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Beby-Buumer

Südostschweiz
28.10.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Von Elisabeth Mani-Heldstab

Jetz gchöör i also au derzua! As eini van denä Beby-Buumer-Jaargeng bin i jetz au pensioniart. Wia s mr dermit gangi, chumm i allpott gfreeged. Eigetli fascht preziis glii wia für mä Jaar. Van dä schwarzä Haar ischt sowiaso scho lengschtä nüüd me ummer und d Fältleni um ds Muul und d Augä han i au nit eerscht sit geschter. Derfür muass i jetz am Morged aber au nümmä am halbi sibni us dä Fäderä springä und berchummä eerscht no all Manet mini AHV. Wäm s da nid guat geid!

Wenn i mi aber zrugg bsinnä, a Frauä und Männer wia mis Nani und dr Eeni, wa eifach gschaffed heind, so lang ass äswia mügli gsin ischt, berchumm i fascht äs schlächts Gwüssni. Hütztagsch gsiad mä niamed ds Pensioniartsii uf dän eerscht Blick aa. Fit und undernämigsluschtig chann, wär gsund tarf sii, di nüü Friiheit i vollä Zügä wiit über di Pensioniarig uus gniassä.

Da git s au nüüd z vergunnä! Schliassli heind alli äs Arbetsläbä lang gschaffed und für irja Altersvorsorg mitbezalt. Tuad mä aber am Morged än Gugg in di Ziitig oder lost d Nachrichtä, denn iss de gschwind verbii mit dm sorglosä Pensioniartsii. Geid s äswa um ds Alter, de redt mä nu no vo Choschtäverursacher und Überalterig. Di demografisch Entwicklig zeigi sit lengerem äs zümftigs Ungliichgwicht zwüsched dr Arbetswält und dä Pensioniartä uuf. Jetz, wa au no di Beby-Buumer-Generazion ins Pensionsalter chommi, jetz kippi di ganz Gsellschaft komplett uf ei Siitä. Nid nu, dass no mee Rentner jetz dä Jungä ufm Gäldseckel hockend, nei, schi chommend au noch albig elter und triibend d Chrankäkassäpremiä in d Höchi, dasch bald va niamed mee z bsalä sijend.

Ja, das stimmt, und das ischt au ünsch Bätroffnä gar nid glich. Au miar machend ünsch da drüber Sorgä und Gedankä und pringend aller Gattig Lösigsvorschleg in di Diskussion. Was aber für di eintä stimmti, passed halt dän anderä nit. Dass däwägg ds Ganzä nid va hüt uf moorä in d Ornig z pringä ischt, säb müass mer akzeptiarä. So gschwind cheert mä än iingfaarnä Zug nid um.

Das ganzä Unglichgwicht aber nun dä Pensioniartä in d Schuä z schiabä, säb ischt ünschem Zämäläbä nid grad förderli, äs ischt au nun di halb Warhet. Weeri nemmli all dia Arbet in dä letschtä Jahrzechent nid gleischted cho, güangi s ünsch hüt nid däwägg guat, und ünschi Jungä chönntend nid van eim van dä wältbeschtä Bildigssischtem profitiarä. Und was weeri ünschi Gsellschaft ooni dia Nani- und Eeni-Generazionä, wa Enekli gaumend, wenn d Elterä für ds Iichommä sorgend? Wa daa sind, wenn Partnerschaftä usenand brächend? Wa dä Chind än Ort gänd, wa schi Sicherheit, Halt und ungäbrochni Liabi überchommend? Nid nun di Jungä zalend also für di Altä, nei, di Altä hälfend däwägg au jedä Tag mit, dass ünschi Gsellschaft nid usenand brägled. Alt und Jung, midenand, dört, waa s änand bruucht – und de verhebt s, au moorä no.

Elisabeth Mani-Heldstab ist Präsidentin der Walservereinigung Graubünden und Familienfrau in einer 4-Generationen-Grossfamilie. Sie wohnt in Davos Dorf.

 

Erläuterungen

Beby-Buumer – Babyboomer
allpott – immer wieder
preziis glii – genau gleich
Fältleni – kleine Falten
Gwüssni – Gewissen
Gugg in di Ziitig – Blick in die Zeitung
Gäldseckel – Portemonnaie
Warhet – Wahrheit
Enekli – Enkelkinder
usenand bräglet – auseinander bricht

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