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Das bittere Gift des Vergleichs

Hans Peter
Danuser
30.05.17 - 02:00 Uhr
PIXABAY

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft mit all ihren Vor- und Nachteilen. Leistungen und ihre Resultate stehen in hartem Wettbewerb und werden laufend miteinander verglichen. Der Tüchtige überlebt: «survival of the fittest», wie die Amerikaner es nennen und «the winner takes it all» heisst der bekannte Song von Abba. Die aktuelle Situation der wertvollsten Marken und Firmen der Welt zeigt in extremis, wie das läuft: Apple, Google, Amazon, Microsoft und Facebook kassieren ab und legen zweistellig zu, dabei ist die jüngste dieser Firmen noch nicht mal zehn Jahre alt.

Auch ich bin resultatorientiert und freue mich über Erfolgreiche. Leider beschränkt sich das Vergleichen aber längst nicht mehr auf das Geschäft. Alles, jeder und jede werden heute bewertet und gerankt: im Job, in der Freizeit, in der Familie … und spätestens hier erweist sich das stete Vergleichen auch auf zwischenmenschlicher Ebene als übles und überflüssiges Gift. Der geniale Philosoph Soeren Kierkegraad hat schon vor 150 Jahren erkannt: «Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.»

Es gibt immer glücklichere,  gesünderer, bekanntere, reichere Menschen als wir. Die ständige Vergleicherei treibt uns an, durch die Jahre zu hasten, um möglichst wenig zu verpassen, was Vergleichspersonen möglicherweise Spass macht, und uns aber davon abhält, das Erreichte zu geniessen und dabei gar nicht mehr zu realisieren, was und selbst wirklich gefällt.

Das «Zitat des Tages» im Bündner Tagblatt vom 24. Mai, 2017 (S. 24) trifft den Nagel dieser Problematik auf den Kopf: «Respektiere deine Einzigartigkeit und höre auf, dich zu vergleichen. Entspanne dich in deinem Sein,» Osho (1931-1990), indischer Philosoph.

P.S.: Bei meiner Lehrtätigkeit an der ETH Zürich haben die Studenten mich nach jedem Blockseminar nach etwa 30 Kriterien bewertetet. Das war anfangs gewöhnungsbedürftig, spricht aber für die Qualitätskontrolle der ETH.   

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