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Steinbock-Theater bei Pontresina

Es ist die grösste Steinbock-Kolonie, die in den steilen Bergen oberhalb von Pontresina lebt. Circa 1700 Tiere leben am Piz Albris. Und im Frühjahr – von Ende April bis Anfang Juni – präsentieren sich die Tiere wie wohl an keinem anderen Ort. Sie steigen herab von den felsigen Höhen ins Tal und weiden unmittelbar oberhalb des Oberengadiner Dorfs. Es ist wie eine Theateraufführung, die man in diesen Tagen dort erleben kann. Täglich mit neuen Varianten, Bühnenbild und Lichtführung.

Hans Peter
Danuser
23.05.17 - 00:00 Uhr

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

 

Wir haben eine sagenhafte Vorführung Mitte Mai erlebt, als wir am fortgeschrittenen Nachmittag an der Talstation des Languard-Sesselliftes unser Auto parkierten. Schon von dort konnten wir die ersten Tiere sehen. Auf dem Forstweg, der von der kleinen Kirche Santa Maria unter dem Sessellift durch den Lawienschutzbau Gaindains führt, haben wir «unsere Plätze in der ersten Reihe» eingenommen. Nur ungefähr sechs Meter vom Weg entfernt, standen schon die ersten eindrücklichen Exemplare des Steinwilds: alles Männchen, die genüsslich das frische Grün zupften, kräftige Tiere mit gewaltigen Hörnern. Was wir nicht ahnten, dass die zwölfköpfige Gruppe nur die Vorhut einer ganzen Steinbock-Grossfamilie war. Denn plötzlich tauchten immer mehr Tiere auf. Die Inszenierung war perfekt, zunächst sahen wir hinter einem kleinen Hügel nur Hörner, die näher kamen. Jetzt folgten auch die Weibchen und das Jungwild. Die Alten pfiffen die Herde zusammen, die Jungen tanzten, machten Männchen und schlugen ihrer Hörner gegeneinander. Ein grossartiges Schauspiel, das sie uns dort boten, und alles aus nächster Nähe. Als die Gruppe beinander war, es waren jetzt gut 60 Tiere auf der «Bühne», veranlassten Pfiffe der Anführer eine Platzverschiebung Richtung Kirche mit Sprung über einen kleinen Kanal. Die Fotografen unter den Passanten am Wegesrand stellten sich in Position. Einfangen konnte man dieses Spektakel nur mit dem «Sportmodus», der schnelle Bewegungen festhält. Und dann ging die Gruppe wieder ihrem gemütlichen Abendessen nach.

Dass wir in Pontresina Steinböcke zum Greifen nah erleben können, ist ein grossartiges Erlebnis und zeugt vom respektvollen Umgang zwischen Mensch und Tier. Die Gemeinde Pontresina hat entlang des beschriebenen Forstwegs sehr schön gestaltete Holztafeln aufgestellt, die die Schaulustigen über den Steinbock und das richtige Verhalten informieren.

Sobald in höheren Lagen das Gras grün wird, wandern die Steinböcke wieder in ihre Reviere zurück. Bis dahin findet je nach Wetter und Hunger der Tiere täglich dieses Naturtheater oberhalb von Pontresina statt. Nicht verpassen – das Steinbock-Paradies Pontresina!

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Ja der Steinbock... ich habe mich da mal schlau gemacht:

Der verschwand bereits um die 1650 aus Graubünden. Seine geringe Scheu und der Glaube des Menschen an die wundersame Heilwirkung von Steinbockpräparaten wurden ihm zum Verhängnis. Zu Beginn des 20sten Jahrhunderts gelang es, dem italienischen König Vittorio Emmanuelle ein paar der letzten Exemplare zu entwenden und in die Schweiz zu schmuggeln. 1920, also gar nicht so lange seither, wurden erstmals auch im Nationalpark bei uns Tiere aus dieser Zucht ausgesetzt. Steinböcke sind Gebirgsspezialisten und begeben sich nur ausnahmsweise in den Waldbereich. Bei Wanderungen von den höher gelegenen Sommer.-in die Winterstände legen insbesondere die Böcke meist längere Strecken zurück. Im Nationalpark leben in den letzten Jahren zwischen 250 und 450 Steinböcke. Die Zahl ist starken Schwankungen unterworfen, weil in strengen Lawinenwintern wie zBsp. letztes Jahr eine beträchtliche Anzahl Steinböcke Lawinen zum Opfer fallen aber auch den Hungertod erleiden mussten. Ja, beeindruckend sind sie schon, die mächtigen Steinböcke! Wenn sie ihren Kopf langsam senken und mit ihrem bis zu einem Meter langem Geweih hin und her wiegen, zollen sie Respekt. Ihre trägen Bewegungen und ihr massiger Körperbau täuschen darüber hinweg, dass sie äusserst flinke Kletterer sind! Ähnlich wie bei Gämsen leben Steingeissen in Rudeln mit anderen Geissen und Jungtieren zusammen. Die Kitzen werden im Juni geboren und tragen - dem rauen Klima angepasst - ein warmes Wollkleid. Sie wachsen im Schutz des Rudels auf.

Giacumin Bass 7537 Müstair