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Form der Steine ist für Schadensrisiko bei Steinschlägen entscheidend

Forschende des SLF und der ETH Zürich haben während vier Jahren Steinschlagexperimente durchgeführt. Ihre neuen Erkenntnisse sind wichtig für die exaktere Gefahrenbeurteilung.

Südostschweiz
20.09.21 - 19:52 Uhr
Leben & Freizeit
Bei Steinschlagexperimenten in den letzten vier Jahren sammelten die Forschenden Daten, mit denen sich Gefahrensituationen durch Steinschläge besser einschätzen lassen.
Bei Steinschlagexperimenten in den letzten vier Jahren sammelten die Forschenden Daten, mit denen sich Gefahrensituationen durch Steinschläge besser einschätzen lassen.
Pressebild

Oft können Computermodelle einen drohenden Steinschlag voraussagen. Sie berechnen auch, wie weit herabfallende Steine rollen können und ob für Siedlungen Gefahr droht. Wie Masse, Grösse und Form eines Steins dessen Bewegung beeinflussen, können die Modelle aber nicht ausreichend berücksichtigen. Dafür fehlten bisher entsprechende Messdaten.

Forschende des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und der ETH Zürich haben nun vier Jahre lang genau solche Daten gesammelt. In einer Mitteilung und in der Fachzeitschrift «Nature Communications» teilte das Team seine Resultate. Die wichtigste Erkenntnis ist demnach, dass es viel stärker von der Form als von der Masse eines Steins abhängt, in welche Richtung er rollt.

Würfelförmige und radförmige Steine haben ganz andere Eigenschaften

Würfelförmige Brocken donnern den Hang in der Falllinie hinunter. Radförmige Steine hingegen ziehen häufig zur Seite weg und können so einen viel breiteren Bereich am Hangfuss gefährden, wie es in der Mitteilung heisst. «Das muss bei der Einschätzung von Gefahrenzonen berücksichtigt werden, aber auch bei der Platzierung und Dimensionierung von Steinschlagnetzen», lässt sich Andrin Caviezel zitieren. Er ist Forscher am SLF und Hauptautor der Studie. Radähnliche Steine würden zum Beispiel mit der schmalen Seite in Steinschlagnetze prallen. Damit konzentriere sich ihre Energie auf eine viel kleinere Fläche. Schutznetze müssten also stärker sein, heisst es in der Mitteilung.

Im Rahmen der vierjährigen Experimente liessen die Forschenden künstliche Steine aus Beton nahe dem Flüelapass hinabrollen.  Dabei verglichen sie verschiedene Formen und Masse, rekonstruierten die kompletten Flugbahnen und bestimmtem Geschwindigkeiten, Sprunghöhen und Flugbahnen. Gemäss Mitteilung fliessen diese Daten nun in das institutseigene Simulationsprogramm ein. Zudem wird der Datensatz auf der Plattform «Envidat» auch für andere Forschungsgruppen frei zugänglich sein. Diese können damit neue Modelle entwickeln, welche die Realität noch genauer als bisher abbilden und den Schutz vor Steinschlag verbessern, wie es in der Mitteilung heisst. (so)

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