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Vum Si und am Wella-Si

Leonie
Barandun-Alig
24.09.18 - 04:30 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Ma lisst àlbig aso Schprich, ma seli «schi salbar si» und «schi salbar pliiba». I teecha, wema de amààl àchzg ischt und ds Grebschta scho hindar schi prààcht het, de chànn ma ds sab valicht scho. Aber wia isch as, wenn ma nu jung ischt? Wema salbar nu gààr net weiss, weer oder wia ma ischt?

Asa Chind ischt eim dàss eigantli nu ggliich. Wenn eim nauwis gfàllt, de ischt dàss asoo. Gràt gglii, wàss epar àndarscht drzua seit. D Geefli sind im Gagasàtz zu insch Gwàggsna nu frii vu Waartvoorschtelliga und gschpirant kai Druck vu àndarna. Schii hant nu an relatiiv chliini Waalt, aber drfir isch dia meischtans in dr Oornig. Und wenn net, gseets nààma Briali de apa wider racht oordali üss. Ma muass schi net varschtella, wil ma weiss, dàss d Mamma und dr Papa eim asoo gaara heint. Wema eltar chunnt, andarat schi de ds sab. Ma fraagt schi, warum eim gwissi Lit net megant. Ob ma na z grooss, z minhàbs odar z schiich ischt? Gniagt ma asoo trotzdem oder miassta ma gglii mee wia dia àndra sii?

Schpeetischtans bir eerschta Liabi fààt de dàs Tijààter racht à. Uf zmààl ischt ma schportbegeischtarat, au wema frianer in dr Schual im Turna guat und gaara 3x im Màànat het chenna «unpasslich» si. Schpinna sind vu hit uf moora d Liablingstiari. Alei geit ma aber net in da Challer ààp – as chennti an Schpinna dunna ha. Ma miassi hàlt an Kompromiss màcha, sagan sch eim de. Abar fir wàss Kompromiss? Dàss eim epar gaara het, ma jo abar gààr net asoo ischt, wia discha teecht? Meint ma, dr àndara heigi eim nü de gaara, wema eigantli epar àndarscht ischt?

Muass ma ds sab wirggli? Muass ma Intressa hiichla, wà keis umma ischt? Und muass ma inara Pàrtnarschàft àlbig àlls teila? As ischt jo schee, wema vill Gmeinsàmkeita het – aber gàà giangtis au oni. Wenn i dàs de epa saga, chunnt àlbig dr Iiwànt: «Gleich und gleich gesellt sich gern.» Aber fir niit gits jo net au nu dr Schpruch: «Gegensätze ziehen sich an.» Der gfàllt miar sowisoo bessar. Ggliichi Waartvorschtelliga glenggand doch. De màgs au ds Àndarscht-Si und Àndari-Àsichta-Ha lida. Ggliichi Hobi sind sicher net schlacht, aber net zwingant neetig. Vor àllam de net, wema nü an Kompromiss màcht. Gweenli ischt an Kompromiss nauwis, wà beedi drmit laba chennt – aber ggliich net wirkli guat findant. In dr Jurischtarii gits a Schpruch: «An guata Kompromiss isch as, wenn beedi Partija net zfrida sind.»

Mich salbar intressiarant mee dia Lit, wàà net asoo sind wian ich. Wà Sàcha màchant, wàn i kai Àànig han. Dàs weckt mis Intressa.

Am Schluss ischt d Chunscht also net, epar z finda, wà àlls fir einam tuat odar umgcheert. D Chunscht ischt epar z finda, wà eim asoo chànn là sii, wia ma ischt. Wà schi àb da Sàcha, wà dr àndara màcht – odar de eba au net màcht – net rààss schteert. Ob ggliich oder net ggliich. Epanamààl geit ma suss namli sevl Kompromissa ii zum net miassa alei si, dàss ma de zwààr z zweita, aber gràt ggliich alei ischt.

Leonie Barandun-Alig ist verheiratet, Mutter zweier Schulkinder und Vizepräsidentin der Walservereinigung GR. Mittlerweile weiss sie, wer sie ist. Gegensätze findet sie aber auch heute noch anziehender.

 

Wörterliste

Sprich - Sprüche
schi - sich
nauwis - etwas
Geefli - Kind/er
Gwàggsna - Erwachsene
Waalt - Welt
nààma Briali - nach dem Trotzen/weinen
apa - jeweils
gaara - gerne
eltar - älter
megant - mögen
minhàb - zierlich
schiich - scheu
gniagt ma - genügt man
schpeetischtans - spätestens
Tijààter - Theater
Màànat - Monat
Challer - Keller
epar - jemand
wia discha teecht - wie dieser denkt
hiichla - heucheln
Iiwànt - Einwand
glenggand - genügen
neetig - nötig
gweenli - gewöhnlich
beedi Partija - beide Parteien
net rààss - nicht sehr
sevl - so viel

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