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Südostschweiz auf Kreuzfahrt

Hans Peter
Danuser
07.05.19 - 04:30 Uhr
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Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

 

Somedia hat für September 2019 erstmals eine Kreuzfahrt ausgeschrieben. Das ist mutig in einer Region der Alpen und Voralpen, die eher terrestrisch orientiert ist und in der sich Schwimmer und Nichtschwimmer etwa die Waage halten. Andererseits hat das Kreuzfahrtgeschäft in den letzten Jahren massiv zugelegt und ist zu einer Boom Sparte im internationalen Tourismus geworden, die man heute persönlich kennen und beurteilen sollte. Und St. Moritz bzw. Graubünden stellt mit Roman Obrist einen bekannten und erfahren Kapitän, der viele Jahre für die Hapag Lloyd im Einsatz war (MS Bremen).

Weltweit sind heute 350 bis 400 Kreuzfahrtschiffe unterwegs. Gegen 120 neue Schiffe für total 60 Mia. US Dollar haben die Reedereien aktuell bestellt und werden in den nächsten Jahren die bestehenden Flotten ergänzen – eine absolute Rekordmarke! Im Vergleich zu den rund 50‘000 Einheiten der globalen Handelsflotten (Tanker, Containerschiffe …) sowie den Fischer- und Navy-Flotten ist das wenig. Die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere hat sich seit 2007 von 15,4 Millionen bis 2018 auf 26,9 Millionen fast verdoppelt und dürfte in den nächsten zehn Jahren auf 38 Millionen steigen.

Nach zahlreichen Fusionen und Übernahmen dominieren heute die «Big Four» die Kreuzfahrt Branche: Carnival Corporation (Aida, Costa, Cunard, …), Royal Caribbean Cruises (Celebrity, Silversea, TUI mit sieben Schiffen), Norvegian Holdings, Mediterranean Shipping Company MSC. Knapp 50 Prozent der ca. 28. Millionen Passagiere im Jahr 2018 kommen aus Amerika, ca. 25 Prozent aus Europa, 15 Prozent aus Asien (Cruisetip 2/2018, S. 28f.).

Die Südostschweiz Kreuzfahrt vom 21. bis 28. September 2019 findet mit der «Fantasia» der MSC Cruises statt, einer italienisch-europäischen Allround Reederei der Gründerfamilie Abonte mit Sitz in Genf, die zurzeit 15 Passagier-Schiffe besitzt. Wie jedes Kreuzfahrtschiff bietet auch die «Fantasia» ihren Gästen die Möglichkeit, auf bequeme, unterhaltsame und sichere Art die Welt zu entdecken – ohne lästiges Kofferpacken, Ein- und Auschecken, aber jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen und so das erholsame Erlebnis einer Reise übers Meer zu geniessen.

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Dazu kommen geführte Ausflüge nach Genua, Marseille, Palma de Mallorca, Ibiza, Neapel und Livorno. An Bord wartet ein abwechslungsreiches Programm mit den Calimeros, Francine Jordi, Marie Louise Werth, den Engadiner Alphornbläsern, der Ländlerkapelle Oberalp und weiteren Musikern. Moderator und «Kreuzfahrtdirektor Südostschweiz» ist Cony Sutter vom bekannten Cabaret Duo Sutter&Pfändler aus der Region Gaster/See. Spass, Humor und gute Stimmung sind garantiert.

Für die zwei Bläserinnen und vier Bläser des Alphorn Ensembles Engiadina St. Moritz ist die Südostschweiz Kreuzfahrt der erste Einsatz dieser Art – nach gut 2500 Konzerten in aller Welt. Wir freuen uns alle darauf und verbleiben mit einem fröhlichen «Schiff ahoi»!

PS: Der Kreuzfahrtboom hat auch seine Schattenseiten: Verschmutzung von Meer und Luft, Overtourismus einzelner Destinationen, immer grössere Schiffe.

Die Kreuzfahrt-Industrie versucht, ihr ökologisches Manko zu reduzieren, von Schweröl auf Flüssiggas zu wechseln, modernste Abfall- und Abwasseraufbereitsungsanlagen einzusetzen sowie die Energieeffizienz zu verbessern.

