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Ab und an haben wir keine Lust

Single
Böckin
12.11.18 - 04:30 Uhr

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Kürzlich wurde ich von einem mir bis dahin fremden Mann angeflirtet. Eigentlich schmeichelte es mir sehr, obwohl er rein optisch nicht mein Typ war. Dennoch fand ich es mutig von ihm. Schliesslich muss man doch jederzeit mit einem Korb rechnen. Ich unterhielt mich mit ihm, obwohl ich eigentlich gemütlich ein Bier mit meiner Kollegin trinken wollte. Auf die Frage nach meiner Handy-Nummer reagierte ich allerdings nicht ganz so offen. «Ich glaube, du willst die Nummer nicht», war meine Antwort und ich lächelte den Herrn charmant an. 
Dieser wirkte so gar nicht vor den Kopf gestossen sondern nur noch interessierter. Als ich dabei war, die Bar zu verlassen, rief er mir hinterher, wie er mich denn wieder finden würde. Mehr als ein Lächeln meinerseits und die Bemerkung, dass es in Chur nicht so schwer sei eine Person wiederzufinden, gab es jedoch nicht.
Nur kurze Zeit später erhielt ich eine Facebook-Freundschaftsanfrage des besagten Herrn. Ich nahm sie aber nicht sogleich an, da ich mir nicht sicher war, ob ich dies auch wirklich wollte. 
Einige Wochen verstrichen, bis mir Mark Zuckerberg und sein Team einen Reminder schickten. Ich hätte da noch offene Freundschaftsanfragen. Dabei stolperte ich auch über die Anfrage des Mannes aus der Bar. Ich nahm sie an. Nur wenige Minuten später erschien eine Message von ihm auf meinem Smartphone. Er konnte es kaum glauben, freute sich aber über die verspätete «Zusage». Wir schrieben etwas – nichts wahnsinnig Bedeutendes und er schien eigentlich ganz nett. Dennoch schien es mir nur fair, ihn darauf hinzuweisen, dass ich gerade nicht auf der Suche nach der Liebe meines Lebens bin. Seine Antwort überraschte mich dann immens. Sie zeigt für mich deutlich auf, wie wir (Frauen) in den Augen von Männern teils gerne gesehen werden. Der Herr fragte nicht etwa weshalb ich nicht auf der Suche war, sondern schloss aus meiner Aussage, dass ich gerade Liebeskummer hatte. Er wünsche mir, dass dieser schnell vorbeigehe. Echt jetzt? Ist es so schwer vorstellbar, dass man auch gerne alleine durchs Leben zieht und einfach keinen Bock auf einen Mann hat? 
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