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Churerinnen und Churer vermehrt auf Sozialhilfe angewiesen

Der Kennzahlenbericht zur Sozialhilfe 2020 zeigt, dass in Chur besonders Familien von Armut betroffen und auf die Sozialhilfe angewiesen sind. Die Fallzahlen sind im laufenden Jahr wieder gesunken.

Südostschweiz
26.10.21 - 14:16 Uhr
Leben & Freizeit
Ausländische Einwohnende sowie Alleinerziehende haben das grösste Risiko, von der Sozialhilfe abhängig zu werden.
Ausländische Einwohnende sowie Alleinerziehende haben das grösste Risiko, von der Sozialhilfe abhängig zu werden.
Symbolbild

Der am Dienstag veröffentlichte Bericht zur Sozialhilfe 2020 zeigt: Ein besonders hohes Sozialhilferisiko besteht bei alleinerziehenden Eltern mit ihren Kindern, bei den 36- bis 45-Jährigen sowie bei Ausländerinnen und Ausländern. Die Stadt Chur, welche Teil der Analyse von 14 Städten ist, weise den zweithöchsten Anteil an Geflüchteten auf, schreiben die Verantwortlichen in einer Medienmitteilung.

Mehr Einwohnende, mehr Sozialhilfebeziehende

Im Jahr 2020 verzeichnete die Stadt Chur 1,7 Prozent mehr Einwohnende als noch im Vorjahr. Die Anzahl der Sozialhilfefälle stieg ebenfalls – um satte 4,8 Prozent. Zu einem Fall gehören teilweise mehrere Personen – weshalb die Anzahl unterstützter Personen gar um 7,8 Prozent angestiegen ist. Mit einem Blick auf die aktuellen Sozialhilfefälle könne aber Entwarnung gegeben werden, heisst es. Denn über den Sommer 2021 seien die Fallzahlen bereits wieder unter das Niveau vor der Pandemie gesunken. 

Integration von Flüchtlingen fordert die Stadt

Der Anteil geflüchteter Menschen beträgt in Chur 2,68 Prozent. Im Vergleich sei dies sehr hoch, heisst es in dem Bericht. Das Sozialhilferisiko der ausländischen Bevölkerung sei in der Stadt Chur stark erhöht – und die Tendenz steigend. Im Fokus habe die Stadt aber auch den Fakt, das Phänomen des wiederholten Sozialhilfebezugs, heisst es. Betroffene würden es zwar schaffen, sich von der Sozialhilfe zu lösen, aber unvorhergesehene Ausgaben wie eine Zahnarztrechnung würden schnell wieder zurück zur Sozialhilfe führen. Auch instabile Arbeitsverhältnisse wie Saison-, Teilzeit- oder Temporärarbeit brächten entsprechende Risiken mit sich.

Auch Haushalte mit minderjährigen Kindern sind gefährdet. Sie haben in Chur ein doppelt so hohes Sozialhilferisiko wie Haushalte ohne Minderjährige. Davon seien besonders Einelternhaushalte betroffen – meist Frauen, nach einer Trennung oder Scheidung. Mehr als jeder vierte Einelternhaushalt in Chur bezieht Sozialhilfe. Deshalb setzt die Stadt Chur, wie sie schreibt, weiter konsequent auf die Förderung der familienergänzenden Kinderbetreuung sowie auf die Aus- und Weiterbildung von Sozialhilfeempfängern.

Im Kennzahlenbericht der Städteinitiative Sozialhilfepolitik und der Berner Fachhochschule wurden insgesamt 14 Städte analysiert. Nebst Chur sind dies Zürich, Basel, Lausanne, Bern, Winterthur, Luzern, St. Gallen, Biel, Schaffhausen, Uster, Zug, Wädenswil und Schlieren.

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