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Freudige, aber vorsichtige Schritte in die neue Freiheit

Der Wegfall der Maskenpflicht verführte Conny Greiner von 1560 Fashion zu Freudensprüngen. «Endlich», sagt sie. Mit ihr freuen sich ganz viele in Davos. In die Euphorie mischt sich jedoch auch Besorgnis. «Wir sind noch nicht über den Berg», heisst es bei allen Befragten.

Davoser
Zeitung
22.02.22 - 06:21 Uhr
Leben & Freizeit
Coni Greiner macht vor Freude Luftsprünge.
Coni Greiner macht vor Freude Luftsprünge.
bg

«Endlich können wir die Kundschaft wieder mit einem sichtbaren Lächeln begrüssen», freut sich Greiner. Sie hatte sich schon so an die allgegenwärtige Maske gewöhnt, dass sie am ersten maskenlosen Tag im Geschäft immer wieder das Gefühl hatte, etwas Verbotenes zu tun. Doch inzwischen herrscht Erleichterung vor, auch wenn sie der Sache noch nicht so richtig traut. «Die Frage ist, wie lange das so bleiben kann.» Selber fühlt sie sich noch nicht so richtig wohl: «Im Menschengetümmel ziehe ich die Maske lieber auch noch an.» Daher ist es für sie selbstverständlich, sich anzupassen, wenn jemand mit Maske zu ihr ins Geschäft kommt. «Aber es ist schon schön, die Mimik wieder sehen zu können.»

Sabine Berger und Jakob Keller.
Sabine Berger und Jakob Keller.
bg

Oben mit ist auch Mariella mit ihren beiden Töchtern unterwegs. «Ich bin Herzpatientin und fühle mich so sicherer», sagt sie. Die Familie aus Pfäffikon ist hier in den Ferien. «Wir kamen schon letztes Jahr hierher und waren positiv überrascht, wie diszipliniert und gut die Hygienemassnahmen umgesetzt wurden. Das ist der Grund, warum wir heute wieder da sind.» Zu schnell, zu viel passiert hingegen für Adrian und Fabienne. Auch sie sind in den Ferien in Davos und haben Risikopatienten im unmittelbaren Umfeld. «Die Fallzahlen sind noch zu hoch», findet Adrian. «Ich würde es bevorzugen, wenn in Innenräumen noch Maske getragen würde.»

Mit der Maske hätte sich Sabine Berger vielleicht noch anfreunden können, doch die Zertifikatspflicht schmerzte wirklich. «Vor allem zu Beginn luden die Leute hier am Empfang im Eau-là-là ihren ganzen Frust ab.» Da habe es auch nichts genützt, sie daran zu erinnern, dass der Unmut nicht ihr persönlich gelte: «Ich musste mir da Sachen anhören... Abends war ich jeweils völlig erledigt.» Die Maske einfach nur gehasst hat Bademeister Jakob Keller. «Es ist nun eine enorme Erleichterung, auch wenn wir sie vor allem zum persönlichen Schutz trugen.» Eine grosse Entspannung beobachtet auch Aqua-Fit-Therapeutin Regula Hartmann, auch wenn die Leute noch immer deutlich Abstand halten. «Am ersten Tag wusste ich gar nicht so recht, wie mich verhalten. So lugte ich hinaus, um zu sehen, ob die Leute mit oder ohne Maske kommen. Doch die lugten genauso herein, um zu sehen, was ich denn tue.»

Moni Lang.
Moni Lang.
bg

«Endlich kann ich das Gegenüber wieder als Gesicht wahrnehmen», freut sich Moni Lang von Fashion mit Herz, und eine anwesende Kundin fügt bei: «Und wir können wieder Lippenstift tragen.» «Genau, das passt zur Frühlingsmode, die wir gerade haben.» Als erstes habe sie nach der Aufhebung der Maskenpflicht alles weggeräumt, was sie von den Kunden getrennt habe, berichtet Lang. Dennoch ist für sie das Ende der Pandemie noch nicht gekommen. «Es ist einfach eine entspanntere Situation. Schützen müssen wir uns noch immer.»

Luis Alonso.
Luis Alonso.
bg

Ein paar Häuser weiter freut sich Luis Alonso, Bauleiter Elektromontage von Caviezel AG, über die neue Freiheit. «Zum Arbeiten war die Maske schon ex-trem mühsam.» Man habe sich zwar damit abgefunden und darunter geschwitzt. «Doch jetzt ist es wie ein zweites Weihnachten.»

Jakob Caflisch.
Jakob Caflisch.
bg

Rentner Jakob Caflisch kommt ebenfalls ohne Maske. Er sieht die Situation entspannt. «Da ich ohnehin nicht so viel aus dem Haus gehe, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr gestört.» Da er gerade eben vom Spital komme, wo die Maske noch Pflicht sei, habe er den Unterschied noch gar nicht richtig bemerkt, sagt er und fügt nach einer kurzen Pause an: «Es ist schön.»

Ingo Schlösser.
Ingo Schlösser.
ps

Ingo Schlösser, Gastgeber im Hotel Ameron, ist erleichtert, dass Masken- und Zertifikatspflicht gefallen sind. Hauptproblem seien die enormen Einschränkungen gewesen, die nicht überall verstanden wurden. Das habe zu vielen Diskussionen geführt. «Nun können wir unsere Gäste wieder ohne Schutzkonzepte und Zutrittsregelungen empfangen, was vieles einfacher macht.» Er stellt zudem fest, dass die Leute wieder besser drauf seien. Dass er nun wieder die Gesichter von Gästen und Angestellten sehen kann, war für Schlösser zunächst jedoch gewöhnungsbedürftig. «Ich liess meine Angestellten am ersten maskenfreien Tag mir ihre Vornamen sagen, da ich sie ohne Maske gar nicht kennen würde – natürlich aber nur als Scherz.»

Mandy und Stella.
Mandy und Stella.
ps

Glücklich, dass sie nun wieder ohne Masken zur Schule gehen und damit frei atmen dürfen, sind auch Talentschülerin Mandy und ihre Kollegin Stella, welche die sechste Klasse besucht. Für sie sei so etwas wie ein neuer Lebensabschnitt angebrochen, erklären sie unisono. «Nun können wir unsere Mitschüler und Freundinnen wieder von Angesicht zu Angesicht sehen und wissen auf den ersten Blick, wie es ihnen geht.» Stella erwähnt, sie habe abends vom langen Tragen der Schutzmaske in der Schule jeweils Kopfschmerzen gehabt. «Die sind nun wieder verschwunden.»

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