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Auch der Bünder Wald spürt die Folgen des Klimawandels

Obwohl der Bündner Wald derzeit in guter Verfassung ist, gehen auch an ihm die Folgen des Klimawandels nicht spurlos vorbei, wie Kantonsförster Urban Maissen sagt.

Südostschweiz
21.05.23 - 16:00 Uhr
Leben & Freizeit
Anfällig für Trockenheit: Fichtenwälder reagieren besonders empfindlich auf den Klimawandel.
Anfällig für Trockenheit: Fichtenwälder reagieren besonders empfindlich auf den Klimawandel.
Bild Gaetan Bally / Keystone

von Gianna Jäger und Sarina von Weissenfluh

Der Klimawandel bringt viele Folgen mit sich. Zu spüren bekommen diese vor allem die Wälder. Sie kämpfen mit Hitze und Trockenheit. Will der Schweizer Wald weiterhin seine Funktion erfüllen, muss er sich an den Klimawandel anpassen. So lautet das Urteil des Bundesamts für Umwelt. Doch das ist gar nicht so einfach.

Man muss sich vorstellen: Im Kanton Graubünden werden die Bäume beispielsweise bis zu 200 Jahre alt. «Doch das Klima verändert sich innerhalb von nur ein paar Jahrzehnten», sagt Urban Maissen, Kantonsförster und Leiter des kantonalen Amtes für Wald und Naturgefahren. Die Entwicklung des Klimawandels läuft also viel schneller, als jene der Natur und des Waldes. «Deshalb müssen wir nachhelfen.» Dies mache man vor allem mit der Waldpflege und der Waldverjüngung. «Mit der Waldverjüngung können wir dafür sorgen, dass möglichst viele Bäume in einer möglichst grossen Baumartenpalette nachwachsen», erklärt Maissen. Dadurch sei die Chance grösser, dass sich der Wald in Zukunft besser an den Klimawandel anpassen könne. «Wir nennen dies auch Risikoverminderung.»

«Auch wir haben beobachtet, dass die Bäume zunehmend Mühe mit der Trockenheit haben.»

Urban Maissen, Kantonsförster und Leiter des kantonalen Amtes für Wald und Naturgefahren

Doch wie schlecht steht es überhaupt um den Bündner Wald? «In Zusammenhang mit dem Klimawandel und den Trockenheitsschäden sind wir recht gut unterwegs», so der Kantonsförster. In Graubünden habe man glücklicherweise keine grossflächigen Schäden erlitten, wie dies vor rund fünf Jahren im Kanton Jura der Fall gewesen sei. Dort starben damals hunderte Hektar Buchenwald ab, sodass die jurassische Regierung den Zustand einer kantonalen Waldkatastrophe ausrief. So schlimm ist es in Graubünden also nicht gewesen. Allerdings habe man auch hier die Folgen des Klimawandels gespürt. «Auch wir haben beobachtet, dass die Bäume zunehmend Mühe mit der Trockenheit haben», sagt Maissen. Besonders empfindlich auf den Klimawandel und auf Trockenheit reagieren dabei die Fichtenwälder, jene, die man vor allem im Rheintal und in der Surselva antrifft. «In solchen Gebieten werden die Veränderungen am grössten sein.»

Optimistischer Blick in die Zukunft

Der Klimawandel wird den Wald verändern. «Unsere nachfolgenden Generationen werden andere Wälder sehen als wir», meint der Amtsleiter. So findet man heute beispielsweise auf einer Meereshöhe von 2200 Metern praktisch nur Nadelbäume. Mit dem Klimawandel wird die Grenze zwischen Laub- und Nadelbäume in den nächsten Jahrzehnten allerdings um rund 500 Meter ansteigen. «Das heisst, wir werden auf 2200 Meter jene Bedingungen haben, die wir momentan auf 1700 Meter Höhe haben.» Es werden dort also in Zukunft vor allem Laubbäume wachsen.

«Unsere nachfolgenden Generationen werden andere Wälder sehen als wir.»

Urban Maissen, Kantonsförster und Leiter des kantonalen Amtes für Wald und Naturgefahren

Nichtsdestotrotz blickt Maissen optimistisch in die Zukunft. «Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mit einer guten Waldpflege die Prozesse mitsteuern können.» Er glaube nicht, dass es Zusammenfälle geben werde oder dass man ganze Schutzwälder in Graubünden sanieren müsse. «Teilweise wird das schon der Fall sein, denn man weiss, dass solche Schäden auch ruckartig kommen können.» Es sei also durchaus möglich, dass man hie und da verbauen oder nachpflanzen müssen. «Aber grundsätzlich kann man der Natur und der Begleitung vom Forstdienst vertrauen», so der Kantonsförster.

Testflächen seit zwei Jahren in Betrieb

Um den Wald dabei zu unterstützen, sich dem Klimawandel anzupassen, hat der Kanton Graubünden bereits Massnahmen ergriffen. So hat er im letzten Jahr ein Konzept erarbeitet, nach diesem nun Waldbau betrieben wird. Zudem haben Bund, Kantone und Waldeigentümer ein Projekt lanciert, in welchem es darum geht, zu testen, welche Baumarten wo am besten wachsen werden. «Dank dieses Projekts sehen wir, wie die unterschiedlichen Baumarten reagieren», sagt Maissen. In Graubünden sind die Testflächen nun bereits seit zwei Jahren in Betrieb. Um ein Fazit ziehen zu können, ist es laut Maissen allerdings noch zu früh.

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