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Jetzt gurren weniger Tauben rund um den Churer Bahnhof

Vor rund acht Monaten herrschte beim Bahnhof in Chur eine regelrechte Taubenplage. Nun ist der Bestand zurückgegangen. Dies ist insbesondere einer Informationskampagne zu danken.

10.10.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Sollten nicht mit Nahrung versorgt werden: Mit dem Füttern von Tauben nimmt der Bestand zu. Dies kann negative Auswirkungen auf die Population haben. 
Sollten nicht mit Nahrung versorgt werden: Mit dem Füttern von Tauben nimmt der Bestand zu. Dies kann negative Auswirkungen auf die Population haben. 
Bild Olivia Aebli-Item

Im vergangenen Winter lebten am Bahnhof in Chur massenweise verwilderte Strassentauben. Bis zu 400 Tiere zählte die Stadt Chur im Dezember. Das wurde zu einem Problem. Denn eine hohe Ansammlung von Tauben führt vor allem dazu, dass sich Krankheiten viel schneller verbreiten. Die Stadt Chur suchte also gemeinsam mit dem Kanton Graubünden nach einer Lösung, wie man den Bestand reduzieren könnte. «Um die Taubenpopulation in den Griff zu bekommen, war eine Einschränkung der Fütterung nötig», erklärt Hannes Jenny, Wildbiologe und stellvertretender Leiter des Amts für Jagd und Fischerei. Damit dies gelingen konnte, musste man auch die Bevölkerung mit ins Boot nehmen. Denn gerade am Bahnhof, wo es von Menschen nur so wimmelt, finden die Tiere ein breites Angebot an Nahrungsquellen vor, sei es entweder durch Littering oder gezielte Fütterung.

«Heute hat es deutlich weniger Tauben als noch vor acht Monaten.»

Hannes Jenny, Wildbiologe und stellvertretender Leiter des Amts für Jagd und Fischerei

So entstand die Idee, Plakate am Bahnhof aufzustellen, welche die Leute aufforderten, die Taubenfütterung zu unterlassen. Eine Massnahme, die laut Jenny auch sehr wirksam war. «Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Leute an dieses Fütterungsverbot gehalten haben und Verständnis gezeigt haben.» Dass der Verzicht auf die Fütterung viel gebracht hat, zeigt sich nun auch am Taubenbestand. «Heute hat es deutlich weniger Tiere als noch vor acht Monaten», so Jenny. Wie viele Tauben effektiv am Bahnhof unterwegs seien, könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen. 

Ganz wichtig: Tauben nicht füttern.
Ganz wichtig: Tauben nicht füttern.
Bild Olivia Aebli-Item

Schwächere überleben länger

Doch warum begünstigt die Taubenfütterung überhaupt die Übertragung von Krankheiten? Indem man die Tiere mit Nahrung versorgt, nimmt der Bestand zu. «Und so wird die Kontaktmöglichkeit zwischen den einzelnen Vögeln häufiger, was die Ausdehnung von Krankheiten fördert», sagt der Wildbiologe. Ausserdem führt eine gezielte Fütterung auch dazu, dass schwächere Tiere länger überleben. Kommen diese in Kontakt mit gesunden Vögeln, fördert dies ebenfalls die Ansteckung.

Krankheiten können sehr gefährlich für die Tiere werden und nicht selten tödlich enden. So sorgte beispielsweise die Taubenpest, die im Jahr 2014 in Chur wütete, für eine Halbierung des Taubenbestands. Glücklicherweise habe man während der letzten acht Monate weder einen Ausbruch der Taubenpest noch einer anderen Krankheit beobachtet, meint Jenny. 

Intelligente Vögel

Zu kämpfen mit den vielen Tauben haben vor allem die SBB, die RhB und die Post. Die Tauben richten zum einen überall Nistplätze ein, zum anderen entstehen durch den Taubenkot Verunreinigungen und Schäden an Gebäuden. Deshalb gibt es bereits seit zehn Jahren ein Programm, bei welchem die SBB regelmässig Tauben durch eigene Spezialisten schiessen lassen. «In Chur haben wir gemeinsam mit der Stadt Chur und den SBB auch welche eingefangen», sagt Wildbiologe Jenny.

«Tauben können sich an alles gewöhnen, können alle Massnahmen umgehen und dieses Wissen auch im Schwarm weitergeben.»

Hannes Jenny, Wildbiologe und stellvertretender Leiter des Amts für Jagd und Fischerei

Doch es wurden noch weitere Massnahmen getroffen, um gegen die Taubenplage vorzugehen. So wurden beispielsweise bauliche Massnahmen ergriffen, um mögliche Brutplätze unangenehm für die Tiere zu gestalten. Auch Krähenattrappen wurden laut Jenny montiert, welche die Tauben verscheuchen sollen. «Diese Massnahmen laufen weiter.» Allerdings müsse man stetig Änderungen vornehmen, denn Tauben seien eine sehr intelligente Vogelart. «Sie können sich an alles gewöhnen, können alle Massnahmen umgehen und dieses Wissen auch im Schwarm weitergeben», erklärt der Wildbiologe. Darum sei es immer anspruchsvoll, den Tauben einen Schritt voraus zu sein.

Plakate kommen wieder zum Einsatz

Mittlerweile wurden die Fütterungsverbot-Plakate entfernt. «Wenn eine Informationskampagne immer präsent ist, dann fällt die Wirkung irgendwann zusammen», meint Jenny. Im November werde man die Tafeln jedoch wieder aufstellen. «Und wir hoffen natürlich, dass sie wieder die gleiche Wirkung erzielen wie im letzten Winter.»

Gianna Jäger arbeitet als Redaktorin auf der Redaktion Online/Zeitung. Sie stammt aus der Surselva und ist seit August 2021 Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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Ich glaube wir haben grössere Probleme in der Stadt als die Tauben.
Schaut mal die Drögeler an! Eine Schande für unsere Kinder und schöne Stadt!

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