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Die Finnen und die Schweizer

Hans Peter
Danuser
06.03.18 - 04:30 Uhr
PIXABAY

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Finnland und die Schweiz sind zwei völlig verschiedene Länder, weisen aber einige Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten auf, die gegenseitige Sympathie und Respekt der beiden Bevölkerungen seit langer Zeit prägen. Das geht bis zum legendären Werbespot des Schweizer (National-)Produkts Ricola und dessen kalauernden Frage: «Wer hat’s erfunden? Die Schweizer, nicht die Finnen!» Der Spot lief, als Nokia Weltmarktführer der Handys war und die Finnen ein entsprechendes Erfinder-Image zelebrierten.

So zahlreich die gemeinsam gepflegten Werte und Credos der beiden Länder sind, so unterschiedlich ihr Schicksal und Werdegang in der Geschichte. Gerade in den vergangenen zwei Jahrhunderten traf es die Finnen ungleich härter als die Schweizer. Am Wiener Kongress 1815 beanspruchte die Siegermacht Russland Finnland für sich und nahm es Schweden weg, das mit Norwegen «entschädigt» wurde. Die Lösung und Befreiung der Finnen vom übermächtigen Nachbarn dauerte gut 100 Jahre und hatte zur Folge, dass das Land auch in den beiden Weltkriegen mitkämpfte und litt.

Die Schweiz dagegen hatte dank der 1815 von den Siegermächten anerkannten Unabhängigkeit und Neutralität sowie viel Glück seither keinen Krieg mehr mit anderen Ländern.

Was heute kaum noch jemand weiss, ist, dass im Zweiten Weltkrieg ein ehemaliger Schweizer in der finnischen Armee im Kampf gegen Russland eine bedeutende Rolle spielte: General Karl Lennart Oesch. Seine Eltern waren 1880 von Schwarzenegg bei Thun nach Finnland gezogen und hatten dort einen Käsehandel aufgebaut. Oesch wurde Berufsoffizier, Chef der finnischen Kriegsakademie und Generalstabschef.

1944 wehrte er in einer fast hoffnungslosen Situation den sowjetischen Großangriff auf Finnland ab und veranlasste Stalin, den Feldzug zugunsten der Offensive gegen Hitlerdeutschland abzublasen. Sein finnischer Biograf bezeichnet Oesch deshalb als «Retter Finnlands».

Und ein aktueller Beitrag des «Tages-Anzeigers» zeigt, dass die «militärische Zusammenarbeit» der beiden Länder auf personeller Ebene eine Art Fortsetzung findet (Artikel vom 23. Februar): Die Finnin Pälvi Pulli wird ab April neue Chefin der Sicherheitspolitik im Militärsdepartement von Guy Parmelin. Sie ist damit für die langfristige Ausrichtung der Schweizer Armee massgeblich verantwortlich. «Herkunft, Lebenslauf und Talent haben Pälvi Pulli vielsprachig gemacht. Sie beherrscht neben Finnisch und Deutsch auch Französisch, Italienisch, Englisch, Schwedisch und Russisch. Das ist sicher kein Nachteil in der Bundesverwaltung», meint der «Tages-Anzeiger» trocken.

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