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Wissen kann Leben retten

Zurzeit herrscht vielerorts im Kanton Graubünden erhebliche bis grosse Lawinengefahr. Das richtige Verhalten ist deshalb unverzichtbar.

Jasmin
Schnider
08.02.22 - 17:00 Uhr
Leben & Freizeit
Die Idylle trügt: Aktuell kann es an vielen Orten im Kanton zu Lawinen kommen. Hier im Bild Lawinen in Davos im Winter 2018/2019.
Die Idylle trügt: Aktuell kann es an vielen Orten im Kanton zu Lawinen kommen. Hier im Bild Lawinen in Davos im Winter 2018/2019.
Archiv / Gemeinde Davos

Wer sich diese Tage neben die Pisten traut, sollte eine gute Portion Wissen und Erfahrung mitbringen. Denn gemäss dem WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung SLF herrscht in Graubünden zurzeit erhebliche bis grosse Lawinengefahr. Das bestätigt auch Vali Meier. Er ist seit 32 Jahren Pisten- und Rettungschef bei den Davos Klosters Bergbahnen. 

Neuschnee führt zu gefährlicher Situation

Die letzten Tage blies ein starker Nordwestwind. «Dieser Wind verfrachtet den Schnee in die gegenüberliegenden Hänge», erklärt Meier. In sogenannten Mulden bleibe der Schnee dann jeweils liegen. «Dort sind Lawinen leicht auslösbar, besonders in diesem Winter.» 

Denn der bisherige Winter war schneearm. Dadurch ist die Altschneedecke in den Bergen gemäss Meier sehr ungünstig. Denn obwohl in der vergangenen Woche viel Neuschnee fiel, bleibt dieser nicht auf den Altschneedecken haften. Wer sich also neben die Piste begibt, sollte davor alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen, so der Rettungschef. 

«Grundsätzlich haben wir im Moment eine grosse Lawinengefahr.»

Vali Meier, Pisten- und Rettungschef bei den Davos Klosters Bergbahnen

Nur etwas für erfahrene Wintersportfans

«Egal ob im Winter oder Sommer – in den Bergen ist man nie alleine unterwegs», erklärt Meier. Das sei eine elementare Regel. Wer sich neben die Piste wage, müsse mindestens zu zweit sein, denn so könne im Notfall eine Kameradenrettung durchgeführt werden.

Zudem müsse man mit dem entsprechenden Notfallmaterial ausgerüstet sein. «Dazu gehören ein Lawinensuchgerät (LVS), das man mit sich trägt und das eingeschaltet ist, sowie eine Lawinenschaufel und eine Lawinensonde, damit man seine Kameraden im Notfall auch suchen kann.»

Ganz verzichten ist nicht nötig

Weiter sollten Wintersportlerinnen und Wintersportler vor einer Tour das Lawinenbulletin konsultieren, so der Rettungschef. Dieses erscheint im Winter zwei Mal täglich auf der Webseite des SLF. Wichtig sei zudem, dass sich die Gruppe nur in Gelände begebe, das sie auch schon von früheren Touren kennt. «Besonders an Tagen mit schlechter Sicht ist es wichtig, dass man weiss, wo man ist.» Zudem sollten steile Hänge vermieden und nur in mittelsteilem Gelände gefahren werden.

Ganz auf das Fahren neben der Piste müssen Wintersportfans jedoch nicht verzichten, versichert Meier. «Auf ausgeglichenem Gelände ohne steile Stellen oder Felsen könne man sich auch bei schlechter Sicht begeben.» Auch hier sollten die Fahrerinnen und Fahrer jedoch ein wenig Erfahrung mitbringen und sich gut im Gelände auskennen. 

Was tun, wenn es passiert ist?

Trotz viel Erfahrung kann es immer wieder zu Lawinenunglücken kommen. In solchen Fällen ist rasches Handeln entscheidend. Gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung Bfu überlebt nur die Hälfte der verschütteten Personen. Bereits nach 15 Minuten unter dem Schnee sänken die Überlebenschancen drastisch. Jährlich kommen auf diese Weise in der Schweiz im Schnitt rund 20 Personen ums Leben.

Auch Meier weiss, dass bei einem Lawinenunglück jede Minute zählt. «Wenn ein Unglück passiert, muss immer direkt die Rettung informiert werden, damit so schnell wie möglich Hilfe kommt.» Sofern das Gelände sicher ist, können die Begleitpersonen dann auch selbst mit der Rettung beginnen.

«Man schaut, ob von der verschütteten Person noch etwas zu sehen ist oder beginnt mit dem LVS nach der Person zu suchen», erklärt Meier. Sobald die verschüttete Person gefunden wurde, sollte diese sofort freigeschaufelt und mit den lebensrettenden Massnahmen begonnen werden. Die eigene Sicherheit dürfe dabei aber nicht vergessen werden. 

Ski und Snowboard im Tiefschnee: Fahrt ihr ab und zu abseits der Piste?

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Jasmin Schnider produziert als Redaktorin Beiträge und Interviews für Radio Südostschweiz. Sie kommt aus Obersaxen und ist seit August 2020 Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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