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50 Jahre Wärchstuba, «Chranzän» und Adventsverkauf

1970 wurde die Wärchstuba Klosters gegründet. Seither hat sich deren Angebot immer wieder gewandelt und erweitert. Ebenfalls so «jung» ist der Adventsverkauf in Klosters.

Klosterser
Zeitung
25.11.21 - 05:56 Uhr
Leben & Freizeit

Dieser wird seit 1992 als Weihnachtsmarkt durchgeführt. Zuerst auf dem Kirchplatz, dann beim Primarschulhaus und seither auf der hinteren Bahnhofstrasse.

Die Gründung der Wärchstuba

Im Frühling bis Herbst 1970 bemühten sich umtriebige Klosterser Frauen und der Pfarrer um Räumlichkeiten für kunst- und handwerkliches Schaffen mittels Kursen unter fachkundiger Leitung und Hilfestellung für alle zu ermöglichen. Kurzerhand wurden die Aktivitäten unter dem Namen «Wärchstuba» gebündelt. Ideen waren füglich vorhanden und ein erstes Kursprogramm zügig erstellt. In vielen Gesprächen sowie ordentlichem Schriftverkehr mit den Gemeindeoberen konnte eine räumliche Lösung im alten Rathaus zur Verfügung gestellt werden. Bereits auf den Winter 1970 besuchten die acht Kurse insgesamt 79 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Ein Jahr später, 1971, besuchten 120 Kursteilnehmer das auf 12 Kurse erweiterte Angebot. Weitsichtig organisierten die Initianten eine Spendensammlung bei den einheimischen Geschäften und Unternehmungen zugunsten einer Neumöblierung der Wärchstuba – mit ansprechendem Ergebnis. Die erste Durchführung eines Adventsverkaufs mit Kaffeestube im Dezember 1971 war ein Riesenerfolg. Die Kirchgemeinde verzichtete zugunsten der prosperierenden Wärchstuba auf einen Adventsverkauf.

Am 2. März 1972 eröffnete die neumöblierte Wärchstuba mit einer Ausstellung die Türen für alle Einheimischen und Gäste zur Besichtigung. Das Jahr erreichte mit rund 20 Kursen mit 210 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern einen weiteren Erfolg.

Die vorweihnachtliche Zeit bescherte der Wärchstuba ordentlich Zuspruch, denn es wurde «gchranzät» was das Zeug hielt. Ein Jahr später, 1973, wurden 22 Kurse angeboten, die von 244 Personen besucht wurden.

In der Vorweihnachtszeit musste für das «Chranzän» in den Kirchgemeindesaal ausgewichen werden. Mit dem Verkaufserlös aus den Adventskränzen, der Kaffeestube und Hilfe der Bäuerinnen-Vereinigung konnten im Kanton Graubünden drei durch einen Brand geschädigte Bauernfamilien mit je 1000 Franken unterstützt werden.

In den folgenden Jahren wurden jährlich 100 bis 140 Kränze gebunden und während des Adventsverkaufs angeboten. Fortan erhielt auch die Gemeinde als Dank einen Adventskranz. Deren Obere waren sichtlich überrascht. Doch allmählich stellten die Räumlichkeiten im alten Rathaus für ein erweitertes Kursangebot und den vorweihnachtlichen Anlass den Verantwortlichen knifflige Fragen.

Über das Jahr 1974 nahmen 299 Leute an 31 Kursen teil. Im August wurde mit dem Einsammeln von allerlei Trockenblumen, Tannzapfen und Ähnlichem bei Freiwilligen geworben, um im Spätherbst die Arbeiten für die Adventszeit aufzunehmen. Der jährliche Adventsverkauf und die dazugehörende Kaffeestube füllten die Wärchstuba gänzlich und es drohten die historischen Balken zu bersten.

