Der Winter kann kommen auf dem Morteratsch
Rechtzeitig vor dem Winter wird die Bovalhütte oberhalb des Morteratschgletschers eingewintert. Für Hüttenwart Roberto Costa eine besondere Zeit im Jahr.
Rechtzeitig vor dem Winter wird die Bovalhütte oberhalb des Morteratschgletschers eingewintert. Für Hüttenwart Roberto Costa eine besondere Zeit im Jahr.
von Manuela Meuli, Michelle Zenklusen und Nadja Guetg
Die Temperaturen fallen unter null, der Boden friert und die Schneefallgrenze sinkt immer tiefer. Der Winter nähert sich. Wenn die Schneehasen ihr Winterfell erhalten und sich Murmeltiere für den Winterschlaf bereit machen, verabschieden sich auch die Menschen aus der ruhigen Berglandschaft oberhalb des Morteratschgletschers, die hier, auf 2495 Meter über Meer im Morteratschtal, die Bovalhütte bewirtschaften. Ende Oktober macht sich auch die Engadiner SAC-Hütte bereit für den Winterschlaf.
Bei den Arbeiten an vorderster Front ist natürlich Hüttenwart Costa. Er koordiniert das Ganze und streicht immer mal wieder einen Punkt von der To-do-Liste. Das Leben als Hüttenwart sei sehr streng, habe aber auch seine schönen Seiten, vor allem dann, wenn man die eindrückliche Natur geniessen könne, wie der Hüttenwart erklärt. Das Panorama, welches sich einem auf der Hütte bietet, ist eindrücklich. Denn nur wenige Hundert Meter unter der Hütte erstreckt sich der Morteratschgletscher über die felsige Landschaft. Costa verbringt bereits seit 18 Jahren jeden Sommer auf der Bovalhütte und bewirtet mit Leib und Seele seine Gäste.
Auch diesen Sommer verbrachte Costa fast durchgehend auf der Hütte. Bevor es nach vier Monaten Saison nun zurück ins Tal geht, stehen auf der Bovalhütte noch so einige Arbeiten an. So bringt zum Beispiel ein Helikopter am letzten Tag der Arbeiten einen Schreiner zur hoch gelegenen Bovalhütte. Die Holztüre der Hütte ist gerissen und muss neu verleimt werden. Hüttenwart Costa instruiert den Handwerker aus dem Tal. Er habe Angst, dass die Türe sonst den Winter nicht überstehe und er die Hütte voller Schnee vorfinden werde, so der Hüttenwart.
Dies ist aber nicht die wichtigste Arbeit, die an diesem Tag auf der Hütte erledigt wird. Denn statt Holz beschäftigt den Hüttenwart vielmehr das Wasser. Im Winter ist es besonders wichtig, dass in den Leitungen kein Wasser mehr ist. Dieses gefriert sonst und beschädigt die Leitungen und die Wasserpumpe, wie Hüttenwart Costa weiss.
Zurück in der Hütte heisst es dann noch WCs abpumpen und die Siphons abschrauben. Denn auch in der Hütte gibt es über den Winter keinen Tropfen Wasser. Auch sonst wird in der Hütte fleissig, gearbeitet. Das letzte Duvet wird noch zusammengefaltet und dann sind die Schlafzimmer auch schon fast fertig eingewintert. Dieses Jahr schneller als sonst, denn durch Corona mussten die Schlafplätze auf 65 Plätze reduziert werden. Die Hütte ist dunkel, denn in vielen Zimmern sind die Fensterläden bereits geschlossen. Einzig in der Küche wird noch geschrubbt und geputzt.
Diese Saison dauerte laut Costa etwa 120 Tage an. In dieser Zeit sei er nur etwa zehn Tage im Tal gewesen, der Rest der Zeit habe er auf der Hütte verbracht. Darum freut sich der Hüttenwart jetzt umso mehr darauf, wieder ins Tal zurückzukehren und wieder am «Luxusleben» teilzunehmen.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.