Der Overtourismus einzelner Kreuzfahrt-Destinationen wird allerdings prekär, der Frust der dortigen Einwohner wächst. In Barcelona, Mallorca, Marseille und Venedig gingen 2017 mehr als eine Million Touristen von Bord, oft mehrere Tausend gleichzeitig (Valletta). Dubrovnik und Valletta/Malta sind dadurch die Unesco-Welterbestätten gefährdet. In Valletta kommen im Schnitt täglich drei Kreuzfahrtgäste auf einen Einwohner (SoZ vom 26. August 2018, S. 34 f.).

Die Schiffe werden immer gigantischer. Das zurzeit grösste Schiffe, die «Symphony of the Seas» mit 228’081 BRT (Bruttoregistertonnen) fasst 6680 Passagiere und 2200 Crew Mitglieder, also gegen 9000 Personen, was einer Kleinstadt entspricht. In ihrem «Central Park» wachsen 12'000 echte Bäume, Sträucher und andere Pflanzen. Dazu kommen 22 Restaurants sowie etwa gleich viele Bars, Cafés, Clubs und Lounges, sechs Erlebniswelten, Pools, und Sportzonen, Strand- und Flanier-Promenaden, Broadway-Musicals, eine Eisrevue, Jazz- und Comedy-Clubs.

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Wie schön so eine Kreuzfahrtschiffsreise auch sein mag... ich erlaube mir dazu einen Kommentar abzugeben:

Kreuzfahrt; wie stark die Schiffe die Umwelt belasten, ist vielen nicht bekannt.
Kreuzfahrtschiffe werden mit Schweröl angetrieben. Die Fahrt mit einem Luxusliner belastet die Umwelt so stark wie fünf Millionen Autos.

Das Schweröl, mit dem Kreuzfahrtschiffe und Frachter betankt werden, ist eine zähe Masse. Damit es überhaupt an Bord gepumpt werden kann, muss es auf mindestens 60 Grad erhitzt werden. Unterwegs auf der Schiffsreise ist das noch komplizierter: Vom sogenannten Setztank als erster Station geht es in den Bunkertank und dann erst kurz vor dem Verbrauch des Schweröls in den Tagestank. Erst dort wird es auf Temperatur gebracht, um in den Schiffsmotor fließen zu können.

Dabei könnte alles ganz einfach sein: Wenn Kreuzfahrtschiffe statt des Schweröls mit Marine Diesel fahren würden, könnte man auf das ganze Prozedere verzichten. Der Treibstoff ist mit Pkw-Diesel vergleichbar, der Motorenbetrieb wird damit deutlich sauberer.

Der Wechsel der Dieselsorten wird in der Schifffahrt jedoch kommen: Internationale Regeln schreiben dies ab dem Jahr 2020 vor!

Doch das Thema birgt Sprengstoff: Reedereien protestieren dagegen – besonders die Kreuzfahrtreedereien halten wenig davon. Dabei sollten gerade sie etwas tun, damit ihre schwimmenden Hotels nicht weiter als Dreckschleudern der Weltmeere bezeichnet werden. Denn die Vergleiche sind eindeutig: Nach Berechnungen der Umweltschutzorganisation stößt ein Kreuzfahrtschiff auf einer einzigen Seereise so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Autos auf der vergleichbaren Strecke.

Noch auf Jahre hinaus sind Schiffe also mit Schweröl unterwegs, einem Abfallprodukt aus den Raffinerien, das auch zur Herstellung von Teer und Asphalt genutzt wird. Beim Verbrennen im Schiffsmotor werden Schwefel, Stickstoff und Kohlendioxid in solchen Mengen freigesetzt, wie sie an Land nie und nimmer erlaubt wären.

Das gilt auch für den Verbrauch: An einem einzigen Tag auf dem Meer verbrennt ein mittelgroßes Schiff 200 Tonnen Schweröl. Für das umweltverträglichere Marine Diesel müsste der Reeder pro Tag 60.000 Dollar mehr ausgeben. Im Jahr 2020 soll dennoch Schluss sein mit der Umweltbelastung durch das Verbrennen von Schweröl.
Wer‘s glaubt wird selig!

Wenn die neuen Regeln kommen, werden die Reeder aber auf jeden Fall mitmachen müssen. Denn in der Schifffahrt gibt es drastische Strafen: Sollte ein Schiff weiter mit Schweröl unterwegs sein, kann es von lokalen Behörden im nächsten Hafen festgesetzt werden.