Neuer Rekord an Blutstammzellspenden in Graubünden
Im vergangenen Jahr wurden schweizweit so viele Blutstammzellspenden verzeichnet wie noch nie zuvor. Auch in Graubünden wurde ein neuer Rekord erreicht.
Im vergangenen Jahr wurden schweizweit so viele Blutstammzellspenden verzeichnet wie noch nie zuvor. Auch in Graubünden wurde ein neuer Rekord erreicht.

Patientinnen und Patienten, die unter einer Blutkrankheit wie Leukämie leiden, haben ein grosses Problem: Ihre Blutstammzellen bilden nicht mehr genügend gesundes und frisches Blut, das der Körper zum Überleben braucht. Bei einigen Menschen kann eine Chemotherapie helfen. Viele Betroffene sind jedoch auf eine rettende Transplantation mit gesunden Blutstammzellen angewiesen.
In Graubünden wurden im letzten Jahr insgesamt sechs Spenderinnen und Spender für eine Entnahme von Blutstammzellen gefunden. Das töne zwar nicht nach sehr vielen, sagt Ruth Seidlitz vom Blutspendedienst Graubünden. «Aber für unser kleines Zentrum ist das wirklich eine erfreuliche Zahl.» Es sei gar ein Rekord. In der Regel wurde im ganzen Kanton pro Jahr nämlich nur rund eine passende Spenderin beziehungsweise ein passender Spender gefunden. Doch warum ist das so? «Eine Stammzellspende ist nicht einfach mit einer normalen Blutspende zu vergleichen», erklärt Seidlitz. Hier müsse nicht in erster Linie die Blutgruppe stimmen, sondern auch die Gewebemerkmale, die sogenannten Humane Leukozyten-Antigene (HLA). Da jedoch jeder Mensch ein nahezu individuelles HLA-Muster besitze, sei es oft schwierig, eine zweite Person mit passenden Merkmalen zu finden. «Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.»
«Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.»
Dass es häufig nicht einfach ist, eine geeignete Spenderin oder einen geeigneten Spender zu finden, zeigen auch die Zahlen. «Letztes Jahr sind in Graubünden 15 Spenderinnen und Spender für eine erste Typisierung ausgewählt worden», so Seidlitz. Schlussendlich sind von diesen jedoch nur die oben genannten sechs – also weniger als die Hälfte – für eine Spende infrage gekommen.
Die meisten Spenden kommen aus dem Ausland
Umso erfreulicher ist es nun laut Seidlitz, dass die Anzahl an Spenderinnen und Spendern im Vergleich zu anderen Jahren deutlich gestiegen ist. Und zwar nicht nur in Graubünden, sondern schweizweit. Insgesamt fanden 89 Entnahmen von Blutstammzellen für nicht verwandte Empfänger statt, wie die Organisation Blutspende des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) mitteilt. Das sind fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die meisten der Spenderinnen und Spender waren 18 bis 35 Jahre alt.
«Ohne die ausländischen Spenderinnen und Spender könnten wir unsere Schweizer Patientinnen und Patienten nicht versorgen.»
Obwohl sich immer mehr Menschen aus der Schweiz als Blutstammzellspenderin und -spender registrieren lassen, kommt die grösste Anzahl an Spenden (169) nach wie vor aus dem Ausland. «Ohne die ausländischen Spenderinnen und Spender könnten wir unsere Schweizer Patientinnen und Patienten nicht versorgen», meint Seidlitz. Deswegen sei die internationale Zusammenarbeit von immenser Bedeutung.
Junge Personen sind besonders gefragt
Ende letzten Jahres waren im Schweizer Register für Blutstammzellspenderinnen und -spender knapp 178’000 Menschen eingetragen. Registrieren können sich alle gesunden Personen zwischen 18 und 40 Jahren. Einmal eingetragen, bleibt man bis zur Erreichung des 60. Lebensjahrs im Register. «Danach werden die Daten gelöscht, da die körperliche Belastung für einen Organismus über 60 relativ hoch ist», erklärt Seidlitz und ergänzt: «Deswegen ist es umso wichtiger, neue Spenderinnen und Spender zu motivieren, insbesondere junge.» Diese seien nämlich besonders geeignet, denn ihre Spende führe zu höheren Überlebenschancen bei den Patientinnen und Patienten. Und man weiss, dass die Stammzellen von jungen Männern sehr gute Reaktionen auf den Krankheitsverlauf eines Patienten auslösen können. Das soll laut Seidlitz aber auf keinen Fall bedeuten, dass Spenderinnen und Spender über 40 nicht gefragt seien. «Auch die braucht es.» Schliesslich würden sie einen Viertel aller Spenden ausmachen.
Von der Registrierung bis zur Spende
Um sich als Blutstammzellspenderin oder -spender zu registrieren, muss man als Allererstes einen medizinischen Fragebogen auf der Internetseite blutstammzellspende.ch ausfüllen. So kann geprüft werden, ob man überhaupt die Kriterien für eine Spende erfüllt. Nachdem man alle Fragen beantwortet hat, bekommt man innerhalb von ein bis zwei Wochen ein Testset zur Bestimmung der Gewebemerkmale per Post nach Hause geschickt. «Der Test funktioniert so, dass man mit einem Wattestäbchen einen Wangenabstrich machen muss», erklärt Ruth Seidlitz vom Blutspendedienst Graubünden. Anschliessend schickt man die Speichelprobe wieder zurück an die Blutspende SRK Schweiz. In der Regel dauert die Typisierung der Gewebemerkmale zwei bis drei Monate. Sobald die Laboranalysen abgeschlossen sind, ist man Teil vom Schweizer Blutstammzellspenderregister und steht Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt für eine Blutstammzellspende zur Verfügung. Allerdings kommt es nur sehr selten zum Match zwischen Patient und Spenderin. Es kann also gut sein, dass man lange Zeit keine oder sogar nie eine Spendenanfrage bekommt. «Ich beispielsweise kam noch nie für eine Spende infrage, und ich bin seit 30 Jahren registriert», so Seidlitz. Falls die Gewebemerkmale mit denen einer erkrankten Person übereinstimmen, erhält man eine Anfrage, ob man noch immer bereit ist, seine Blutstammzellen zu spenden. Falls man sich für eine Spende entscheidet, wird mittels Blutentnahme in einem Blutspendezentrum eine Kontrolltypisierung gemacht, um die Gewebetypisierung vom Stäbchentest zu bestätigen.Blutstammzellen können auf zwei verschiedene Arten gespendet werden – über die periphere Entnahme via Armvenen oder mittels einer operativen Entnahme aus dem Knochenmark im Beckenkamm. Gemäss Blutspende SRK Schweiz erfolgen heute 80 Prozent der Spenden peripher. Eine Operation sei nur selten nötig. (jag)