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Die neun heiligen Berge des Piemont und der Lombardei

Hans Peter
Danuser
26.06.18 - 04:30 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Franco Giani ist seit bald 50 Jahren Kapitän der höchst gelegenen fahrplanmässigen Schifffahrtslinie Europas auf dem Silsersee im Engadin. Von Mitte Juni bis Mitte Oktober fährt er sein Passagierschiff von Sils Maria über mehrere Anlaufstellen nach Maloja und zurück. Bei jedem Wetter, sieben Tage die Woche. Das restliche Jahr über wohnt er mit seiner Familie in Ossuccio am Comersee mit Blick auf dessen einzige Insel: l’Isola Comancina.

Diesen Mai haben wir ihn dort besucht und dabei einige Entdeckungen in der Region des Centro Lago des Comersees gemacht:

  • Der schönste offene Markt am See findet jeweils dienstags in Lenno statt. Dort sind die Marktstände am Kirchplatz und entlang der Uferpromenade aufgebaut, immer mit Blick auf die Halbinsel mit der legendären Villa Balbianello, die unter anderem durch einen James-Bond-Film bekannt wurde.
  • Nördlich von Lenno liegt Tremezzo mit der bekannten Villa Carlotta, vis-à-vis von Bellaggio, wo die beiden Seebeine zusammenkommen. Gerade im Frühling ist dort die Rhododendron- und Azaleenblüte eine farbintensive Pracht.
  • Südlich von Lenno folgt Ossuccio mit seinem bekannten Santuario Madonna Del Soccorso am Berg oben. Von der Wallfahrtskirche hat man einen wunderschönen Blick auf den See und die Berge. Hinauf führt eine gepflasterte Strasse teils gesäumt von mächtigen Platanen, durch Olivenhaine hindurch und an kleinen Gärten vorbei. 14 Kapellen stehen am Wegesrand. In ihnen wird das Leben Christi in fast lebensgrossen Stuck- und Terrakotta-Figuren dargestellt. Der Weg, die Kapellen und die über alle thronende Kirche, eingebettet in die Landschaft des Comersees, ergeben eine einmalige Symbiose von Kultur und Natur.
Auf zu den bekannten Santuario Madonna Del Soccorso.
Auf zu den bekannten Santuario Madonna Del Soccorso.

Die Gesamtkomposition stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist mit weiteren acht vergleichbaren Wallfahrtsorten Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der «Sacri Monti» des Piemonts und der Lombardei.

Italien mag politisch und wirtschaftlich seine Probleme haben, aber in Sachen Landschaft und Kultur ist das Land Weltspitze. 195 Nationen sind mittlerweile Mitglieder der UNESCO, der UNO-Organisation für Kultur, Ausbildung, Wissenschaft und Kunst mit Sitz in Paris. Die über 1000 UNESCO-Welterben (780 Kultur, 200 Natur, 31 gemischt) sind in 161 Ländern verteilt, 50 davon allein in Italien, mehr als in jedem anderen Land. Ich staune immer wieder, welch grosse Reisen nach Übersee wir Bündner uns heute «antun», und dabei nur unweit der Kantons- und Landesgrenzen so vieles zu entdecken haben.

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