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«Flohmarktleute sind cool»

Am 14. April wird im «Loucy» wieder gefeilscht. Der Nachtflohmarkt geht zum zweiten Mal über die Bühne. Im Gespräch mit den beiden Organisatoren Jan «Smüde» Edelbauer und Marco Egli.

Bündner Woche
15.03.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Zwei mit kreativen Ideen: Marco (links) und Smüde vom Verein «Diversity».
Zwei mit kreativen Ideen: Marco (links) und Smüde vom Verein «Diversity».
Karin Hobi

von Karin Hobi

Am 14. April findet in der Churer Eventhalle «Loucy» ein Flohmarkt statt. Und nein, nicht frühmorgens, sondern von 19 Uhr bis um Mitternacht. Ein Stöbern, Verhandeln und ins Gespräch kommen bei ausgelassener, lockerer Stimmung mit Musik und Barbetrieb. Das Schöne mit dem Nützlichen und Nachhaltigen verbinden: Darüber erzählen die beiden und einzigen Mitglieder des Vereins «Diversity», Jan Edelbauer, der von allen Smüde genannt wird, und Marco Egli. Zwei langjährige Protagonisten der Bündner Kultur- und Eventszene, Veranstalter und DJs, die seit rund zwölf Jahren eine Freundschaft verbindet und die gemeinsam musikalisch und kreativ wirken. Marco sah vor wenigen Jahren einen Beitrag zu einem Nachtflohmarkt in Berlin, während er im Ferienhaus im Tessin weilte. Sofort kontaktierte er seinen Freund Smüde. «Das ist es!», fanden beide und waren Feuer und Flamme dafür, diese Idee auch in Chur umzusetzen. Der Verkauf und Kauf von gebrauchten Sachen, von Selbstgemachtem und nicht mehr benötigtem aber noch nutzbarem Material. Das Ganze in lockerer Stimmung, dazu mit Musik und Barbetrieb. Ähnlich dem «Gänggelimarkt» in Chur und doch irgendwie anders. Nicht nur, weil man dafür nicht frühmorgens aufstehen muss, sondern ein «Gänggela» mit Ausgangsfeeling.

Smüde findet Käufe an einem Flohmarkt eine super Sache und zeigt auf seine hellblaue Jeansjacke, die er in Italien Secondhand ergattert hat. Auch Marco war früher als Kind oft am Gänggelimarkt mit seiner Familie. «Grad kürzlich kaufte ich in einer Brockenstube zwei Stühle.» Ab und zu in Gebrauchtwarenläden herumzustöbern macht den beiden sichtlich Spass. «Auch wenn wir sicher nicht dem Stereotyp 'Flohmarktkäufer' angehören, das Herumstöbern macht Freude und man findet auf jeden Fall überall was Cooles», so Smüde.

Ein voller Erfolg

Der erste Churer Nachtflohmarkt im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg. Einige Ausstellerinnen und Aussteller kamen mit diversen Verkaufsartikeln: mit alten Schildern bis hin zu Hirschgeweihen, alten Lampen und Messern. Dann gab es auch Ausstellerinnen und Aussteller, die Restposten verkauften, die zwar neuwertig waren, aber in ihren Läden nicht mehr verkauft werden konnten. Dann gab es und gibt es auch dieses Jahr wieder Leute, die selbst Sachen kreieren. Und was wurde am meisten gekauft? «Kleider», sagt Marco spontan. «Wir selber stöbern auch herum, wenn wir Zeit haben», meint er. Marco hat letztes Jahr ein altes Gameboy-Spiel ergattert, das ihn an seine Kindheit erinnert. Verkaufende und Kaufende sind bunt durchmischt. Auch alterstechnisch. Die jüngste Person am Verkaufsstand war im vergangenen Jahr zehn Jahre alt. Die älteste Person gegen 70. Zu Beginn des Anlasses werden noch Kinderwagen durch das «Loucy» geschoben, aber zu fortgeschrittener Stunde sind dann doch vorwiegend die Erwachsenen vor Ort, die während des Verkaufs oder Stöberns mit dem Getränk in der Hand noch ein bisschen zur Musik von DJ C-Zar mitschunkeln. «Es gibt aber keine Party», erzählen die beiden Männer. Es werde gemütlich. Loungemusik mit R&B und Funk. Selber haben sie keine Zeit, um an diesem Anlass als DJs aufzulegen. Sie sind zuvor mit allen Vorbereitungen und während des Anlasses mit dem Organisatorischen beschäftigt. Natürlich mit der Unterstützung des Eventlokals «Loucy» und Freunden.

Über 40 Marktstände, Musik und Barbetrieb: am 14. April im Loucy.
Über 40 Marktstände, Musik und Barbetrieb: am 14. April im Loucy.
Bild Fabian Hausmann

Nur wenige Anpassungen mussten nach dem ersten Anlass für den diesjährigen vorgenommen werden. Vergangenes Jahr konnten die Standbesitzenden ihren Stand selber wählen. Jetzt haben Smüde und Marco die Tische bereits zugeteilt, damit grosse Verkaufsgegenstände nicht den Weg oder die Sicht zur Bühne versperren. «Ausserdem haben wir letztes Jahr den Eintrittspreis von fünf Franken nicht kommuniziert, was wir diesmal gemacht haben», erzählt Smüde. «Ja klar, es ist nicht üblich, für einen Flohmarkt Eintritt zu zahlen. Aber es ist ja auch nicht üblich, einen Flohmarkt in der Nacht zu organisieren», findet er. Smüde und Marco waren vergangenes Jahr überrascht über den Erfolg dieses Events und über die grosse Nachfrage danach. «Es hat uns auch gar keine Rolle gespielt, ob wir dabei Geld verdienen oder nicht», sagt Marco. Nein, gross Geld verdienen sie damit nicht. Es ist ein Projekt, das vorwiegend einfach Spass macht. Mit den Standgebühren von 30 Franken decken sie die ganzen Kosten für die Werbung, mit der Tischmiete von je zehn Franken begleichen sie die Miete bei der Stadthalle, und mit den Einnahmen des Eintritts dürfen noch DJ und Lichtmiete bezahlt werden. Am Schluss bleibt für die Vereinskasse nur wenig übrig.

Immer wieder Ideen im Kopf

«Wir als Verein haben natürlich immer wieder Ideen im Kopf», erzählen sie. Aber beide sind berufstätig sowie noch immer als DJs aktiv. Und Marco sogar noch Familienvater. Hätten sie mehr Zeit und Ressourcen, wäre der Anlass auch für die Stadthalle ideal. Viel grösser aufgezogen, mit mehreren Verpflegungsständen beispielsweise. «Aber das ist dann noch mit viel mehr Aufwand verbunden und funktioniert nicht mehr nur zu zweit als Verein», sagen sie.

«Flohmarktmenschen sind cool», findet Marco abschliessend. «So offen und locker und unkompliziert», sind sich beide einig. Da müsse man sich keine Sorgen machen über Streit und Konflikte. «Ja! Im vergangenen Jahr haben tolle Gespräche stattgefunden und da wurden querbeet Kontakte geknüpft», erzählt Smüde. Beide hoffen auch in diesem Jahr auf einen erfolgreichen Anlass. Erfolgreich insofern, dass alle zufrieden heimkehren. Ob mit einem Batzen für verkaufte Artikel oder neu Erworbenem, das jemand anders kreiert oder nicht mehr gebraucht hat oder ganz einfach mit einem guten Gefühl, an einem speziellen Event viel Spannendes erlebt zu haben.

Alle Infos auf www.nachtflohmarkt.ch

 

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