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Menschen statt Autos auf dem Parkplatz

Mit der Stanza publica ist während des Sommers in Scuol ein öffentlicher Diskussions- und Gestaltungsraum entstanden.

Südostschweiz
15.09.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Seit dem 23. Juli steht ein gelbes Zimmer mit Bett, Nachttisch, Tisch und Stühle und einem Schrank mit Büchern und Spielsachen auf dem Parkplatz an der Hauptstrasse von Scuol. Während des ganzen Sommers hat der Verein Creacumün diesen Parkplatz mit verschiedenen Aktionen zu einem Begegnungsraum umgewandelt. Der Verein möchte der Gemeinschaft die besondere Bedeutung von öffentlichen Räumen und des Baukulturerbes näherbringen. Der Fokus liegt dabei auf Kindern und Jugendlichen. Fragen werden dabei aufgeworfen wie: Wie viel öffentlicher Raum darf der motorisierte Individualverkehr einnehmen? Oder: Wie können wir als Nutzerinnen und Nutzer öffentliche Plätze mitgestalten und sie lebendig halten? 

Normalerweise weist das Parkschild darauf hin, dass diese Fläche nicht ein Ort des Verweilens oder des Gestaltens ist, sondern für Autos und Motorfahrzeuge reserviert. Für ein paar Wochen wurde der Parkplatz nun zum öffentlichen Raum, wo Kinder geschminkt, Hüte gebastelt, Konzerte veranstaltet oder Degustationen durchgeführt wurden. Alle Veranstaltungen waren kostenfrei. «Wir hatten nur positive Rückmeldungen», freut sich Adriana Stuppan von Creacumün. Das Interesse sei bei Einheimischen und Gästen vorhanden gewesen. Als krönender Abschluss der Sommeraktion ist am Freitag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr die Durchführung des Park(ing) Days vorgesehen. Am Morgen wird der Kindergarten zu Besuch sein, am Nachmittag die Schulen und ab 16.30 Uhr ist ein Konzert mit Braida Janett vorgesehen. 

Öffentlich zugänglicher Raum

Die «Stanza publica» ist inspiriert durch den Park(ing) Day. Es handelt sich hierbei um eine weltweit am 16. September durchgeführte Aktion, die im Jahr 2005 in San Francisco von einem Kunst- und Design-Kollektiv ins Leben gerufen wurde. Die Grundidee ist einfach: Auf der Fläche eines markierten Parkfelds wird temporär ein öffentlich zugänglicher Ort geschaffen. Was genau auf den Parkflächen gestaltet wird, bleibt den Teilnehmenden überlassen. Allen Installationen ist gemeinsam, dass sie einfach auf- und abgebaut werden können und dass sie nicht kommerziell sind. Am gemeinsamen Aktionstag wird aufgezeigt, was alles möglich wäre, wenn Städte und Dörfer für Menschen geplant werden, statt für Autos. Strassen und Parkplätze besetzen heute einen Drittel des Siedlungsraumes. Das ist Raum, der gemäss den Organisierenden der Aktion der Bevölkerung fehlt. In Graubünden wird neben Scuol auch in Chur ein Park(ing) Day durchgeführt, und zwar ab 12 Uhr im Karlihof. (fh)

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