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Ein Espresso für 3 Franken in St. Moritz

Hans Peter
Danuser
02.04.19 - 04:30 Uhr
ZVG

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

«La Scarpetta» ist die wohl ungewöhnlichste kulinarische Lokalität in St. Moritz. Ein Facilitymanager, ein Sportartikel-Verkäufer und ein Student der Gastronomie haben aus ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Genuss und Gaumenfreude eine Mischung aus Pop-up-Restaurant und Delikatessen-Laden geschaffen: halb Beiz, halb Shop im ehemaligen Geschäft des Schuhmachers und Turmmeisters Heitz oberhalb der Dorfkirche in der Via Veglia 11. Das entnehme ich dem Newsletter von Gault&Millau, der auch auf die Website verweist. Dimitrios Kefalas (30), in St. Moritz aufgewachsen, gibt mir bei einem Bernina Bier weitere Infos.

Scarpetta heisst auf Deutsch Stiefel, der an den ehemaligen Schuhladen erinnert. Der Name steht aber auch für die Angewohnheit, den Saucen-Rest auf dem Teller mit einen Stück Brot aufzuditschen. Ein Lob für jeden Chef. Kefalas schrieb an der Fachhochschule Zürich eine Bachelor-Arbeit über die mögliche Symbiose des norditalienischen Grotto-Konzepts mit der hochalpinen Gastronomie des Engadins. Sein Partner Luca Hofer (23) studiert an der Uni in Piemont Gastro-Wissenschaft. Ihre Passion ist «Slow Food» mit hochwertigen Produkten zu fairen Preisen: hausgemachte Pasta, sorgfältig ausgewählte Weine, primär aus dem Piemont, Fleisch direkt vom Engadiner Bauern, etwa ein ganzes Rind aus Madulain, exzellenten Espresso für nur drei Franken.

Die drei Jungunternehmer sehen ihr Lokal als Hotspot für gemütliche Apéros für Junggebliebene nach dem Skifahren und vor dem Ausgang. Käse, Trockenfleisch und Oliven sind die Basis dazu. Mittags und abends gibt es würzige «Teller-Menüs» und Paninis für weniger als 20 Franken, gut, einfach, authentisch.

Das «La Scarpetta» ist seit 1. Dezember 2018 bis Ostern dienstags bis samstags von 11.30 bis 21 Uhr offen. Im Hauptraum stehen zwei Sechser-Tische und ein Zehner-Tisch, etwas erhöht im Nebenraum ein weiterer Sechser-Tisch samt Couch. Im Fenster hängen hausgemachte Spaghetti an Kleiderbügeln. Das ganze Ambiente ist gelassen und locker, mit Stil.

«La Scarpetta» reiht sich zu den paar stimmungsstarken Gaststätten in St. Moritz, die zwar recht klein und retro, aber durchaus erfolgreich sind: «Pavarotti», «Hatecke», «Pure Alps» und «Balthasar» (Espresso für zwei Franken, dann aber oho…) im Dorf und die «Baracca» im Bad bei der Signalbahn.

Alle werden von leidenschaftlichen Gastgebern und Unternehmern geführt, die an der Front stehen und überall selbst anpacken.

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