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Bruno Knobel hat ganz viele Vögel

Der Fotograf der «Glarner Nachrichten» hat sich mit Bruno Knobel getroffen, um ihn bei der Pflege von Nistkästen zu fotografieren.

Sasi
Subramaniam
27.11.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

 

Es gibt ein berühmtes Sprichwort: Wenn der Berg nicht zu dir kommt, solltest du zum Berg gehen. Es geht heute um einen grossen Berg, der zu mir kam. Letzte Woche war ich in der Stadt Glarus unterwegs, um ein Foto zum Thema «Die Zukunft von Glarus» zu machen. So stand ich mitten auf der Strasse, um Fotos von der Umgebung inklusive dem Glarner Bahnhofsgebäude zu machen. Plötzlich hörte ich eine Stimme aus einem Fahrzeug, das in meiner Nähe hielt: «Du solltest über mich für die Zeitung eine Reportage machen.» Ich schaute auf das Fahrzeug und sah, dass Bruno Knobel mich mit einem wunderschönen Lächeln ansah.

 

«Ich pflege und putze die Nistkästen in Glarus. Kannst du das fotografieren?», fragte er mich. Da ich mitten auf der Strasse stand, konnte ich ihm nicht sofort ausführlich antworten. Stattdessen gab ich ihm meine Visitenkarte.

 

Danach wartete ich eine Woche lang vergeblich auf einen Anruf von Bruno Knobel. So entschied ich mich, zum Berg zu gehen. Ich rief ihn an und vereinbarte einen Termin mit ihm, um seine Tätigkeit zu dokumentieren. Der 70-jährige Bruno Knobel war Schreiner und begann vor 37 Jahren in Glarus mit einem Hobby: Nistkästen selber zu bauen und sie an Bäume zu montieren. Derzeit sind es rund 250 Nistkästen, die Bruno Knobel betreut. Sie müssen im Oktober und November gereinigt werden.

 

Am vereinbarten Tag kam der 70-Jährige mit einem kleinen Karren zum Volksgarten in Glarus. Auf dem Karren befanden sich ein paar hölzerne Vogelkästen und eine Leiter. An Brunos Hüfte hing seine Werkzeugkiste, auf denen zwei Vögel eingezeichnet sind. «Die Reinigung im Herbst ist wichtig», sagte Bruno Knobel, «da viele Vögel in diesen Nistkästen übernachten. Wenn das Nest noch im Kasten ist, gehen Milben in das Gefieder und schwächen den Vogel.

Bruno Knobel führt Buchhaltung. Er vermerkt, ob die Nistkästen besetzt sind, was sich noch im Nest befindet oder welche Vogelarten den Kasten bewohnen. «Es sind vor allem Meisen, aber auch Baumläufer, Kleiber oder Wendehälse und Schipper oder Eulen.» Der 70-Jährige sucht übrigens noch einen jungen Nachfolger in seinem Hobby – dem er als Privatperson völlig unentgeltlich nachgeht.

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