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Weihnachten – zwischen Romantik und Provokation!

Was ist Weihnachten für Sie, liebe Leser? Ist es ein romantisches Fest der Liebe und des Friedens? Sind es die glitzernden Pakete? Ist es der Geruch von Zimt und Lebkuchengewürz? Sind es die grossen Familientreffen (die wohl auch dieses Jahr weitgehend ins Wasser fallen)?

Davoser
Zeitung
24.12.21 - 17:00 Uhr
Leben & Freizeit
Weihnachten – eine Provokation? Diese Illustration zeigt ein Gemälde von Gerrit van Honthorst 1622.
Weihnachten – eine Provokation? Diese Illustration zeigt ein Gemälde von Gerrit van Honthorst 1622.
zVg

Weihnachten hat mit der idyllischen Vorstellung vom Christ-Chindli in der Krippe nur wenig zu tun! Wenn wir den Ursprung und den Kern des Weihnachtsfestes durchdenken, stellen wir folgendes fest: Es ist eine unglaubliche Provokation und hat mit Romantik nur sehr wenig am Hut!

Der allmächtige Gott, Urheber von Himmel und Erde, wird Mensch, um gut 30 Jahre später für die Sünden der Welt zu sterben und so den Menschen Seine ­Liebe zu zeigen! Was denken Sie? Ist das nicht ein armseliger Gott?

Können wir an einen Gott glauben, der solch einen grausamen Weg wählt, in Kontakt mit den Menschen zu kommen? Ist DAS denn Liebe? Wäre ein allmächtiger Gott nicht in der Lage, sich den ­Menschen auf dramatische Weise zu ­zeigen, dass alle fänden: Wow, diesem Führer möchte ich nachfolgen!

Für mich ist das das überzeugendste ­Argument überhaupt für den christlichen Glauben! Im Gegensatz zu den Religionen, bei denen das Leistungsdenken im Vordergrund steht, macht Gott den Schritt zu den Menschen. Er drängt sich aber nicht auf. Die Pandemie zeigt das ja auch exemplarisch auf: Wir werden nicht gerne von aussen gesteuert. Wir wollen selber entscheiden! Grosse charismatische Führer haben häufig Menschenmassen in ihren Bann gezogen. Sind gestorben. Und ihre Botschaft wurde mit ihnen begraben! Nicht so der christliche Glaube: In einer unerklärlichen Weise verändert er heute immer noch Menschen!

Gott lässt uns diesen freien Willen! Gott fordert uns heraus, provoziert. Aber sehr subtil. Unscheinbar.

In einem völlig unbedeutenden Ort ­Bethlehem, fernab von den wichtigen Schauplätzen und den Kameras der­Journalisten kommt Jesus Christus auf die Welt. Nicht von Regenten, Fürsten oder religiösen Führern besucht, sondern von einfachen Menschen, wie Sie und ich. Gott setzt ein Weltreich in Bewegung, ­damit Josef und Maria nach einer 170 ­Kilometer langen Reise in Jerusalem ­ankommen, um dort den Christus zur Welt zu bringen. Damit erfüllten sich konkrete prophetische Aussagen des ­Alten Testamentes, 700 Jahre davor, vom Propheten Micha  aufgeschrieben:

«Und du, Bethlehem, du bist zwar nur eine kleine unbedeutende Stadt; aber aus dir soll hervorkommen, der Herrscher über Israel werden soll, der von Anfang war und in Ewigkeit sein wird!»

Und für die Hirten auf dem Feld war klar: Dieses kleine, hilflose Kind in der Krippe ist der Sohn Gottes, der an diesem Tag, an Weihnachten, eine neue Ära in der Menschheitsgeschichte einleiten wird.

Es ist ein Prinzip und gleichzeitig die ­Provokation Gottes: unscheinbar mächtig zu sein! Und so ist auch unser Leben: Auch wenn es zuweilen unwichtig und unscheinbar vorkommt: Es ist unendlich wertvoll! Es geht in erster Linie nicht ­darum, was ich tue. Vielmehr geht es ­darum, wie mein Denken über Jesus Christus ist: Lebe ich in dieser Abhängigkeit, in dieser Beziehung, oder spielt sie für mich keine Rolle? In dieser Beziehung werde ich im Leben getragen, in Krisen, in Pandemiezeiten, in Herausforderungen, aber auch in Höhenflügen und Erfolgszeiten. Das ist die Friedensbotschaft von Weihnachten!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in Gedanken an den provokativen Ursprung von Weihnachten gesegnete Tage und einen guten Start ins 2022!

Als christliches Fest wurde Weihnachten 336 n. Chr. zum ersten Mal gefeiert, als Kaiser Konstantin die grausame Verfolgungder Christen zu stoppen begann. Dieser führte das Fest als Ersatz für die Verehrung des Sonnengottes (sol invictus) ein. Schritt für Schritt etablierte sich das Christentum, bis es unter Theodosius 381 zur Staatsreligion erklärt wurde. So wurde das christliche Erbe in die Genetik des Westens bis heute verankert.

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