Das Sanatorium Valbella, 2. Teil
Vielleicht verschwindet die Sanatoriumsbrache im Dorf bald. Damit endet auch ein Teil der bewegenden Geschichte rund um das Gebäude. Eine Geschichte, die mit verschiedenen Hausnamen und Nutzungen durch zwei Weltkriege führte.
Vielleicht verschwindet die Sanatoriumsbrache im Dorf bald. Damit endet auch ein Teil der bewegenden Geschichte rund um das Gebäude. Eine Geschichte, die mit verschiedenen Hausnamen und Nutzungen durch zwei Weltkriege führte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Haus wiederum den neuen (alten) Namen «Sanatorium Valbella». Einzelne Exponenten der Leitung und der Angestellten inklusive Chefarzt wurden des Landes verwiesen und durch Schweizer ersetzt. Die Säuberung von belasteten Patienten und Angestellten funktionierte aber nicht restlos, sodass auch in den späteren Jahren noch Kritik an den Behörden auftrat. Durch einen Bundesratsbeschluss vom 16. Februar 1945 wurden die deutschen Vermögenswerte in der Schweiz eingefroren und somit auch das Haus unter die treuhänderische Verwaltung des Eidgenössischen Politischen Departementes (EPD) gestellt. Die deutsche Interessengemeinschaft des EPD wurde ermächtigt, für die Kurkosten der verbliebenen Patienten mit den von ihr verwalteten Geldern des Reiches und der Reichsbank aufzukommen. Erst im Juni 1953 wurde die Sperre aufgehoben.

Um den Klinikbetrieb weiterführen zu können, waren grosse Investitionen notwendig. Die Davoser Architekten Krähenbühl und Bühler erhielten darum 1956 vom Bundesministerium für Arbeit in Bonn den Auftrag für eine umfassende Sanierung. Die Entfernung des Mansardendaches und der Kuppel ergab das heutige Aussehen des Gebäudes. Durch die Umbauten konnten die betrieblichen Mängel durch den Ersatz der veralteten technischen Einrichtungen beseitigt und organisatorisch die Abläufe für die ärztliche Betreuung der 180 Patienten wieder auf dem neusten Stand gebracht werden. Auch wurde auf dem Areal ein neues Arzthaus gebaut. Die Baukosten für den grossen Umbau betrugen 3,73 Millionen Franken, dazu kamen nochmals 0,8 Millionen Franken für neues Mobiliar und Apparate.
Neuanfang und Ende als Höhenklinik Valbella
Das Kuren verlor laufend an Bedeutung. Wirksame Medikamente und die Sparsamkeit der Kostenträger senkten die Patientenzahlen massiv. Mit diversen Kooperationen wurde dennoch versucht, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Neue Spezialgebiete wie Asthma, Bronchitis, Dermatologie, Allergie und Psychosomatik, aber auch die medizinische Rehabilitation wurden angeboten. Schlussendlich rechnete es sich nicht mehr.

2004 war dann Schluss, über 40 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsstelle. Die «SPI Real Estate» in Zug kaufte von der Bundesrepublik Deutschland die Klinik. Es wurden grosse Pläne geschmiedet: Aparthotel, Zweitwohnungen und sogar eine Schönheitsklinik waren im Gespräch. Umgesetzt wurde aber nichts. Die schlechte Bausubstanz des Gebäudes und die bestehende Zonenordnung waren Hindernisse.
2012 wurde der Schweizer Immobiliendienstleister HRS aus Frauenfeld neuer Eigentümer. Nun sollen Wohnungen für Einheimische gebaut werden. Vielleicht endet damit eine interessante Geschichte, die mit dem Bau eines Luxussanatoriums begann und in einer Sanatoriumsbrache endete.


Schluss (1. Teil siehe hier)
Rico De Boni stellt diesen Artikel der DZ freundlicherweise zur Verfügung
Quellen:
Urs Gredig: Gastfeindschaft / Davos 2002; Schweizer Bauzeitung Nr. 76 / 1958 Bundesarchiv Bern; Dodis / Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bern
Ich war im August 1961 …
Ich war im August 1961 (während des Mauerbaus in Berlin) einige Wochen wegen Asthma und Neurodermitis im Valbella. Der damalige Chefarzt des Sanatoriums, der sehr verdiente Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli, hatte mir empfohlen, wegen meiner Krankheiten für ein Jahr nach Davos zu kommen. Von Ende Mai 1962 bis Ende Mai 1972 war ich dann im Sanatorium Wolfgang als Mitarbeiter und späterer Sekretär des Verwalters Paul Ehinger angestellt. Ich hatte es verpasst, während meines Davosaufenthaltes Sport zu erlernen resp. zu betreiben, so war es mir auf Dauer dort oben auch wegen fehlender beruflicher Möglichkeiten zu eng geworden und meine Frau und ich zogen nach St.Gallen.