Wer an starren Hierarchien festhält, darf sich nicht wundern, wenn Talente abwandern

Wer «New Work» liest, denkt vermutlich sofort an Metropolen wie Zürich, Berlin oder San Francisco. An Büros mit Tischfussball, flexiblen Arbeitszeiten und Menschen, die mit einem Flat White in der Hand durch ein hippes Office spazieren. Doch: Was in den Grossstädten möglich ist, klappt auch in Graubünden.

Warum? Weil sich auch die Bündner Arbeitswelt radikal verändert. Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Erwartungen der jüngeren Generationen und die Chancen der digitalen Transformation: All das zwingt Unternehmen dazu, neue Wege einzuschlagen. Denn nur Bewegung schafft Zukunft.

Stell dir vor, du führst ein kleines oder mittleres Unternehmen in Chur, Davos oder Thusis. Dein Team ist zwar motiviert, aber trotzdem spürst du, dass die alte Arbeitsweise nicht mehr zielführend ist. Aber warum? Schliesslich hat es all die Jahre zuvor auch funktioniert.

Die Antwort: Junge Talente wünschen sich mehr Freiheit und erfahrene Mitarbeitende suchen Sinn und Stabilität. Und dann klopft auch noch die digitale Transformation an die Tür.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie gelingt es, «New Work» nicht nur als Projekt, sondern als gelebten Alltag in kleine und mittelgrosse Unternehmen zu etablieren?

Die Führungskräfte sind die Gamechanger. Wer an starren Hierarchien festhält, darf sich nicht wundern, wenn Talente abwandern. 

Du willst es mal ausprobieren? Nur zu. Hier sind fünf Tipps, die du gleich anwenden kannst: 

• Vertrauen statt Kontrolle: Verabschiede dich von der Illusion, alles im Griff haben zu müssen. Entscheidend sind Ergebnisse, nicht Arbeitsstunden. Frag deine Leute, wie und wann sie am produktivsten arbeiten und hör ihnen zu.
• Flexibilität ernst nehmen: Hybrides Arbeiten ist nur die Spitze des Eisbergs. Wahre Flexibilität bedeutet die Arbeit so zu gestalten, dass sie ins Leben passt. Auch in Handwerksbetrieben sind Schichtmodelle, Jobsharing oder autonome Teams denkbar.
• Sinn statt Blabla: Mitarbeitende wollen wissen, warum sie morgens aufstehen. Gerade kleine und mittelgrosse Unternehmen haben hier einen Vorteil: Sie sind näher an Region, Kunden und Menschen. Mache sichtbar, welchen Beitrag dein Unternehmen für Graubünden und die Gesellschaft leistet.
• Digitale Transformation als Chance: Digitale Tools sind kein Selbstzweck, sondern sollen Zusammenarbeit erleichtern, Prozesse vereinfachen und Wissen teilen. Aber Achtung: Digitalisierung funktioniert nur, wenn das Team mitgenommen wird und nicht, wenn eine Software von oben verordnet wird.
• Kultur sichtbar machen: «New Work» lebt von Ritualen, Sprache und Symbolen. Führe wöchentliche Check-ins ein, etabliere eine Fehlerkultur, feiere Erfolge und sei als Führungskraft Vorbild. Denn nichts zerstört «New Work» schneller als Führungskräfte, die das Gegenteil dessen leben, was sie predigen.

«New Work» ist keine Modeerscheinung. Es ist ein Überlebensfaktor. Gerade KMU in Graubünden können sich durch die bewusste Gestaltung von Arbeit zukunftsfähig machen und dabei eine Kultur schaffen, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch menschlich erfüllend ist.