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Schweizerische Märchenstunden

21.11.17 - 10:05 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Mein Sohn liebt es, wenn wir zusammen auf dem grossen Lehnstuhl sitzen und ich ihm vorlese. Er sitzt dann ganz aufmerksam da und hört zu. In manchen Büchern betrachtet er aufmerksam die passenden Bilder. Er darf jeweils aussuchen, welches Buch heute dran ist. Und dann gibt es immer Lieblingsstellen, die ich dann wieder und wieder lesen muss, als wäre ich eine Platte mit einem Kratz. Unsere kleine Bibliothek enthält Geschichten, Sachbücher zum Thema Bauernhof, Tiere und Musikinstrumente, die dann tatsächlich auch Laute von sich geben, Sagen und Märchen. Die meisten sind in deutscher Sprache, einige Italienisch, darunter Pinocchio. Natürlich fehlt auch der Schweizer Klassiker Schellen-Ursli nicht.

Ganz neu dazu gekommen ist nun «Di gschtifleti Gans – Grimm-Märli und Schlafliedli zum Läse und Lose». Im Moment losen wir die Geschichten erst mal, denn im Vorlesen auf Dialekt bin ich nicht sehr geübt. Dafür aber Stefan Gubser, den Sie als Tatort-Kommissar kennen. Er hat mit seiner Tochter Stefanie zusammen, oder umgekehrt, seine Tochter mit ihm zusammen, dieses Buch mit zwei CDs produziert. Tochter Stefanie singt Schlaf-Lieder, die wirklich zum Einschlafen sind, und Papa Stefan liest auf Dialekt sieben Märchen vor, lustig erzählt und kurzweilig zum Zuhören. Eine schöne Idee für Winternachmittage, auch zur meiner Entlastung. Gedacht ist das Buch jedoch als Gute-Nacht-Programm: erst Vorlesen, dann noch ein Wiegenlied. Das ist auch unser Abend-Ritual und klappt sehr gut! Jetzt versuchen wir es auch auf Schweizerdeutsch mit Hilfe von Familie Gubser. Und wenn dann Ruhe im Kinderzimmer ist, gibt’s die Fortsetzung mit Kommissar Reto Flückiger auf ARD.

Für die bevorstehende Adventszeit haben wir schon «Die himmelblaue Weihnachtstasse» im Schrank mit Schweizer Weihnachtsgeschichten von Bruno Schlatter, ehemaliger Fotograf für den «Tages-Anzeiger» und die «SonntagsZeitung», dessen Passion seit Jahrzehnten das Weihnachtsgeschichten-Schreiben ist. Seine Geschichten wurden in Zeitungen und Zeitschriften gedruckt und dann in einem kleinen Büchlein herausgegeben, das längst vergriffen ist. Jetzt sind sie in der «Weihnachtstasse» wieder neu aufgelegt. Die Erzählungen spielen alle in der Schweiz und sind wirklich unterhaltsam. Die eine erinnert an Schellen-Ursli und Heidi. Die Idee zu einer anderen ist auf dem Weg nach St. Moritz an ein Skirennen gekommen, zudem der Pressefotograf trotz widrigen Wetterbedingungen zum Glück rechtzeitig erschien. Hinter jeder Geschichte steht also eine kleine Entstehungsgeschichte, die der Autor in seinem Vorwort verrät. Er öffnet uns damit kleine Fensterchen hinter die Kulisse, ein bisschen wie bei Adventskalender. Und Märchen wären ja keine Märchen, wenn man nicht sagen könnte: Und die Moral von der Geschichte, ist … Ich bin gespannt was unser Junior dazu meint. Die Illustrationen werden ihm sicher gefallen. Sie sind wie bei der «gschtiflete Gans» von Frank Baumann, dem Direktor des Arosa Humorfestivals. Wenn das nicht beste Voraussetzung für leuchtende Kinderaugen sind!

In zwei Jahren ist übrigens auf der Internationalen Kinderbuchmessen in Bologna die Schweiz Gastland. Es ist die weltweit wichtigste Fachmesse für Bilder-, Kinder- und Jugendbücher. 2019 hat die Schweiz Gelegenheit ihre vielfältiges Kinder- und Jugendbuchschaffen einen prominenten Auftritt zu ermöglichen. Neben den Klassikern «Heidi» und «Der Regenbogenfisch» sollen auch Nachwuchstalente und neue Bücher präsentiert werden. Gubsers, Schlatter und Baumann sind dort vielleicht auch dabei.

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