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Büffelkühe

Paolo G.
Fontana
01.04.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY/MONTAGE

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Von Paolo G. Fontana

Im Italienischen gibt es eine inzwischen sehr geläufige Bezeichnung für Fake News, jene Falschmeldungen, die bewusst lanciert werden, um Desinformation zu verbreiten: «Bufale», zu Deutsch «Büffelkühe».

Der Ursprung dieser Bezeichnung ist unklar und selbst die ehrwürdige italienische Sprachgesellschaft Accademia della Crusca tappt noch im Dunkeln: Möglicherweise sei der Begriff auf die alte Redewendung «jemanden an der Nase herumführen» (wie einen Büffel) zurückzuführen. Denkbar sei auch, dass er von einem römischen Dialektausdruck aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts abgeleitet wurde: «bufala» bedeutete so viel wie Schwindel oder Betrug, was wohl mit der Angewohnheit einiger unehrlicher Gastwirte zusammenhing, Büffelfleisch als edles Kalbfleisch auszugeben, oder auch mit der grossen Zahl an Verunfallten, die ins Rutschen gekommen waren, weil ihre Schuhsohlen nicht aus echtem, sondern aus dem billigeren Büffelleder waren. Der Linguist Tullio De Mauro hingegen vertrat die Auffassung, der Begriff sei auf die ebenfalls römische Gepflogenheit zurückzuführen, ungehobelte, sture Menschen als Büffel zu titulieren (so wie man eine dumme Person als Hornochsen bezeichnet). Theorien gibt es zuhauf und klar ist nur eins: Sollte sich jemand damit rühmen, den wahren Ursprung dieser Bezeichnung gefunden zu haben, so versucht er, Ihnen einen Bären aufzubinden − oder besser, eine Büffelkuh!

Während Büffelkühe in der Viehzucht eine zahlenmässig eher geringfügige Rolle spielen, ist ihre Bedeutung auf dem Feld der Information weitaus grösser. Hier grasen sie völlig ungestört und fürchten nicht einmal mehr, erwischt, also enttarnt zu werden. Sie ziehen in grossen Herden umher und zerstreuen sich dann in alle Richtungen bis in die hintersten Ecken der Weiden. Die grossen Wahlkampagnen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Büffelkühe nicht einmal die berüchtigten Roboterhirten, die Social Bots, verschmähen; die Trolle im Netz werden sich bald nach einer anderen Beschäftigung umsehen müssen.

Viele behaupten deshalb, es sei aussichtslos, wenn nicht gar kontraproduktiv, Büffelkühe zu bekämpfen, da ihnen dies noch mehr Sichtbarkeit verleihen würde. Büffelkühe einzufangen und sie auf die Weide der Realität zurückzubringen – das sogenannte Debunking – sei verlorene Zeit, denn man habe es hier mit wahren Künstlern der Flucht zu tun. Eine jüngere Studie des MIT in Boston zeigt nämlich: Fake News verbreiten sich anfangs sechsmal schneller als faktenbasierte Nachrichten, und die Chance, dass sie lawinenartig über Retweets vervielfältigt werden, ist zehn- bis zwanzigmal höher als bei einer echten Nachricht.

Ob die bewusste Manipulation politischen Zwecken dienen, Chaos verursachen oder einfach nur einen reisserischen Titel hervorbringen soll: Letztlich scheint es, als seien selbst die am wenigsten glaubhaften Büffelkühe allein deshalb so erfolgreich, weil sie eben Büffelkühe sind − und keine Kühe! Es ist dieser Hauch Originalität und ihre Fähigkeit, für ein bisschen mehr Emotion zu sorgen – Neugierde, Überraschung, Ekel und Schrecken – in einer Welt, die häufig als «banal» wahrgenommen wird und der manch einer entfliehen möchte.

Paolo G. Fontana, Jahrgang 1981, hat an der Universität Pavia das Doktorat in Geschichte des Föderalismus und der Europäischen Union erworben. Seit 2014 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Pro Grigioni Italiano.

Bufale

Esiste in italiano un’espressione ormai assai comune per indicare quelle notizie infondate o fake news che sono state create al preciso scopo di creare e diffondere disinformazione: «bufale».

L’origine di questa accezione non è chiara, e neppure l’autorevole Accademia della Crusca è riuscita a venirne a capo: potrebbe derivare dall’espressione «menare per il naso come un bufalo», nel senso di raggirare qualcuno, oppure da un uso più recente del dialetto romanesco – nei primi decenni del Novecento – in cui sarebbe sinonimo di «fregatura», dalla pratica di alcuni disonesti ristoratori di servire carne di bufala spacciandola per la più pregiata carne di vitella oppure dal gran numero di persone che si sarebbero infortunate scivolando a causa di scarpe con suole in pelle di bufalo, ben più economiche del cuoio; il linguista Tullio De Mauro sosteneva, dal canto suo, che si dovesse far derivare dall’uso sempre romanesco di definire «bufalo» una persona rozza e ottusa (come si dice «bue» di una persona stupida); e le ipotesi non finiscono qui. Insomma: chiunque volesse vantarsi di aver trovato la «vera origine» di questa espressione starebbe cercando di vendervi una bufala.

Se nel campo dell’allevamento le bufale costituiscono solo una piccola parte del bestiame, altrettanto non si può dire nel campo dell’informazione. Lì le bufale pascolano ormai indisturbate e non temono neppure più di essere acciuffate, ovvero smascherate: si muovono in grossi branchi e poi si disperdono un po’ ovunque, in angoli di prato pressoché irraggiungibili. Le grandi campagne elettorali degli ultimi anni ci hanno mostrato che le bufale non disdegnano neppure i pastori-robot, i famigerati social bot; quelli che chiamavamo troll dovranno presto rassegnarsi a cercare un altro mestiere.

Molti dicono perciò che combattere le bufale non serva a nulla e sia persino controproducente, dando loro ulteriore visibilità: catturarle e riportarle nel recinto della realtà – il cosiddetto debunking – è tempo perso, perché le bufale sono artiste della fuga. Una recente ricerca del MIT di Boston ha infatti mostrato che le false notizie si diffondono inizialmente con una velocità di sei volte superiore a un’informazione basata sui fatti e che loro duplicazione incontrollata, vale a dire il retweet «a cascata», ha possibilità di 10 o persino 20 volte superiori rispetto a una notizia vera.

Che siano intenzionalmente manipolate per sostenere un obiettivo politico, per creare caos o semplicemente pensate per ottenere un titolo «ad effetto», sembra infine che le bufale, anche quelle più improbabili, abbiano tanto successo per il mero fatto di essere bufale (e non mucche), ovvero un qualcosa che è almeno un poco più «originale» e, soprattutto, almeno un poco più capace di suscitare emozioni – curiosità, sorpresa, disgusto, spavento, … – rispetto a una realtà spesso percepita come «banale» da cui molti vorrebbero fuggire.

Paolo G. Fontana, classe 1981, ha conseguito il dottorato in Storia del federalismo e dell’unificazione europea presso l’Università di Pavia. Dal 2014 è collaboratore scientifico della Pro Grigioni Italiano.

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