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Störche suchen verzweifelt ihr Nest, doch das muss weg  

Weil eine alte Fabrik abgerissen werden soll, wurde ein Storchennest vom Kamin entfernt. Doch das Brutpaar lässt sich nicht so einfach vertreiben. 

Südostschweiz
16.02.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Auf der Suche: Die zwei Störche in Buttikon sitzen dort, wo einst ihr Nest stand. Das Dächlein soll sie davon abhalten, erneut ein Nest zu bauen. 
Auf der Suche: Die zwei Störche in Buttikon sitzen dort, wo einst ihr Nest stand. Das Dächlein soll sie davon abhalten, erneut ein Nest zu bauen. 
Pressebild

von Martin Bruhin

Vor ein paar Jahren liessen sich zwei Störche auf dem Kamin der alten Fabrik auf dem Schättihügel in Buttikon nieder. Letztes Jahr brüteten sie und es gab Nachwuchs. Das Schauspiel rund um das Storchennest und die ersten Flugversuche der Jungvögel war für viele Anwohner ein schöner Anblick. Doch nun ist das Nest weg – es wurde entfernt. Damit die Tiere nicht zurückkommen, wurde nachträglich ein Hindernis auf den Kamin gestellt, eine Art kleines Dach.

Doch die Störche landen noch immer regelmässig auf dem Kamin der alten Fabrik, ein Nest bauen können sie so aber nicht mehr. «Es ist ein trauriges Bild», heisst es in einer regionalen Facebook-Gruppe.

Abbruchbewilligung erteilt

Aber wohin ist das Nest nun verschwunden? Eine Anfrage bei der Gemeinde Schübelbach schafft Klarheit: Eine Abbruchbewilligung für das besagte Gebäude sei bereits Mitte letzten Jahres erteilt worden, sagt Gemeindeschreiber Martin Müller auf Anfrage dieser Zeitung. Der genaue Zeitpunkt für den Abriss sei aber noch nicht klar. In diesem Zusammenhang habe die Bauherrschaft aber nachgefragt, ob das Storchennest vorzeitig entfernt werden könne. Die Gemeinde klärte dies über das Amt für Wald und Natur ab. Dieses bewilligte das Vorhaben, das Nest wurde entfernt.

Ob überhaupt irgendwann Ersatz für das entfernte Nest kommen wird, ist fraglich.

Ob es für den Nestbau Ersatz gibt, weiss man noch nicht. Das Amt für Wald und Natur hat der Bauherrschaft dafür zwar eine Empfehlung gemacht – ob diese umgesetzt wird, wird sich erst zeigen.

«Unglückliche Lösung»

Die Gesellschaft Storch Schweiz erfasst alle Störche in der Schweiz – auch die in Buttikon. Dass Verschwinden des Nestes hat man auch Storch Schweiz mitbekommen, einige Anwohner hatten sich deswegen bei der Gesellschaft gemeldet. Dass das Nest entfernt wurde, sei rechtens, sagt Vorstandsmitglied Margrith Enggist auf Anfrage. Aber: «Es ist eine sehr unglückliche Lösung», sagt sie. Ob überhaupt irgendwann Ersatz für das entfernte Nest kommen wird, sei fraglich. Dabei beginne bei den Vögeln schon bald wieder die Brutzeit, so Margrith Enggist.

Wie lange es dauert, bis das Storchenpärchen begreift, dass es nicht mehr auf dem Fabrikkamin nisten kann, ist laut Margrith Enggist nur schwer zu sagen. «Der Storch ist sehr hartnäckig, das kann dauern», sagt sie. Möglich wäre auch, dass die Störche trotz des Dachs versuchen könnten, wieder ein Nest zu bauen. Dass sie das schaffen, sei in diesem Fall aufgrund der Gegebenheiten jedoch fast unmöglich. Es sei zu hoffen, dass die Störche bald aufgeben und einen neuen Platz finden, sagt Enggist.  Und vielleicht wäre sogar jemand aus der Bevölkerung bereit, den Tieren, etwa in Form einer Horstplattform auf dem Hausdach, Wohnrecht zu gewähren, sagt sie.

Vor 70 Jahren war der Storch verschwunden

Mit einer Grösse von etwa 80 Zentimetern und einer Spannweite von bis zu mehr als zwei Metern ist der Weissstorch einer der grössten Vögel in Mitteleuropa. 1950 war der Vogel in der Schweiz und anderen Regionen in Europa praktisch ganz verschwunden. Laut WWF führten unter anderem die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Intensivierung der Landwirtschaft zum Wegfall von nötigen Nahrungs- und Brutgebiete für den Storch. Inzwischen ist er wieder zurück, sein Bestand hat stark zugenommen. Doch trotz grosser Schutz­anstrengungen ist er in der Schweiz noch immer gefährdet. (brm)

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SO schreibt:
Und vielleicht wäre sogar jemand aus der Bevölkerung bereit, den Tieren, etwa in Form einer Horstplattform auf dem Hausdach, Wohnrecht zu gewähren, sagt Margrith Enggist, Vorstandsmitglied der Gesellschaft Storch Schweiz.
Ich schreibe:
Mutmasslich würde das leider ebenso "baurechtlich korrekt" abgeschmettert (abgelehnt). Ebenso wie das Artensterben "rechtlich korrekt" ist, und meine Hilferufe zugunsten Vulnerabler (auch eine "Art") ignoriert werden.
Eine wunderschöne Welt ist das heutzutage, und sie wird exponentiell noch viel wunderprächtiger.
Ächz, würg, stöhn, kommentiert (mein Alter Ego) Donald Duck.

Es ist schon Traurig zu sehen wie die Störche vergebens versuchen ein Nest zu machen. Kann man nicht unten am Weiher ein paar Stelzen aufstellen wie in Lachen am See , damit die Störche eine Möglichkeit haben ein Nest zu Bauen als immer so traurig auf dem Kamin zu sitzen . Wäre doch ein simple Lösung und ein Versuch wert !

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