Alkoholtestkäufe gehen mit der Zeit
Eigentlich sind die Regeln des Jugendschutzes klar: Kein Bier und Wein für unter 16-Jährige und keine Spirituosen und Alcopops an unter 18-Jährige. Damit diese Regeln auch eingehalten werden, werden regelmässig Alkoholtestkäufe durchgeführt.
Eigentlich sind die Regeln des Jugendschutzes klar: Kein Bier und Wein für unter 16-Jährige und keine Spirituosen und Alcopops an unter 18-Jährige. Damit diese Regeln auch eingehalten werden, werden regelmässig Alkoholtestkäufe durchgeführt.

Auch wenn die Versuchung vieler Jugendlicher gross ist: Alkohol tut den Adoleszenten nicht gut. Denn als Teenager ist das Hirn noch nicht vollständig ausgereift. Hinzu kommt, dass viele die Risiken, die mit dem Alkoholkonsum einhergehen, noch nicht abschätzen können. Schon seit Jahren gibt es daher Mindestalter für den Kauf von alkoholischen Getränken.
Davoser Betriebe regelmässig getestet
Welche Läden und Gastrobetriebe sich an diese Regeln halten respektive welche nicht, dies wird unter anderem auch in der Gemeinde Davos ermittelt. Vier- bis fünfmal pro Jahr finden hier Testkäufe statt, bei denen zwei «zu junge» Jugendliche – begleitet durch die Polizei und eine Fachperson des Blauen Kreuzes Graubünden – versuchen, an Alkohol zu kommen. In den meisten Fällen klappt dies nicht – was natürlich ein erfreuliches Zeichen ist. Und dennoch, hin und wieder wird den jungen Testkäuferinnen und -käufern Alkohol verkauft respektive serviert. «Entweder werden ihnen die Getränke ganz ohne Kontrolle eines Ausweises übergeben. Oder aber – und das ist ärgerlich – wird der Ausweis verlangt, aber das Alter falsch zusammengezählt», erklärt Pascale Koller. Als Suchtberaterin der Gemeinde koordiniert sie gemeinsam mit dem kantonalen Gesundheitsamt und dem Blauen Kreuz Graubünden die Alkoholtestkäufe in Davos. Um letztgenannten Fehler zu vermeiden, empfiehlt Koller die App «Jalk ID Scan». Dank dieser Applikation kann ein Ausweis in Sekundenschnelle per Handykamera eingelesen werden. Ob die kontrollierte Person berechtigt ist, Alkohol zu kaufen, wird sofort angezeigt. Die Suchtberaterin legt denn auch allen Angestellten nahe, im Zweifelsfall lieber mal einen Ausweis zu viel zu kontrollieren. «Es muss sich niemand scheuen, die ID zu verlangen.»
Konsequenzen mit grosser Auswirkung
Wenn ein Betrieb einen Alkoholtestkauf erfolgreich gemeistert hat, wird dieser per Brief angeschrieben und die freudige Mitteilung übermittelt. Betriebe, die «durchgefallen» sind, werden der Kanzlei gemeldet und von dort verwarnt. «Im Wiederholungsfall drohen weitere Massnahmen oder sogar eine temporäre Schliessung», führt Koller die möglichen Konsequenzen aus. Zudem würden die fehlbaren Betriebe innert kurzer Zeit erneut von Alkoholtestkäufern aufgesucht.

Auch online unterwegs
Diese testeten in den letzten Monaten nicht nur Läden und Gastrobetriebe im Tal und auf den Bergen, sondern auch weitere Abgabestellen. «Im letzten Dezember haben wir erstmals auch beim Spengler Cup Testkäufe durchgeführt», erzählt die Suchtberaterin. Dies sowohl im Fanzelt als auch in der Eishalle, wobei 70 Prozent der Testkäufe im Sinne des Gesetzes verliefen. Weniger erfreulich sei das Ergebnis der Online-Testkäufe, die auch erstmalig organisiert wurden. «Wir haben drei Davoser Lieferdienste getestet, wobei alle durchgefallen sind.» Die Bestellungen seien allesamt über «eat.ch» getätigt worden, wo eine Alterskontrolle nicht erfolgt sei. Spätestens bei der Auslieferung der Getränke hätte der Kurier die Ausweise anschauen sollen, was nicht passiert sei.
Koller sieht die Alkoholtestkäufe aber nicht als Schikane. Daher suche man als Testkäufer auch nicht absichtlich Jugendliche aus, die für ihr Alter verhältnismässig «alt» aussehen würden. «Wir wollen niemanden in die Pfanne hauen. Uns geht es in erster Linie um die Sensibilisierung.» Um dem Problem von fehlbarem Alkoholerwerb proaktiv zu begegnen, habe man auch vier unentgeltliche Personalschulungen angeboten, welche sehr gut besucht worden seien. «Ein Experte vom Blauen Kreuz Graubünden leitete die Schulungen. Unter anderem wurden auch Situationen durchgespielt, die für Fragen sorgen könnten – beispielsweise, ab welchem Alter man Portwein kaufen darf». Es zeige sich, dass sehr viele Unternehmen in Sachen Jugendschutz engagiert seien. Klar ist, dass ihnen diese Haltung auch selbst zugutekommt. Denn früher oder später werden erneut Testkäufe stattfinden.