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Der St. Moritzer Polizeichef geht in Pension

Hans Peter
Danuser
02.07.19 - 04:30 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Ende Juni 2019 hat Ruedi Birchler das Kommando der St. Moritzer Gemeindepolizei seinem Nachfolger übergeben. Ruedi war 18 Jahre im Amt und hat gemäss Verabschiedungsreferenten einen sehr guten Job gemacht. Das ist in einem kosmopolitischen Ferienort wie St. Moritz nicht immer einfach. Während das WEF in Davos routinemässig jedes Jahr stattfindet und über klare Kommandostrukturen verfügt, ist die Situation in St. Moritz subtiler und von Fall zu Fall verschieden, da die Besucher hier ganz oder teilweise in den Ferien und entsprechend heikel sind. Sicherheit ja, aber möglichst keine Beeinträchtigung, ist die Devise.

Als Kurdirektor staunte ich oft, wie cool Ruedi diesen Spagat in enger Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei und den jeweiligen Bodyguards bewältigt hat. Typisches Beispiel war die indische Vorhochzeitsparty in der letzten Wintersaison, aber auch die Bilderberg-Konferenz oder die Flitterwochen des holländischen Kronprinzen vor einigen Jahren.

Ruedis Nachfolger Manuel Egger (46) bringt alle Voraussetzungen mit, die hohe Qualität der St. Moritzer Gemeindepolizei auch in Zukunft zu gewährleisten.

Für Ruedi (64) stellt sich jetzt die Frage, was nun? Gut 42 Jahre war er mit ganzem Herzen Polizist, pflegte seine Familie und als wertvollen Ausgleich zum harten Job die Musik: Tuba, Trompete und Alphorn, seit 15 Jahren zusätzlich Kontrabass im regionalen Orchester Engadin.

Anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Schweizer Eidgenossenschaft gründete er 1991 das Alphorn Ensemble Engiadina St. Moritz, das er bis heute mit Erfolg leitet und komplett organisiert. Was das neben Beruf und Familie bedeutet, zeigen einige Zahlen:

Jährlich gegen 100 Konzerteinsätze im Engadin, In- und Ausland, oft auch Übersee – macht in 28 Jahren gegen 3000 Einsätze in der Gruppe oder als Solist. Da auch die anderen Alphorn-Spieler der Gruppe beruflich stark engagiert waren, war Ruedis Aufgabe schwierig: Mario Salis, ehemaliger regionaler Chef der Kantonspolizei, Urs Fiechter, Bauunternehmer, ich als Kurdirektor. Heute sind wir alle pensioniert und freuen uns an den beiden Bläserinnen, die seit einigen Jahren dabei sind: Annina Schläpfer/Axa und Hadrawa Klinke-Hasler, Ärztin.  

Ruedi hat nicht nur musikalisch, sondern auch touristisch relevantes Potential. Ich war mit ihm in allen sechs St. Moritzer Schwester- und Partnerstädten, auf allen Kontinenten im Einsatz, mit Bundesrat Couchepin in Dubai, Bundesrätin Leuthard in der Wiener Hofburg und mit Evelyn Widmer-Schlumpf in Berlin, im Kölner Dom, … Ruedi kann die Sprachen, kommt gut rüber und hat einen sauberen Leitungsausweis. Ich hatte ihn in seinen Ferien aus eigener Zeitnot als Kurdirektor als «Botschafter» unter anderem in Vietnam, den Emiraten und der deutschen Promi-Insel Sylt eingesetzt. Seine touristische Erfahrung und sein Netzwerk sind stark und liegen fortan brach.  

Es ist schade, wenn Ruedis touristische Potenzial fortan nicht mehr gezielte eingesetzt und bewirtschaftet wird. Welche Ferienregion hat schon einen in Ehren verabschiedeten Polizeikommandanten, der virtuos das Schweizer Nationalinstrument spielt, die Welt kennt, sein Tal liebt und es im harten Wettbewerb unterstützen möchte? Einen besseren Markenbotschafter kann ich mir kaum vorstellen.

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