«Meine Berufung: Priester»
Der baldige Primiziant und Vikar Ernst Niederberger erklärt im Interview, was ihn motiviert hat, Priester zu werden.
Der baldige Primiziant und Vikar Ernst Niederberger erklärt im Interview, was ihn motiviert hat, Priester zu werden.

Ernst Niederberger, Sie wirken seit gut eineinhalb Jahren in der katholischen Pfarrei Davos und werden am Samstag, 25. März, in der Kathedrale Chur durch Diözesanbischof Joseph Maria Bonnemain zum Priester geweiht. Am 26. März um 10.15 Uhr feiern Sie Ihre Primiz – die erste Heilige Messe – in Davos in der Marienkirche. Wie kommt ein junger Mensch wie Sie dazu, Priester zu werden?
Ich bin in Buochs (NW) auf einem Bauernhof mit fünf Geschwistern aufgewachsen. In der Familie und meiner Heimatpfarrei wurde mir der Glaube weiter-gegeben. Dieser Glaube musste aber zu meinem eigenen Glauben werden. Dies geschah vor allem dadurch, dass ich überzeugten Mitchristen und Priestern begegnet bin, die mich beeindruckt haben. Sie haben mir ein authentisches christliches Leben vorgelebt und mir in meinem Fragen und Suchen nach Gott und nach dem Sinn in meinem Leben geholfen. So durfte ich unseren christlichen Glauben in all seinen Formen schätzen lernen.
Wie sah ihr Weg hin zum Priester aus?
Nach dem Abschluss meiner Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt und der Berufsmatura ging ich an die Theologische Hochschule und das Priesterseminar St. Luzi in Chur. Dort konnte ich prüfen, ob ich wirklich zum Priester berufen bin. Nach fünf Jahren Studium habe ich meinen Master in Theologie abgeschlossen. Nun bin ich seit dem 15. August 2021 zur praktischen Ausbildung in der katholischen Pfarrei Davos. Hier werde ich durch Dekan Kurt Susak in alle pastoralen Bereiche einer Pfarrei eingeführt und durfte schon viele bereichernde Erfahrungen sammeln. Die Arbeit hier in Davos macht mir viel Spass, da viele Menschen unsere Angebote schätzen, das Pfarreileben äusserst vielfältig ist und ein sehr gutes Klima in der ganzen Pfarrei herrscht.
Priester haben aktuell nicht das beste «Image». Ihnen wird pauschal Klerikalismus sowie geistlicher und sexueller Machtmissbrauch vorgeworfen. Wie geht es Ihnen damit?
Dieser komplexe Themenbereich hat mich in meinem Ausbildungsweg sehr betroffen gemacht. Zum einen, weil das Versagen einzelner Priester und der Kirche als Institution in gewissen Bereichen unbestreitbar ist, zum anderen, weil dies alles zu einer gesellschaftlichen Pauschalverurteilung geführt hat. Ich habe während meiner Ausbildung mehrere Vorlesungen, Seminare und mehr als zehn Weiterbildungstage zu diesem Themenbereich absolviert. Daher denke ich, dass die katholische Kirche heute auf einem guten Weg ist, meiner Meinung nach sogar auf einem besseren als viele andere Institutionen. Daher ist es nun wichtig, dass wir alle, die zur Kirche gehören, ihr wieder ein neues und schönes Gesicht geben, damit sich die Menschen in der Kirche geborgen fühlen und die Kraft des Glaubens erfahren dürfen. Dazu will ich meinen Teil beitragen.
In welchen Bereichen werden Sie als Priester arbeiten?
Die Pfarrei Davos ist sehr vielfältig und lebendig. So ist man als Priester und auch davor als Diakon in fast allen Bereichen einer Pfarrei tätig. Im Religionsunterricht, in den Kliniken, in der Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit, an Projekttagen, bei Beerdigungen, bei ökumenischen Anlässen, Lagern, in der Caritas, der Arbeit mit Bedürftigen, im Bereich der ganzen Verwaltung und in den vielfältigen Gottesdiensten und Anlässen der Pfarrei. Das Feiern der sieben Sakramente ist in der katholischen Kirche dem Klerus anvertraut. Dazu gehören Diakone, Priester und Bischöfe. Als Diakon durfte ich bereits Wortgottesdienste, Predigten, Taufen, Beerdigungen und auch Hochzeiten feiern. Als Priester kommen die Sakramente der Versöhnung (Beichte), der Krankensalbung und das Feiern der Eucharistie (Heilige Messe) dazu, worauf ich mich besonders freue.
Wollen Sie unseren Lesern noch etwas sagen?
Der Pfarrei Davos sei ein riesiges und herzliches «Vergelts Gott» ausgesprochen. Es ist für mich eine grosse Freude, hier in Davos wirken zu dürfen und von so vielen Menschen wohlwollend unterstützt zu werden. (pd)
Livestream und Einladung zur Primizmesse
Am Sonntag, 26. März, darf ich in der Marienkirche Davos um 10.15 Uhr meine erste Heilige Messe, die Primiz, feiern. Alle sind ganz herzlich dazu eingeladen. Die Primiz wird live im K-TV übertragen. Anschliessend darf im Pfarreizentrum gemeinsam mit einem feinen Mittagessen weitergefeiert werden, bevor um 15 Uhr in der Kirche der spezielle Einzelsegen, der sogenannte Primizsegen, von mir durch Handauflegung und Segen gespendet wird. Ich freue mich auf alle, die mit mir mitfeiern.
Ernst Niederberger