Wie immer in solchen Situationen, bemühte frau sich mit den Gemeindeoberen um eine pragmatische Lösung: Dem Antrag im Sommer 1992, den Adventsverkauf zusammen mit Kaffeestube auf den Kirchplatz verlegen zu dürfen, wurde stattgegeben. Am 28./29. November konnte erstmals der traditionelle Adventsverkauf auf dem geräumigen Kirchplatz als Weihnachtsmarkt mit einem grösseren Angebot an vielen Ständen durchgeführt werden.

Doch auch der Kirchplatz war ausserstande, das weitere Wachstum des jährlichen Weihnachtsmarktes aufzunehmen. Gross war die Freude 1995, als der Weihnachtsmarkt vom Kirchplatz auf den Primarschulhausplatz verlegt werden durfte. Jahre später wurde erneut eine Verlegung notwendig, auf die hintere Bahnhofstrasse, wo der Weihnachtsmarkt bis heute stattfindet.

Zurück zum Anfang der Wärchstuba und den Klosterser Adventsverkauf mit Kaffeestube. Ein Dankeschön gebührt Elisabeth Gloor-Steiger für den Einblick in ihre Alben und die ausführlichen Gespräche.

50-jähriges Jubiläum

Die schriftliche Urkunde, NR 137, datiert mit 22.3.2000, bestätigt: Die Wärchstuba Klosters feierte im verflossenen Jahr, den 20. November 2020, das 50–jährige Bestehen. In der Öffentlichkeit war kein Wort darüber geäussert worden, was mit Sicherheit der fortschreitenden Seuche geschuldet ist. – Zitat: «Den im Frühjahr 1970 begonnenen vorbereitenden Massnahmen, die sich vor allem durch äusserster Hartnäckigkeit der damaligen Initiantinnen – Dorli Brosi-Prader, Käthi Barblan und Elisabeth Gloor-Steiger – ausgezeichnet hatten, war schon im Spätherbst des gleichen Jahres Erfolg beschieden gewesen, als der damalige Gemeindevorstand am 20. November sein Einverständnis zum Vorhaben bekundet und mit dem Bereitstellen der nötigen Räume samt Inventar eine wesentliche Voraussetzung für den eigentlichen Kursbeginn geschaffen hatte.

Wesentliches Element der damals geschaffenen Grundlagen bildete das Führen einer Koordinationsstelle, welcher das Anmelde- sowie das Kontrollwesen der Räume oblag. Diese Funktion beinhaltete weiter die Aufgabe einer Kontaktstelle zur Gemeinde.

Mit all dem war anfänglich Madeleine Jenny-Schwendener beauftragt gewesen. Im Vorfeld des 30-jährigen Bestehens, im November 2000, wurde von der Wärchstuba das Anliegen an die Gemeinde getragen, der Wärchstuba auch im neuen Jahrtausend behilflich zu sein und zusammen mit dem Team für eine gute Basis auch in der Zukunft zu sorgen. – Konkret wurde von den Wärchstuba-Verantwortlichen gegenüber der Gemeinde signalisiert, dass es wünschbar wäre, wenn diese Koordinationsstelle vom Vorstand neu bestimmt werden könnte. Der Vorstand bekundete Bereitschaft, den Anliegen zu entsprechen.

Die personelle Besetzung wurde dem Gemeindeschreiber mitgeteilt, worauf der Vorstand einen Beschluss über sieben Punkte schriftlich verfasste, gezeichnet durch Gemeindepräsident Ruedi Hübscher und den Gemeindeschreiber. Ein ehrfürchtiges Staunen, für eine unglaubliche bodenständige Meisterleistung.

Was uns jetzt noch bleibt, eine sehr hohe Wertschätzung gegenüber dem Geleisteten! Der Jubilarin nachträgliche herzliche Gratulation, den Initiantinnen ein riesengrosses Dankeschön für den unermüdlichen Einsatz zur Erhaltung alten Handwerkes, Applaus! Den jetzigen Kursleiterinnen und -leitern gebührt ausserordentlicher Dank für die stete Aufrechterhaltung und Pflege des alten Handwerkes, vermittelt mit kurzweiligen lehrreichen Kursen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung.

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