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Der Neubau der Marti AG erhält den 3. Preis für Architektur in Holz

Die Marti AG Holzbau wird für ihr neues Zimmereigebäude mit dem Prix Lignum für gutes Bauen mit Holz ausgezeichnet. Am Anfang stand ein Grossbrand, der ihr altes Gebäude in Matt zerstörte.

Fridolin
Rast
02.10.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Zukunftsweisende Bauten mit Holz bekannt machen, das ist das erklärte Ziel des Prix Lignum, welcher von der Dachorganisation der Schweizer Holzwirtschaft verliehen wird.

Zukunftsweisend ist im Glarnerland der Neubau der Zimmerei und Schreinerei der Marti AG in Matt. Denn dieser Bau, den die Firma nach einem zerstörerischen Brand am 24. September 2017 erstellte, gewinnt den dritten Rang in der Prix-Lignum-Region Ost. Zugelassen waren Bauten, Innenausbauten, Möbel und Kunstwerke aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein aus den Jahren 2017 bis 2021, wie Lignum in einer Medienmitteilung schreibt.

Bauen in allen Massstäben

«Die Zimmerei und Schreinerei in Matt im dritten Rang ist beispielhaft für viele Werkhallen, die im ländlichen Raum stehen», heisst es in der Mitteilung, die zum Neubau den Titel setzt: «Tragen und zeigen.» Die Firma sei ein traditionsreiches Unternehmen, das im Glarnerland seit 1903 vom Tisch bis zum Mehrfamilienhaus in allen Massstäben baue.

Der Ersatzneubau setze nach dem Brand von 2017 an der Tradition an und führe sie fort. «Die Familie Marti zeigt darin ihr holztechnisches Können in allen Möglichkeiten und Facetten.» Während Werkhallen oft im Detail belanglos gestaltet würden, setze der Marti-Neubau auf Feinheiten, überspanne aber den Bogen nicht.

Lignum lobt denn auch die sorgfältig entworfene Fassade, die klug materialisiert sei und das Holz auch sorgfältig gegen Wetter und Fäulnis schütze. Das Gebäude hat eine Grundfläche von 25 mal 70 Meter. Nur die Decke über dem Erdgeschoss und die bergseitige Wand seien betoniert, um die Anforderungen an Schall, Brandschutz und Erdrutschrisiko zu erfüllen.

Alles andere ist Holz, und Lignum schreibt: «Elegante Bogenbinder überspannen die grosse Zimmereihalle, dank Zugkabeln sind sie besonders schlank dimensioniert. Zusammen mit den Stützen und den hohen Fenstern sorgen sie für ein angenehmes Arbeitsambiente mit eindrücklichem Ausblick in die Berge.»

Vorliebe perfekt umgesetzt

Die Vorliebe des Bauherrn für Holz und seine Vielfalt setze sich in der Innenarchitektur fort, heisst es weiter: Die Büroräume seien alle gleich gestaltet, aber mit unterschiedlichen Holzarten ausgeführt, in heimischer Fichte, Eiche und Lärche.

So mache die Firma ihr Können sichtbar, ohne dass die Architektur zum Materiallager verkomme. Auch halte der Innenausbau die delikate Balance zwischen traditionellem Handwerksbetrieb und feinen, elaborierten Details. «Anschaulich erfahren die Besucher die Schönheit und Vielfalt der Gestaltung mit Hirnholz, Fries im Bodenbelag oder Latten in der Akustikdecke oder in der Wandverkleidung.» So sei Holz stets im Blick, nicht zu aufdringlich und perfekt umgesetzt. Der Bau in Matt hat dank dem einheimischen Bau- und Werkstoff auch das Label CH-Holz.

Fünf Anerkennungspreise

Den Preis verleiht Lignum heuer zum fünften Mal seit 2009 gesamtschweizerisch und in fünf Preisregionen (siehe Box). In der Region Ost gewinnt das Landwirtschaftliche Zentrum St Gallen in Salez den ersten und der Umbau eines Alpgebäudes in St. Antönien den zweiten Rang. Ausserdem werden fünf Anerkennungen ausgesprochen:

  • für die Primarschule Feld im sanktgallischen Azmoos,
  • für das Einfamilienhaus La Casetta in Segnas,
  • für eine Küche in einer renovierten Churer Altstadtwohnung,
  • für das Internationale Höhentrainings- und Wettkampf-Zentrum in St. Moritz
  • für das Haus Frasnelli in Bonaduz (alle in Graubünden)

Alle drei Jahre zeichnet der Prix Lignum die besten neuen Arbeiten mit Holz aus – vom Möbel über den Innenausbau bis zur ganzen Wohnsiedlung. Unter 15 Rängen aus fünf Grossregionen vergibt die Jury drei nationale Preise: Gold, Silber und Bronze. Gold geht dieses Jahr an die Wohnüberbauung Maiengasse in Basel, Silber an das Landwirtschaftliche Zentrum St. Gallen in Salez und Bronze an eine Aufstockung in Vevey. Ein einfaches Möbel und ein Innenausbau erhalten den erstmals durchgeführten Sonderpreis Schreiner. Insgesamt wurden 530 Arbeiten eingereicht.

Auf nationaler Ebene wurden die Preise am Donnerstag, regional am Freitag vergeben. Im Verlag Hochparterre erscheint dazu ein Themenheft in drei Sprachen mit der Vorstellung aller 41 Preisträger als Beilage zur nächsten Ausgabe des Architekturmagazins.

Alle eingereichten Projekte werden auf der Prix-Lignum-Website präsentiert, und eine Wanderausstellung zeigt die Preisträger bis Ende 2022 in allen Landesteilen. (mar)

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