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Die Zeit ist reif für die Vinschgau-Engadin-Bahn!

Hans Peter
Danuser
10.09.19 - 04:30 Uhr
Muottas Muragl Engadin Oberengadin See
Blick von Muottas Muragl auf das Oberengadin mit St. Moritz (rechts) und die Seen Silsersee, Silvaplanersee, St. Moritzersee (von hinten nach vorne). Fotografiert am 13.6.19. Bild Olivia Item
OLIVIA ITEM

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Der Südtiroler Landeshauptmann Kompatscher will «die Vinschgauer Bahn elektrifizieren und diese über Mals hinaus in die Schweiz nach Scoul verlängern. Dafür ist er bereit, den Eidgenossen bei der Finanzierung entgegen zu kommen.» So zitiert ihn die NZZ in einem Hintergrundartikel über die «reichste Provinz Italiens». Mit 530‘000 Einwohnern und einem Pro-Kopf-Einkommen von 44‘000 Euro wächst die Wirtschaft Südtirols seit Jahrzehnten. «Die Ausfuhr boomt, Tourismus, Landwirtschaft, die mittelständisch geprägte Industrie und der Dienstleistungssektor bilden eine breite und solide Basis.»

Für das periphere Engadin und Graubünden ist die Provinz damit zu einem attraktiven Nachbarn geworden, dessen Power und Potenzial gezielt erschlossen werden sollte, umso mehr, als auch die östliche Po-Ebene zwischen Brescia und Trieste wirtschaftlich boomt und ein «Gäste/Reservoir» für die Bündner Hochtäler aufweist.

Ein entscheidendes Mittel zu dieser Erschließung ist die direkte Eisenbahnverbindung zwischen der Vinschgauer- und der Rhätischen Bahn, die der Landeshauptmann will. Mit Blick auf den Realisierungsstand der NEAT und des Brenner Basis Tunnels, der 2028 eröffnet werden soll, ist der Zeitpunkt für eine konkrete, auch politische Wiederaufnahme des Bahnverbindungsprojekts ideal. Die Finanzierungslage ist dank verschiedener Fonds besser als früher und – da das Projekt grenzüberschreitend ist – auch lukrativer als die neue Variante einer Bahnverbindung Veltlin-Südtirol, die dank der Olympischen Winterspiele 2028 in Italien erneut diskutiert wird.

Zudem besteht ein klarer Nachholbedarf in der peripheren Bahnerschliessung der Alpenwelt im Vergleich mit der Entwicklung und dem Mitteleinsatz in den Agglomerationen.

Übersicht der Verkehrsverbindungen.

Das Projekt eröffnet dem Tourismus von Graubünden und Südtirol neue Visionen und Perspektiven: Umwelt- und klimagerechte Entwicklung, Grundlage für den Strukturwandel in Wirtschaft und Kultur…

Wesentliche Abklärungen und Vorbereitungen für das Projekt liegen bereits vor und können zeitnah aktualisiert werden.

Es braucht aber auch Vorstöße auf Landesebene, damit die Weichen in Bern in Sachen ÖV von der üppig alimentierten West- und Zentralschweiz wieder einmal Richtung Ostschweiz gestellt werden. Ein Wahlthema für unsere nationalen und kantonalen Politiker wäre diese Verbindungsbahn diesen Herbst alleweil.

Das wäre konkrete Klimapolitik für ein ausgereiftes Projekt, das nicht nur dem Klima, sondern auch den dadurch verbundenen Bündnern und Tirolern auf Generationen hinaus helfen würde.

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Ich weis nicht, ob sich derartige Projekte in der „heutigen Zeit“ noch verwirklichen lassen? Einerseits dauern die Genehmigungsverfahren aus vielerlei Gründen - nebst möglichen Einsprachen - sehr lange und andererseits sind die geeigneten Trassen längst verbaut. Dieses Projekt hätte man - eine ursprüngliche Variante wurde schon vor dem ersten Weltkrieg in Angriff genommen - zumindest nach dem zweiten Weltkrieg in Angriff nehmen sollen. Aber das waren wieder „andere Zeiten“! Es würde natürlich Sinn machen, aber eben! In „früheren Zeiten“ war man eben vorausschauender und heutige RhB-Strecken wurden schon vor mehr als 100 Jahren gebaut.