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Davosersee hat keine Priorität

Kürzlich veröffentlichte das kantonale Amt für Natur und Umwelt (ANU) den Bericht zur Renaturierung von Bündner Seen. Der Davosersee hat dabei keine Priorität. Dennoch schliesst die Gemeinde Aufwertungsmassnahmen nicht aus.

Barbara
Gassler
26.12.22 - 12:35 Uhr
Leben & Freizeit
Nicht nur Hausgeflügel wie diese Diepholzer Gänse soll sich auf dem Davosersee wohl fühlen.
Nicht nur Hausgeflügel wie diese Diepholzer Gänse soll sich auf dem Davosersee wohl fühlen.
bg

Im Auftrag des Bundes erstellte der Kanton Graubünden eine Übersicht über mögliche ökologische Aufwertungen bei Seen, die grösser als fünf Hektaren sind. An diese Übersicht gekoppelt ist die Aussicht auf Fördergelder aus Bern. Von über 3000 stehenden Gewässern sei der Zustand der Ufer bei 33 Seen beurteilt worden, heisst es im Bericht. Neun davon sind Tal- und 24 Bergseen. Der grösste Teil der Bergseen – Davos und Zernez teilen sich den Schottensee – seien weitgehend unbeeinflusst, konstatiert das ANU.

Mehrere Kriterien

Untersucht wurde bei allen Seen die Uferabschnitte im Bezug auf ihre Gestaltung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Rund zwei Drittel seien in einem guten bis sehr guten Zustand, heisst es in dem Bericht. «Der Rest weist ein Defizit auf.» Weiter wurden die Ufer auf ihre ökologische und landschaftliche Bedeutung hin beurteilt. Dabei wurde in einem Randstreifen von 65 Meter untersucht, ob hochwertige Lebensräume wie Moore, Auen, Amphibienstandorte oder Wiesen mit vom Aussterben bedrohten Arten vorhanden sind. Ausserdem wurde die Topografie angeschaut und auf vorhandene Anlagen untersucht. Dabei wurde auch gleich eine Einschätzung vorgenommen, wie schwierig oder einfach diese zu entfernen sind. Berücksichtigt wurde auch die Absenkung des Wasserpegels durch die Nutzung in Kraftwerken.

Dennoch kommt man beim Davosersee zum Schluss: «Der Davosersee ist während der Vegetationsperiode gefüllt und wird über den Sommer nicht abgesenkt. Hier hätten deshalb Schüttungen, womit Standorte für Ufervegetation geschaffen würden, einen hohen Nutzen. Dort, wo Massnahmen möglich sind, wurde daher der Nutzen für Natur und Landschaft ­höher eingestuft.» Beurteilt wurde in ­erster Linie der Uferbereich von der Liegewiese beim Seeparkplatz über den Seebüel bis zur Hawaii-Bucht. Vorgeschlagen werden dort Flachuferbereiche, verbunden mit dem Anlegen von Ufergehölzen. Auch seeseitige Schüttungen, Terrain­anpassungen und die Wiederherstellung von Bacheinmündungen sollen geprüft werden.

Nur wenn möglich

Prüfenswert findet das auch die Gemeinde. Allerdings mit klaren Vorgaben, wie Men Dellagiovanna, Leiter Fachstelle Umwelt, der DZ gegenüber erklärt: «Es darf keine landwirtschaftliche Fläche verloren gehen, wie es bei einer landseitigen Terrainanpassung der Fall sein könnte.» Weiter darf der aktuelle Konzessionsvertrag mit der Repower nicht tangiert werden. «Das könnte passieren bei der Aufschüttung von Flachuferbereichen, weil dann weniger Wasser zum Tourbinieren zur Verfügung steht.» Der Verlust könne nicht einfach durch einen tieferen Wasserpegel beim Absenken kompensiert werden, ergänzt Dellagiovanna. «Dieser ist durch die Tiefe der Wasserfassung beschränkt.» Ausserdem seien solche Vorhaben aufgrund des steilen Seeufers sehr aufwendig und dementsprechend teuer. Bei der Neugestaltung von Bacheinmündungen müssten auch der Hochwasserschutz und der Eintrag von Geschiebe berücksichtigt werden. Und schliesslich muss das Ganze noch aus touristischer Sicht einen Mehrwert bieten, will heissen «schön sein».

Umsetzung frühestens 2029

Dennoch, «es wäre unklug, sich einer möglichen finanziellen Unterstützung von vorneherein zu verschliessen», sagt Dellagiovanna. Entsprechend signalisierte die Gemeinde die Bereitschaft zur Prüfung der oben erwähnten Massnahmen. Eile hat man dabei aber nicht und nahm deshalb noch keinen Kontakt mit den involvierten Landeignern und der Repower auf. In der vom ANU gemachten zeitlichen Planung stehen für den Davosersee ohnehin erst ab 2029 Fördermittel bereit. Grössere Dringlichkeit geniessen Gewässer wie der Heidsee sowie die Oberengadiner Seen. Daher lässt man sich im Rathaus Zeit und beteiligt sich nicht an der gegenwärtig laufenden Planung, meldet aber Interesse an der nächsten Phase an.

Trotz schwieriger Ausgangslage scheint es Potenzial für einen naturnaheren Davoserseee zu geben.
Trotz schwieriger Ausgangslage scheint es Potenzial für einen naturnaheren Davoserseee zu geben.
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