Die Situation brennt!
Schon während der laufenden Saison ist die Situation auf dem Mitarbeitermarkt prekär. Von verschiedenen Gastronomen ist bekannt, dass das Angebot aufgrund von Mitarbeitermangel zurückgefahren werden musste. Die Aussichten für den Winter sind nicht besser.
Schon während der laufenden Saison ist die Situation auf dem Mitarbeitermarkt prekär. Von verschiedenen Gastronomen ist bekannt, dass das Angebot aufgrund von Mitarbeitermangel zurückgefahren werden musste. Die Aussichten für den Winter sind nicht besser.
Schon letztes Jahr hatten die Arbeitgeber reihum gestöhnt, dass es fast unmöglich sei, qualifizierte Mitarbeitende zu finden: «So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie.» Die Situation hat sich seither nicht gebessert, den Gastronomen und Hoteliers steht wieder eine zermürbende Personalsuche bevor. Doch dieses Mal will man sich nicht auf dem linken Fuss erwischen lassen, und der Verein Hotel-Gastro Davos (HGD) ging eine Kooperation mit dem «Hospitality Collaboration Lab» (HCL) ein. Dahinter steht der Branchenverband Hotellerie Suisse Graubünden. «Wir verfolgen das Ziel, dass nicht jeder für sich als Einzelkämpfer agieren soll, sondern gemeinsam bessere Lösungen erzielt werden können», sagt Projektleiterin Brigitte Küng, die sich schon viele Jahre mit den Themen «Fachkräftemangel» und «Hotelkooperation» beschäftigt und sich bei Hanser Consulting am Standort Chur speziell mit Tourismus- und Standortentwicklung auseinandersetzt. So bietet das HCL unter verschiedenen Projekten auch «Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel» an. Dabei werden keine fixfertigen Rezepte geliefert, sondern Möglichkeiten angeschaut, wie Mitarbeitende nach Graubünden in die Gastronomie gelockt werden können.
Möglichkeiten ausloten
«Verstehen. Experimentieren. Gemeinsam umsetzen. So verstehen wir Collaboration», steht auf der Webseite von HCL, und so geht man auch an die Sache heran. Miteinbezogen werden sollen alle Akteure – die Kooperationen finden neben Davos auch mit der Lenzerheide und Flims statt – die einen Beitrag leisten können. Mit ihnen werden die Möglichkeiten angeschaut, Mitarbeitenden einen Mehrwert zu bieten. «Uns schwebt ein ‹all in one›-Paket vor, mit dem potenziellen Fachkräften die Entscheidung in Graubünden, in Davos zu arbeiten, leicht gemacht werden soll», sagt Küng. «Denn die Situation brennt.» Wenn die Betriebe die Probleme indiviuell angehen würden, bestehe die grosse Gefahr, dass der Effekt verpuffe. «Wir aber wollen damit ein Signal nach aussen senden.»
Ganzes Paket
So soll den Arbeitnehmenden ein spannender Job mit flexiblen Arbeitszeitmodellen angeboten werden. Was genau das heisst, ist allerdings noch offen. «In den Städten scheint sich eine Viertage-Woche zu etablieren, wo pro Tag länger, dafür einen Tag weniger gearbeitet wird», beschreibt Tamara Henderson, Präsidentin von Hotel Gastro Davos (HGD). Rückmeldungen aus der Davoser Gastroszene zeigten allerdings, dass die hiesigen Arbeitnehmenden diese Lösung aber gar nicht so spannend fänden. «Auch die Zimmerstunde findet durchaus ihre Liebhaber.»
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unterkunft. «Das ist ein Thema, das wir so rasch nicht und vor allem nicht alleine lösen können», sagt Henderson. Sie hätten deswegen Kontakt mit der Gemeinde aufgenommen, die auch keine schnelle Lösung habe. Derweil könnten vielleicht «Goodies», wie zusätzliche Angebote heutzutage heissen, den Ausschlag geben. Eine Möglichkeit, die angedacht wird, sind Saisonabonnemente für Gastromitarbeitende. Dazu ist man in Kontakt mit den Bergbahnen Davos Klosters einerseits und der Destination andererseits. «Doch was machen wir mit jenen, die gar keinen Wintersport betreiben?», fragt Henderson und zeigt damit gleich die Breite der Aufgabe auf. Kein Thema ist hingegen der Lohn. «Das ist für die Mitarbeitenden gar kein so grosses Anliegen», berichtet Henderson. «Was ihnen auf dem Magen liegt, sind vielmehr die Wochenendarbeit und die Abendeinsätze.» Fast am wichtigsten sei den Mitarbeitenden aber Wertschätzung. Sie zu zeigen, sei es mit einem freundlichen Wort oder einem gemeinsamen Moment, koste kaum etwas, mache aber für viele den Unterschied. «Da stecken wir mitten in einer Kulturwende, und die Arbeitgeber müssen sich in dieser Beziehung in Zukunft deutlich mehr Mühe geben.»
Der erste Schritt ist gemacht
So oder so, die Problematik ist erkannt, und anstatt erneut ins offene Messer zu laufen, wollen die Gastronomen aktiv Gegensteuer geben. «Demnächst führen wir unsere GV durch. Da werden wir dieses Thema diskutieren, Vorschläge machen und sehen, was und wie schnell wir es umsetzen können», sagt Henderson. «Wir müssen agieren, denn anderenfalls können wir nur noch schliessen.»
www.hospitality-lab.ch
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