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Gemeinde packt Wohnraumproblem an

Die Nachfrage nach Wohnraum in den Bündner Bergregionen ist nicht zuletzt dank neuer Möglichkeiten wie digitalem Arbeiten im Homeoffice in den letzten Jahren stark angestiegen. Mit einer nachhaltigen Wohnraumstrategie will der Kleine Landrat (KL) auf die neuen Entwicklungen reagieren und Massnahmen erarbeiten, damit in Davos auch zukünftig ausreichend geeigneter Wohnraum für die Bevölkerung zur Verfügung steht.

Davoser
Zeitung
27.08.22 - 07:27 Uhr
Leben & Freizeit
Der KL hat sich die «gezielte Mobilisierung von gemeindeeigenem Bauland» auf die Fahne geschrieben. Ob hierzu auch der Metzparkplatz gehört, wird sich in Bälde zeigen.
Der KL hat sich die «gezielte Mobilisierung von gemeindeeigenem Bauland» auf die Fahne geschrieben. Ob hierzu auch der Metzparkplatz gehört, wird sich in Bälde zeigen.
ad

Die jüngste Wohnraumentwicklung führte zu einigen Voten und Aufträgen aus dem Grossen Landrat und zu einer Petition aus der Bevölkerung. Gleichzeitig erarbeitet der Kleine Landrat mit dem Kommunalen räumlichen Leitbild unter Beizug einer breit abgestützten Begleitgruppe die Zielvorgaben der künftigen räumlichen Entwicklung von Davos. Im Lichte dieser Fragestellungen hat die Gemeinde die Wohnraumentwicklung der letzten Jahre auf der Basis der vorhandenen Datenlage untersucht. An seiner Strategiesitzung vom 9. August diskutierte der KL erste Zwischenergebnisse und lancierte den Auftrag zur Erarbeitung einer nachhaltigen Wohnraumstrategie in der Gemeinde Davos.

Mehr Beschäftigte, weniger Einwohner

Die analysierten Daten bestätigen auch für Davos, dass die Nachfrage nach Wohnungen vor allem in den vergangenen zwei Jahren stark angestiegen ist. Die Leerwohnungsziffer, welche noch bis 2019 vier Jahre lang über dem Wert von 1 Prozent lag, steht heute bei 0,15 Prozent und damit unter dem letzten Tiefstwert aus dem Jahr 2011 (0,16 Prozent). Ein Blick über die vergangenen zehn Jahre zeigt zudem, dass die Anzahl Arbeitsplätze erfreulicherweise zunahm, die ständige Wohnbevölkerung im selben Zeitraum aber rückläufig war. Gleichzeitig nahm die Anzahl der Menschen, welche für ihre Arbeit nach Davos pendeln, zu. Das sind aktuell fast 1200 Personen, die ihren Wohnsitz nach Davos verlegen könnten, falls ein geeignetes und erschwingliches Wohnangebot zur Verfügung steht. Der KL möchte dieses Potenzial künftig besser ausschöpfen.

Trendwende gegen Abwanderung

Das gültige Leitbild der Gemeinde Davos von 2009 hat einen dauerhaften und angemessenen Bevölkerungszuwachs zum Ziel. Das ist dann möglich, wenn es gelingt, den Bau von Erstwohnungen, die sich die Davoser Fachkräfte leisten können, voranzutreiben. Die Wohnraumstrategie wird im Hinblick auf die anstehende Gesamtrevision der Zonenplanung aufzeigen, mit welchen Massnahmen die im Gemeindeleitbild definierten Ziele erreicht werden sollen. Dabei wird auch die Rolle von spezifischen Arealen im Austausch mit Grundeigentümern definiert und präzisiert.

Der demographische Wandel ist in Davos noch stärker ausgeprägt als im schweizerischen Durchschnitt. In den letzten 30 Jahren hat die Zahl von jüngeren Personen und Familien (0 bis 44 Jahre) in Davos markant abgenommen, während gleichzeitig eine starke Zunahme der Altersklassen über 45 Jahre stattfindet. Ein Drittel der Bevölkerung wird bei gleichbleibender Entwicklung in zehn Jahren über 65 Jahre alt sein. Um auf diese Entwicklungen zu reagieren und Davos für Familien attraktiver zu machen, muss ein besonderer Fokus auf die Schaffung von günstigen Familienwohnungen, auf die Weiterentwicklung altersgerechter Wohnformen und auch auf das Angebot von Personalwohnungen für Saisonangestellte und in Ausbildung befindliche Personen gelegt werden.

Respekt für Eigentum wahren

Ein derzeit viel diskutiertes Phänomen ist die Umnutzung von altrechtlichen (vor 2012 gebauten) und von der ansässigen Bevölkerung genutzten Wohnungen in Zweitwohnungen. Die Entwicklung dieser Umnutzungen wird von der Gemeinde laufend beobachtet. Der KL betont in diesem Zusammenhang, dass die Wohnraumstrategie Interessen der Eigentümer angemessen respektieren wird. Es ist weder vorgesehen, bestehenden Zweitwohnungen Erstwohnungsanteile aufzuerlegen, noch sollen alle altrechtlichen Wohnungen generell mit Erstwohnungspflichten versehen werden. Vielmehr soll der Fokus auf innovativen und bewährten Ansätzen liegen, welche eine ausreichende Produktion von bezahlbaren Erstwohnungen fördern sowie den bestehenden Wohnraum sinnvoll sichern. Gelingen soll dies nicht nur mit raumplanerischen Massnahmen, sondern auch durch die gezielte Mobilisierung von gemeindeeigenem Bauland und der stärkeren Aktivierung von Fördergefässen wie dem Fonds zur Förderung von Erstwohnungen und Gewerberaum. Ebenfalls soll der konstruktive Austausch mit verschiedenen Akteuren wie Grundeigentümern, Projektentwickelnden und Genossenschaften verstärkt werden.

Ergebnisse bis Anfang 2023

Die Wohnraumstrategie wird vom KL in den nächsten Monaten erarbeitet. Anfang 2023 wird über die Ergebnisse und die Stossrichtungen informiert werden.

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