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Corona und Grippe – so sieht die Situation in Graubünden aus

Auch in Graubünden lagen zuletzt viele flach: wegen der saisonalen Grippe oder wegen Corona. Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki über die aktuelle Situation.

Südostschweiz
14.03.23 - 16:30 Uhr
Leben & Freizeit
Bündner Kantonsärztin: Marina Jamnicki spricht über die aktuelle Grippe- und Coronasituation in Graubünden.
Bündner Kantonsärztin: Marina Jamnicki spricht über die aktuelle Grippe- und Coronasituation in Graubünden.
Bild Olivia Aebli-Item

von Adrienne Krättli, Demian Spescha und Nicole Nett

In den vergangenen Wochen und über die Weihnachtstage verzeichnete die Region Südostschweiz eine hartnäckige Grippewelle. Diese Welle flacht nun wieder ab. Der Grippe-Peak ist überwunden. Wir haben darüber berichtet:

Neben dem Rückgang bei den saisonalen Grippefällen werden auch immer weniger Coronainfektionen registriert, auf dem Papier zumindest. Die Coronazahlen werden nämlich nicht mehr – wie in den letzten drei Jahren – gemessen, sondern nur noch mittels Stichproben. Wie die aktuelle Situation im Kanton aussieht, verrät die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki.

Marina Jamnicki, derzeit kursieren Krankheitserreger, welche die Atemwege betreffen. Wie ist die Situation?

Im Moment sind Krankheitserreger mit ähnlichen Symptomen wie beim Coronavirus im Umlauf. Dazu gehören das Influenza-, RSV- oder Coronavirus, aber auch die banale Erkältung. Diese Krankheiten werden alle ähnlich behandelt – nämlich mit Ruhe und fiebersenkenden Mitteln.

Das sagt Kantonsärztin Marina Jamnicki zur aktuellen Situation:

Video Demian Spescha

Auf der Website des Bundesamts für Gesundheit sind immer wieder Peaks zu erkennen, die ansteigende Coronazahlen veranschaulichen. Können Sie sich das erklären?

Bei den Peaks handelt es sich um den typischen Verlauf der Infektionswellen. Häufig gibt es saisonal grössere Wellen – meistens im Herbst und Winter. Es geht auf und ab. Aber auf jeden Fall sind es heute viel tiefere Infektionszahlen als noch vor einem Jahr.

Wie verlässlich sind denn die Zahlen? Heute wird ja immer weniger getestet.

Wir haben die Datenerfassung geändert. Vor einem Jahr wurde praktisch jede und jeder auf das Coronavirus getestet. Heute läuft dies mittels Stichproben. Es gibt ein Monitoring – unter anderem im Abwasser. So kann ein prozentualer Wert erfasst werden, wie viele Personen der Bevölkerung krank sind. Dies kann allerdings nicht auf den Einzelfall heruntergebrochen werden.

Corona oder saisonale Grippe: Beides sind sogenannte respiratorische Krankheiten. Hat sich der Krankheitsverlauf einer Coronainfektion in der Zwischenzeit verändert?

Wir haben in den vergangenen drei Jahren in der Schweiz eine sehr gute Immunität aufgebaut. 98 Prozent der Bevölkerung haben mittlerweile Antikörper gegen das Coronavirus. Entweder sind die Personen geimpft, genesen oder eine Kombination von beidem. Dies führt dazu, dass heute die Verläufe milder sind. Die grosse Ausnahme gibt es leider immer noch bei älteren Personen oder bei jenen mit Risikofaktoren – also mit schweren Grunderkrankungen. Da hält der Schutz nicht so lange an und tendenziell haben sie die schwereren Verläufe. 

«Entweder sind die Personen geimpft, genesen oder eine Kombination von beidem. Dies führt dazu, dass heute die Verläufe milder sind.»

Marina Jamnicki, Kantonsärztin Graubünden

Sollten ältere Personen oder Risikopatienten sich weiterhin boostern lassen?

Wir haben immer noch die Impfempfehlung vom letzten Winter. In Vorbereitung sind nun weitere Empfehlungen für den Frühling. In der Phase von wenigen Coronafällen muss nicht unbedingt geimpft oder geboostert werden. Die Situation ist ähnlich wie im letzten Frühling und Sommer.

Für Risikopatienten ist Corona nach wie vor ein gefährliches Virus. Wie ist die Auslastung in den Bündner Spitälern?

Wir hatten vor einer Woche etwa 15 Personen hospitalisiert, welche an Corona erkrankt sind. Sie kamen ins Spital mit Symptomen und hatten dann einen positiven Test. Das sind viel weniger Patienten als noch zu Corona-Spitzenzeiten. Da es im Moment eher ruhig in den Bündner Spitälern ist, lässt sich die Situation gut bewältigen.

Wie sieht es mit der Sterblichkeitsrate wegen Corona aus?

Der letzte Todesfall wegen Corona war im vergangenen Winter, als eine ältere Person verstarb. Statistisch gesehen sterben nach wie vor vermehrt Personen, die über 80 Jahre alt sind. Der grosse Schrecken ist aber auch hier vorbei und somit auch die tödliche Bedrohung des Coronavirus.

Ist das Virus vergleichbar mit der normalen Grippe?

Auch die normale Grippe sollte nicht unterschätzt werden, denn jedes Jahr gibt es einige Todesfälle wegen dieser. Die Pandemie hat uns aber gelehrt, dass wir stets aufpassen und uns schützen sollten. Ab und zu sieht man auch heute noch Leute mit Masken. Oder wenn jemand erkrankt ist, bleibt sie oder er eher zu Hause. Man befolgt die Hygienevorschriften. Das sind alles Elemente, um die Übertragungen möglichst gering zu halten.

«Man befolgt die Hygienevorschriften. Das sind alles Elemente, um die Übertragungen möglichst gering zu halten.»

Marina Jamnicki, Kantonsärztin Graubünden

Wie ist der Wissensstand bezüglich Long Covid?

Nach wie vor gibt es Patientinnen und Patienten, die an Long Covid erkranken. Langzeiterkrankungen kennt man allerdings von allen viralen Krankheiten. In der Folge haben wir auch wegen Corona mehr Fälle mit Langzeitauswirkungen. Gerade mit Blick auf eine gute Therapie bestehen noch viele Fragezeichen. Da stehen noch viele Aufgaben an, medizinisch und auch gesellschaftlich.

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