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Schafskälte – was steckt hinter der alten Bauernregel?

Wissen ist Macht – und manchmal einfach auch unglaublich unterhaltsam. In unserer Serie «SOwas!» liefern wir euch regelmässig (un)nütze Erklärungen und Kuriositäten zum Staunen und Schmunzeln.

13.06.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Wenn es zwischen 4. und 20. Juni nochmals so richtig kühl wird, spricht man von der Schafskälte.
Wenn es zwischen 4. und 20. Juni nochmals so richtig kühl wird, spricht man von der Schafskälte.
Bild Pixabay

Liegen die Temperaturen im Juni um mehr als vier Grad unter dem langjährigen Schnitt, spricht man von Schafskälte. Doch warum wird dieses Wetterphänomen so genannt? Und wie entsteht es? Wir liefern euch die Antwort. 

Unter der Schafskälte versteht man einen Kälteeinbruch, der in Mitteleuropa zwischen dem 4. und 20. Juni stattfindet. Das Wetterphänomen tritt nicht jedes Jahr auf, wiederholt sich allerdings in regelmässigen Abständen. Am häufigsten ist die Schafskälte am 11. Juni zu beobachten.

So entsteht die Schafskälte

Die Ursache für den Kälteeinbruch ist die einströmende kühle und feuchte Luft aus nordwestlicher Richtung. Sie sorgt dafür, dass die Temperatur innerhalb weniger Stunden um fünf bis zehn Grad Celsius sinkt. Der Kälteeinbruch wird auch oft begleitet von unbeständigem und regnerischem Wetter. 

Der kalte Luftstrom entsteht durch die unterschiedlich schnelle Erwärmung von Landmasse und Meerwasser. Im Juni wird das Land stark erwärmt, während das Meer noch relativ kalt ist. Dadurch bildet sich über Europa ein Tiefdruckgebiet, welches die kalte Luft aus Nordwesten herbeiführt.

Besonders betroffen von der Schafskälte sind die Hochlagen und Alpenregionen. Dort kann sich sogar vorübergehend eine Schneedecke von bis zu 50 Zentimeter bilden. 

Wenn die Schafe frieren

Den Namen trägt die Schafskälte nach den Schafen, die traditionell bereits vor Juni geschoren wurden und für die der Kälteeinbruch durchaus bedrohlich werden kann. Um das Risiko von gesundheitlichen Folgen zu vermeiden, werden Lämmer und Muttertiere mittlerweile daher erst später – meist gegen Ende Juni – geschoren. 

Gefährlich: Werden Schafe bereits vor der Schafskälte geschoren, kann die Kälte durchaus bedrohlich für die Tiere werden.
Gefährlich: Werden Schafe bereits vor der Schafskälte geschoren, kann die Kälte durchaus bedrohlich für die Tiere werden.
Bild Pixabay

Was ist dran an der Bauernregel?

Die Schafskälte ist eine meteorologische Singularität. Dieser Begriff bezeichnet auffällige Wetterlagen, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Zeitraum im Jahr auftreten und deutlich von der normalen Witterung abweichen. Andere bekannte Singularitäten in Mitteleuropa sind beispielsweise die Eisheiligen, der Altweibersommer oder die Hundstage

Die Schafskälte trat in den letzten 100 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 61 Prozent ein. Betrachtet man nur den Zeitraum zwischen 1921 und 1990, so lag die Wahrscheinlichkeit für einen Kälteeinbruch bei 73 Prozent. Wegen des Klimawandels sank in den letzten 30 Jahren die Wahrscheinlichkeit der Schafskälte allerdings auf 33 Prozent. 

Gianna Jäger arbeitet als Redaktorin auf der Redaktion Online/Zeitung. Sie stammt aus der Surselva und ist seit August 2021 Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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