavirus und ein herzliches «haltet durch» (mit Herzchen, Rosenduft und dicklichen Engeln, die mit Herzpfeilen um sich schiessen) an die beiden und an alle anderen, die sich zurzeit wegen des hinterfotzigen Coronavirus noch etwas gedulden müssen, bis sie sich wieder in die Arme schliessen können. Ich weiss, alles was ihr im Moment hört, sind Durchhalteparolen. Kein Trost. Vielleicht helfen euch ein paar der Tipps, die ich mir auf die Schnelle ausgedacht oder im Netz gefunden habe:

  • Schaut euch gemeinsam Schnulzen an. Du hier, er dort. Schreibt einander während des ganzen Films immer wieder, wenn euch etwas berührt.
  • Schmiedet konkrete Pläne, was ihr alles gemeinsam unternehmen wollt, wenn die ganze Corona-Kacke vorbei ist (das wird sie irgendwann)
  • Schickt euch kleine unanständige Nachrichten («Wenn du jetzt hier neben mir liegen würdest, würde ich…») und übernehmt die Ideen gleich in die Liste aus dem Tipp oben.
  • Schickt euch per Post kleine Briefchen oder Postkarten.
  • Geniesst auch die Momente, in denen ihr alleine seid und gestaltet sie schön und erholsam.
  • Redet mit Freunden und Familie über eure Situation.
  • Macht ein Candle-Light-Dinner per Skype.
  • Der wichtigste aber wohl auch am schwersten umsetzbare Tipp: erinnert euch selbst und auch euer Gegenüber immer wieder daran: Die Situation wird vorübergehen.

Ich wünsche euch viel Phantasie, Durchhaltewillen und Liebe. Lasst auch eure Liebe nicht vom Coronavirus kaputtmachen.

Euer Singlebock

P.S. Liebe Leserinnen und Leser…habt ihr den beiden auch Tipps? Schreibt sie uns in die Kommentare.

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