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Der Superjäger ist in Gefahr

Seit einigen Jahren ist der Bestand der Wanderfalken wieder rückläufig. Und zwar so stark, dass der Wanderfalke auf die Rote Liste gesetzt werden musste. Auch Graubünden ist keine Ausnahme. 

Südostschweiz
02.04.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Neue Gefahren: Wegen Pestiziden fast ausgestorben, erlebte der Wanderfalke nach deren Verbot ein Comeback. Nun holen aber neue Gefahren das schnellste Tier der Welt ein. 
Neue Gefahren: Wegen Pestiziden fast ausgestorben, erlebte der Wanderfalke nach deren Verbot ein Comeback. Nun holen aber neue Gefahren das schnellste Tier der Welt ein. 
Bild Pixabay

von Gianna Jäger und Manuela Meuli

In den 1960er- und 1970er-Jahren wäre der Wanderfalke fast ausgestorben. Grund dafür war der massive Einsatz von Pestiziden. Als die Umweltgifte später verboten wurden, erlebte der Wanderfalke in der Schweiz ein Comeback. Nun aber hat das schnellste Tier der Welt mit neuen Gefahren zu kämpfen, wie die schweizerische Vogelwarte im März mitteilte. Denn seit einigen Jahren ist der Bestand wieder rückläufig, sodass der Wanderfalke auf die Rote Liste gesetzt werden musste. Er gilt nun als «verletzlich». «Das bedeutet, dass die Tierart auch anderen Bedrohungen ausgesetzt ist, im Gegensatz zu Arten, die weniger vom Menschen tangiert werden», erklärt Andreas Kofler von der ornithologischen Arbeitsgruppe Graubünden (OAG) gegenüber Radio Südostschweiz. Er koordiniert die Erforschung des Wanderfalken im Kanton.

Die Gefahr von Mensch und Uhu 

Umweltgifte seien dieses Mal aber nicht Grund für den Rückgang des Bestands. Einerseits stelle der Mensch eine Bedrohung für den Wanderfalken dar. «Der Wanderfalke ist ein Beutegreifer, der nicht bei allen Leuten besonders beliebt ist», so Kofler. Dies führe dazu, dass das Tier aktiv verfolgt werde. In Graubünden seinen vor allem auch Störungen durch Sport- und Freizeitaktivitäten in den Felsregionen – dem Lebensraum der Wanderfalken – ein ernst zu nehmendes Problem. «Wir beeinträchtigen dadurch ihren Lebensraum sowie ihr Brutgeschehen», führt Kofler weiter aus. Es entstehe also eine Konfliktsituation. Eine weitere Ursache für den Rückgang ist die Zunahme des Uhus, dem natürlichen Fressfeind des Wanderfalken. «Der Uhu dringt in die Lebensräume des Wanderfalken ein, verdrängt ihn dort als Brutplatzkonkurrent oder bedroht ihn, indem er ihn angreift oder sogar tötet.»

«Wenn an einem Ort – sei es an einem Fels oder in einem Klettergebiet – Regeln kommuniziert werden, sollte man diese zwingend befolgen.»

Andreas Kofler, Koordinator Arbeitsgruppe Wanderfalke von der OAG

Damit man der Schrumpfung des Bestands entgegenwirken könne, müsse man zunächst wissen, wo überall Wanderfalken vorkommen. «Denn nur was man kennt, kann man auch schützen», so Kofler. Der Bestand des Wanderfalken werde in Graubünden auf etwa 20 bis 30 Brutpaare geschätzt. Damit diese Zahl nicht noch weiter zurückgehe, sei auch die Bevölkerung gefragt. «Wenn an einem Ort – sei es an einem Fels oder in einem Klettergebiet – Regeln kommuniziert werden, sollte man diese zwingend befolgen», betont er. 

Der Wanderfalke

Der Wanderfalke ist der grösste einheimische Falke. Als rasanter Jäger erbeutet er seine Nahrung, hauptsächlich Vögel, vor allem im Sturzflug und erreicht dabei die höchsten Geschwindigkeiten im Tierreich. Er brütet bevorzugt in Felsenwänden und Steinbrüchen, selten auch an hohen Gebäuden. Der Wanderfalke ist ein Kosmopolit und kommt praktisch auf der ganzen Welt vor. Trotz seines Namens sind nur die Populationen im hohen Norden Zugvögel, in der Schweiz ist der Wanderfalke ein Standvogel. Weitere Informationen gibt es unter: www.vogelwarte.ch/wanderfalke.

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